Ab und zu "lässt mich meine Frau von der Leine"...

3. April 2010
Deutschland, 10178 Berlin
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Nach der „Wende“, nach der deutschen Wiedervereinigung, begaben meine Frau und ich uns immer wieder und gern auf Entdeckungsreisen in den östlichen Teil unseres Vaterlandes, in die ehemalige DDR. So gehörten und gehören noch heute Berlin, Potsdam, Dresden, Radebeul, Meißen, Leipzig, Erfurt, Weimar, Eisenach, Gotha, Schwerin, Wismar, Kühlungsborn und die wunderschönen Ostseeinseln Rügen und Usedom zu unseren bevorzugten Zielen.

Hin und wieder läßt mich meine liebe Frau - das ist mittlerweile schon zu einer schönen Tradition geworden - im doppelten Wortsinn „von der Leine“. (Wir wohnen ja in Hannover...) Sie billigt mir nämlich zu, gelegentlich auch ohne ihre Begleitung auf Reisen zu gehen. Das konnte verstärkt natürlich erst seit meiner Pensionierung im Jahre 1998 geschehen. Mit am beliebtesten sind immer noch meine Tripps nach Berlin, die ich, meist im Frühling und im Herbst, starte. Und mindestens einmal im Jahr zieht es mich, geradezu magisch, auf meine Lieblingsinsel Usedom, wo ich regelmäßig im Ostseeheilbad Heringsdorf, dem - wie ich finde - schönsten und interessantesten der berühmten drei Kaiserbäder, Quartier beziehe. Physiotherapeuthische Anwendungen (meinem Rücken tut‘s gut) lassen mich für jeweils drei Wochen das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden und keine Langeweile aufkommen. Das milde Reizklima der Ostsee reduziert spürbar meine Anfälligkeit für winterliche Erkältungsbeschwerden, insbesondere für die fast schon chronisch zu nennende Bronchitis. Ja, und die reizvolle Anhäufung von herrlichen Foto- und Video-Motiven erfreut natürlich immer wieder.

Zu meinem seit eh unf je mit großer Leidenschaft und beträchtlicher Intensität beriebenen Hobby, dem Festhalten von verschiedensten Eindrücken auf Filmen und Fotos, möchte ich gern auch noch etwas sagen:

Von einem meiner ersten Fotos, das ich Anfang der fünfziger Jahre mit einer einfachen und billigen „Boy-Box“ mit einem Fix-Fokus-Objektiv geschossen habe, bis hin zu den heutigen, mit einer Digital-Kamera aufgenommenen Bildern, war ein weiter, ein spannender Weg. Das schicke, ansehnliche Wohnhaus des Großbauern Raming-Freesen im emsländischen Oberlangen mit seinem eindrucksvollen, überdimensionalen breiten Balkon mit Blickrichtung auf den riesigen, parkähnlichen Garten zeigte dieses mein allererstes Foto. Jedenfalls war es das erste, das ich als heranwachsender Jüngling sogar der Öffentlichkeit zugänglich machen durfte. Es wurde nämlich in einer angemessenen Vergrößerung - nicht ohne gewisse Protektion eines ehemaligen Schulkameraden, der damals als Fotodrogist tätig war - im Schaufenster der einzigen Drogerie in Lathen/Ems ausgestellt. „Foto: Klaus Perrey“. Mein Stolz war groß! Wurde mittels meines Fotos doch der geschäftstüchtige Eindruck vermittelt, dass man auch mit weniger aufwendigen und mit kostengünstigen Mitteln (im Laden käuflich zu erwerben!) gute Ergebnisse erzielen konnte.

Beim heutigen Betrachten der vielfältigen Produkte meiner Fotografier- und Filmleidenschaft wird die rasante Entwicklung auf diesem Gebiet deutlich. Angefangen von den kleinformatigen Schwarz-Weiß-Bildern mit den damals üblichen gezackten Rändern, über die ersten Farbfotos (zur Zeit unserer Verlobung auf der Nordseeinsel Juist im Jahre 1958), über die brillanten Farbdias, und natürlich bis hin zu den ersten Versuchen, vorrangig Urlaubserlebnisse im Filmformat Super 8 festzuhalten. Das war aufregend und anregend und nicht gerade billig! Denn eine kleine Filmspule mit einer Spieldauer von 3 Minuten kostete Ende der siebziger Jahre immerhin zwischen 15,-- und 20,-- DM. Das war ein stolzer Minutenpreis! Hinzu kam dann noch der langwierige Weg vom Einschicken der belichteten Filme in Spezialverpackung bis zur ungeduldig erwarteten Rückgabe des entwickelten Filmmaterials, das es nun noch zu schneiden, zu kleben und auf eine größere Spule zu übertragen galt. Da verging dann schon einiges an Zeit, bis der Projektor endlich zu surren beginnen konnte und das farbig-bewegte, leider ja immer noch stumme Flimmerbild die aufgestellte Leinwand füllte. Groß war dann die Freude derer, die dabei waren, in Erinnerung an schöne Urlaubstage. Aber auch Freunde und Bekannte hatten Spaß , wenn gelegentlich auch mit einer Spur von etwas Neid und ab und an nur schwer unterdrückter Langeweile... (Man kennt das ja von den nur schwer zu ertragenden „Endlos-Dia-Abenden“: „...und das sind Opa und Oma am Swimmingpool. Rechts davon war die Bar. Ina holte da gerade was..“)

Später verbannten dann ja die Video-Kameras unterschiedichster Prägung und Formate und mit ständig verbesserter Bild- und Tonqualität die „Super-8-Epoche“ in die Mottenkiste. Zahllose Erinnerungsstücke verschwanden in den für mich nur schwer zu ergründenden und zu bewältigenden Tiefen unserer Schränke. Eines allerdings kann man feststellen: Die Qualität meiner Super-8-Aufnahmen ist auch heute, nach ca.10 bis 20 Jahren der Archivierung, immer noch beeindruckend gut!

Schade eigentlich, dass die Zeiten des doch recht unterhaltsamen Umgangs mit diesen „Erinnerungs-Werkzeugen“ längst der Vergangenheit angehören. Alles dauerte zwar ein wenig länger, war aber von spannender Erwartung erfüllt und optimierte so das angestrebte Vergnügen. Aber sich derart zeitintensiv seinem Hobby hinzugeben, dafür würde heutzutage gar nicht mehr die Zeit, die „kostbare Ruheständler-Zeit“, reichen. Dazu hätte ich jedenfalls keine rechte Muße mehr...

(

Bürgerreporter:in:

Klaus Perrey aus Hannover-Bothfeld

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