Heilige Elisabeth
800 Jahre Gründung Krankenhospital Gotha

5Bilder

Elisabeth – 800 Jahre Krankenhospital Gotha

In diesem Jahr feiert Gotha die 800-jährige Gründung des ersten Hospitals der Heiligen Elisabeth. Solche Anlässe geben uns immer wieder gerne die Gelegenheit uns mit der Geschichtskultur auseinanderzusetzen und zu erinnern.

Landgräfin Elisabeth von Thüringen ist immer noch eine der beeindruckensten Frauen in der Kirchengeschichte, auch heute ist sie noch sehr bekannt und beliebt. Ihr Herz gehörte den Armen. Unter dem Einfluss des Evangeliums und ihrer überaus großen Liebe zu Gott und ihrer Frömmigkeit wirkte sich ihre Nächstenliebe zu den Menschen aus, besonderen den Hungernden und auch den Kranken.

Der Name Elisabeth kommt aus dem hebräischen und bedeutet: Gott ist Fülle.

Elisabeth wurde im Jahre 1207 im nordostungarischen Sarospatak geboren und kam als 4-jährige auf den Thüringen Landgrafenhof, um hier in der Familie ihres zukünftigen Mannes aufzuwachsen und erzogen zu werden.

Man fragte sich auf dem Thüringer Landgrafenhof, ob Elisabeth auch die geeignete Ehefrau für den Landgrafen sei und erwog, sie eventuell wieder nach Ungarn zurückzuschicken, da sie ihren eigenen Kopf hatte. Doch Ludwig liebte Elisabeth und ließ sie nicht mehr gehen. Selbst in der Ehe sprachen sie sich noch „mein lieber Bruder“ und „meine liebe Schwester“ an.

Elisabeth muss sich wohl oft in Reinhardsbrunn aufgehalten haben, da das ehemalige Kloster als Hauskloster und Grablege der Ludowinger genutzt wurde. Aus der kurzen, aber glücklichen Ehe mit Ludwig gingen 2 Kinder hervor, ihr 3. Kind, die Tochter Gertrud, wurde nach dem Tode von Ludwig geboren. Ludwig starb im 5. Kreuzzug. Nach dem Tode ihres geliebten Mannes war Elisabeth ganz und gar den Anfeindungen seiner Verwandtschaft ausgesetzt, deshalb verließ sie mit ihren 3 Kindern und Dienerinnen die Wartburg. Doch sie stellte sich den Weggang vom Hofe leichter vor. Nirgends wurde sie aufgenommen, sodass sie schließlich in einem ehemaligen Schweinestall unterkam. Ihr Onkel, der damalige Bischof von Bamberg ließ sie schließlich gegen ihren Willen nach Bamberg bringen. Er schlug ihr eine Wiedervermählung vor, die sie jedoch vehement ablehnte. Im Frühjahr 1228 konnte sie sich der Aufsicht ihres Onkels entziehen, da sie sich dem Leichenzug ihres Mannes Ludwig anschloss, der von Italien zurück nach Thüringen überführt wurde. Nach der Beisetzung in Reinhardsbrunn kam es zu einem großen Konflikt, man wollte ihr die Witwengüter, die ihr zustanden, nicht auszahlen. Doch Konrad von Marburg, ihr Beichtvater, dem Elisabeth unterstellt war, konnte für sie eine Entschädigung aushandeln, die u. a. Ländereien in Marburg zur lebenslangen Nutzung beinhalteten. In Marburg baute Elisabeth ihr 4. Spital, wo sie bis zu ihrem Tod im Alter von 24 Jahren als Spitalschwester mitarbeitete.

Elisabeth selbst arbeitete in den von ihr geründeten Hospitälern stets als einfache Spitalschwester im „grauen Gewand“ – „soror in saeculo“ (Schwester in der Welt). Es zeigte an, dass sie sich im geistlichen Stand befand.

Sehr früh schon nannte man sie Mater pauperum – Mutter der Armen. 4 Jahre später wurde sie heiliggesprochen.

Elisabeth von Thüringen begnügte sich nicht nur mit dem Geben von Almosen. Sie kümmerte sich selbst um Kranke und Bedürftige. Sie spann Wolle, webte daraus Tücher und verteilte sie selbst an die Armen. Besonders liebevolle Zuwendung schenkte sie den Kindern, selbst Aussätzige und verkrüppelte Kinder streichelte und liebkoste sie. Sie selbst half bei der Austeilung der Speisen mit. Elisabeth hatte zwar nach Aussagen ihres Beichtvaters Kenntnisse über Medizin und Pflege, jedoch konnte er keine Angaben machen, woher sie diese hatte. Hier unterschied sich Elisabeth sehr zu Hildegard von Bingen (*1098, +1179), die sich ihr medizinisches Wissen im Kloster aneignete. Es ist m. E. sehr wahrscheinlich, das Elisabeth im Rahmen ihrer Ausbildung am Hofe auch Zugriff auf die Werke von Hildegard von Bingen hatte. Diese gehörten damals zur „Standardausstattung“ der ordensnahen Klöster, wie auch des Benediktinerklosters in Reinhardsbrunn.

Durch ihre Barmherzigkeit und ihre überaus große Fürsorge zu den Bedürftigen, Armen und Kranken zählt Elisabeth heute noch zu den modernen Heiligen. Sie ist Vorbild für die Nächstenliebe und wird konfessionsübergreifend verehrt. Das sieht man auch daran, dass viele Einrichtungen wie Krankenhäuser, Kirchen und auch Palliativzentren heute noch ihren Namen tragen.

Elisabeth schämte sich nicht der Armut, auch war es ihr egal Außenseiterin zu sein. Obwohl in dieser Zeit die Frauen im mitteleuropäischen Raum in der Minne hochverehrt wurden, nahmen sie doch eine andere Stellung in der Gesellschaft, als heutzutage ein. Dafür ist sie heute noch als große Persönlichkeit zu bewundern und wenn man bedenkt, dass Elisabeth hier in Reinhardbrunn verweilte, diesem einmaligen besonderen Ort, der direkt vor unserer Haustüre ist, erkennen wir einmal mehr, was für eine Besonderheit Reinhardsbrunn nahe Gotha darstellt.

Elisabeth kopierte nicht einfach bestehende Vorbilder verschiedener Orden außerhalb Thüringens. Schon damals waren die Architektur und der Baustil ihrer Hospitäler so konzipiert, dass sie sozusagen Schutzräume für Kranke, Bedürftige und Obdachlose waren. Sie baute ihr eigenes erstes Hospital zusammen mit Ludwig IV. in Gotha. Von 1221 an baute man daran, bis es 1223 unter dem Namen „Hospital Maria Magdalena“ eröffnet wurde.[1]

Der Bau wird in unmittelbaren Zusammenhang mit Missernten und dadurch bedingten Versorgungsengpässen dieser Zeit gebracht. Das Haus wurde den Lazarittern überstellt und ist damit der Gründungsakt der UrKommende der Lazarus-Brüder in Gotha.

Hospitäler, Lazarette usw. wurden meistens am Rande der Stadt gebaut, so auch das vorgenannte Hospital in Gotha, dieses lag nahe dem Brühler Tor (im Brühl). Auch war es üblich, diese Hospitäler mit einer Hauskapelle auszustatten. 1719 wurde eine Erneuerung des Gebäudes im Barockstil fertiggestellt, bis 1973 diente es als Pflegeheim, heute wird es als Frauenzentrum genutzt.

Anlässlich des Jubiläums hat die Stadt Gotha vom 28. Bis 30. Juli 2023 ein Fest geplant, worauf es sich heute schon freuen lässt. Viel Freude dabei.

[1] Quellen: Stiftungsurkunde des Hospitals Maria Magdalena von Landgraf Ludwig IV., Gemahl der heiligen Elisabeth, Datierung: um 1223 – 1226, Pergament, 16 x 20 cm, Archivportal Thüringen, ... zum Hause des Hospitals zu Gotha gehörend, für die Brüder St. Lazari vom Hause ...; https://www.st-lazarus-orden.de/aktuelles/wussten-sie/details/news/elisabeth-von-thueringen/

Bürgerreporter:in:

Martina Giese-Rothe aus Friedrichroda

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.