Koumne
Über die Bindungsunfähigkeit

Das Schlagwort Beziehungsunfähigkeit bezeichnet im deutschen Sprachraum umgangssprachlich ein Grundproblem, das der Benutzer des Wortes bei Personen vermutet, die sich eine Partnerschaft zwar wünschen und eventuell immer wieder probieren, aber nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten vermögen. Der Terminus wird ausschließlich alltagspsychologisch und in der psychologischen Ratgeberliteratur verwendet, und zwar eher auf Personen mit wechselnden Beziehungen als auf vollkommen Unerfahrene zielend. Es ist kennzeichnend für den kolloquialen Charakter des Sprachgebrauches, dass eine genaue inhaltliche Bestimmung der vermuteten Unfähigkeit unterbleibt, aber umso mehr über die vermeintlichen Ursachen spekuliert wird.

Die moderne wissenschaftliche Psychologie kennt eine „Beziehungsunfähigkeit“ nicht. Auch Promiskuität, die historisch als Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung von Liebesbeziehungen verstanden wurde, kommt in ICD-10 nicht mehr vor. Die Psychiatrie kennt u. a. erworbene Traumata, Bindungs- und Persönlichkeitsstörungen sowie angeborene Entwicklungsstörungen wie den frühkindlichen Autismus oder das Asperger-Syndrom, die die Prognose stabiler Partnerschaften stark mindern können, mit dem Terminus „Beziehungsunfähigkeit“ gewöhnlich aber nicht gemeint sind.

In der (nicht-wissenschaftlichen) Ratgeberliteratur wird „Beziehungsunfähigkeit“ häufig mit „Bindungsangst“ gleichgesetzt und auf „Verlustängste“ zurückgeführt, d. h. auf die Angst, vom Partner verletzt oder verlassen zu werden oder um der Partnerschaft willen zu viel Autonomie aufgeben zu müssen. Die Autoren nehmen an, dass der Partner darum entweder auf Distanz gehalten oder immer wieder gewechselt wird.

In einigen populärwissenschaftlichen Büchern wird „Beziehungsunfähigkeit“ als Massenphänomen der individualisierten Gegenwartsgesellschaft beschrieben. Die vermutete Konjunktur von Beziehungsunfähigkeit wird von manchen Autoren darauf zurückgeführt, dass mit dem Rollenwandel der Geschlechter insbesondere Frauen eine hohe Bereitschaft zeigen, eine Partnerschaft, die nicht mehr befriedigend ist, aufzugeben. Andere führen sie auf eine narzisstisch gewordene Gesellschaft zurück. Wieder andere argumentieren, dass die Stabilität von Partnerschaften mit dem Fortfall von Traditionen primär eine Frage individueller sozialer Kompetenz geworden sei, was zu massenhaftem „Versagen“ führe.

"Alles Quatsch," berichtet German XVIII Graf Betzendorf Freiherr Fischelhauer. "Ich bin selbst zu einem beziehungsunfähigen Menschen gemacht worden. Ich weiß also genau, wovon ich rede."

Die Fischenhauers sind Großgrundbesitzer am linken Niederrhein. Weite Teile  der Land- und Forstwirtschaft werden von der hochadeligen Familie beherrscht. Rechtsanwälte, Steuerberater, Universitätsprofessoren sowie führende evangelische und freikirchliche Pfarrer und Pastoren gehördne zu dem Landadel-Clan; wer nicht mindestens einen Professoren-Titel vorweisen kann, zählt in der Familie also nichts.

Er sei Bankier in persönlich haftender Stellung, berichtet German XVIII. "Da habe ich ein feines Gespür dafür, wann jemand nur Geld von mir haben möchte und dafür Gefühle vortäuscht," berichtet der gutsituierte, gepflegte Mann mit dem grau melliertem Haar. Seine längste "Liebesbeziehung" war die mit Janina, gleich zu Beginn seiner Berufstätigkeit. Sie dauerte exakt eine Woche. "Dann hat sie mich nach Haushalsgeld gefragt. Ich bitte Sie - ich stand damals am Anfang meiner Berufsausbildung, hatte selbst kaum Geld und sollte auch schon eine Frau durchfüttern! Janina stamm selbst aus einem vermögenden Haus, hatte schon ihre Lehre beendet und verdiente gutes Geld. Da hätte es sich doch  gehört, daß sie mich unterstützt, nicht wahr? Und: Nein, habgierig bin ich nicht. Ich bin es halt nur so gewöhnt, auf mein Geld und mich aufzupassen."

Seine Rufname lautet nicht von ungefähr: Onkel Dagobert. Spätere "Liebschaften" dauerten i.  d. R. nur 1 - 2 Tage, bis es zum Bruch kam.

German XVIII ist inzwischen das liebeste Studienobjekt der Psychiatrischen Studiengemeinschaft Niederrhein. "In der Theorie gibt es die Reihenfolge: Blick - Ständer - Abschied," berichtet Dankmar, der leitende Forschungspsychologe. "Wir versuchen gerade, herauszufinden, woran diese Beziehungsunfähigkeit liegt."

An geeigneten Damen aus der regionalen Landadelswelt kann es nicht liegen. "Da gibt es eine reichhaltige,  genauso schöne, gutaussehende, hübdsche, ledige wie vermögende Backfischgeneration," erzählt Dankmar.

Auch seine Kindheit wie Jugend ist schon aufgearbeitet. Sexualitiserte Übergriffe seitens Mutter, Großmutter oder Tanten gab es keine," so Dankmar.

"Ach diese Volltrottel," ruft in diesem Augenblick German XVIII aus. "Es liegt an Hadamar XXIX. Er hat mir Theosopha, die große Liebe meines Lebens, vor der Nase weggeschnappt. Ich will sie, nur sie und kann sie nicht haben. Eine andere will ich nicht.

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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