Ein Dorf und sein Löschwasser

Bentierode ist ein Dorf am östlichen Rand der Gemeinde Stadt Einbeck. Sein zentral gelegener Löschwasserteich (aus den 1930er Jahren?) bröckelt in den Betonumfassungsmauern seit Jahrzehnten und ist mit seinen rund hundert Kubikmetern Wasser viel zu klein, um nach den Vorschriften der DIN 14210 ein Löschwasserteich zu sein. Selbst zusammen mit den zwei mal fünfundsiebzig Kubikmetern Trinkwasser im Hochbehälter werden die in der DIN geforderten mindestens tausend Kubikmeter auch nicht annähernd erreicht.
Die Verwaltung schließt: wo nach den Vorschriften kein Löschwasserteich ist, kann auch keine bröckelnde Löschwasserteichumfassung saniert werden. Also tut die Verwaltung nichts, was sie ja besonders gut kann. Die rund hundertneunzig Einwohner des Dörfchens dachten anders und sparten aus den Ortsratsmitteln inzwischen über vierzigtausend Euro für eine Sanierung an.
Nun müsste etwas geschehen, nur was? Der vorhandene Teich, der kein Löschwasserteich sein darf, liegt auf einem Grundstück, dessen Eigentümer die Gemeinde Einbeck ist, ohne Zustimmung des Grundeigentümers, keine Bauarbeiten; ohne Tätigwerden der Veraltung, keine Sanierung.
Nun gibt es seit einigen Tagen einen Vorschlag eines zwar betroffenen, aber nicht zuständigen, Dorfbewohners, der sieht vor, das angesammelte Geld, über vierzig tausend Euro, jetzt einzusetzen, statt es weiter auf einem Sparbuch des Bentieroder Feuerwehrvereins zweckgebunden der Geldentwertung zu überlassen. Der Vorschlag: der vorhandene Teich solle nach Osten zum Feuerwehrhaus um rund anderthalb Meter erweitert und nach Norden um rund fünf Meter erweitert werden. Damit ließe sich die Fläche des Teiches um rund fünfundzwanzig Prozent erweitern. Gleichzeitig könnte in die Ecken ein fester Krötenausstieg eingebaut werden. Und wenn auch noch der Teich um einen Meter vertieft würde, ließe sich die Löschwassermenge auf rund zweihundertfünfzig Kubikmeter erweitern, was zwar immer noch weit unter den geforderten tausend Kubikmetern ist, aber im Brandfall schon deutlich besser ist, denn zum Feuerlöschen braucht man Wasser, keine DIN-Vorschriften zur Löschwasserteichgröße.
Im Sommer 2020 ist die Feuerwehr in Bentierode 160 Jahre alt, ein Fest steht an – eine gute Gelegenheit, mit den erforderlichen Bauarbeiten am Feuerlöschteich, liebevoll „Pump“ genannt, zu beginnen.
Nun sind die Bürger von Bentierode gefragt: Bauarbeiten jetzt, oder warten wir auf den nächsten größeren Brand? Ihr müsst es sagen, laut, damit es die Verantwortlichen hier und andernorts auch hören.
Aber es ginge auch ganz anders, technisch betrachtet. Man könnte auf den nassen Wiesen unterhalb (östlich) des Dorfes in Richtung auf Bad Gandersheim einen Teich anlegen. Hier ist hinreichend Platz, hier könnte man ein Loch, einen Teich, ausheben. Dreißig mal dreißig Meter, vier Meter tief, die Böschungen auf 21 Grad abgeflacht – das entspricht rund 40 Prozent. Der aus dem Grundwasser gespeiste Teich hätte (30*30*2=) 1.800 Kubikmeter Inhalt und würde damit den nach DIN geforderten Mengenanforderungen genügen. Die geringe Böschung brauchte keine besondere Verbauung, es wäre ein ganz normaler Teich, auch für Enten, Kröten, Badelustige und Schwimmlernwillige nutzbar. Baukosten: Es sind rund 9.000 Kubikmeter Erde zu bewegen und neben dem Teich abzulagern. Die Sache hat aber einen kleinen Haken: Die Wiese ist Privateigentum, entweder müsste also der derzeitige Eigentümer dem Bau zustimmen oder er müsste zum Verkauf bereit sein.
Handeln wir heute oder warten wir auf das nächste größere Feuer?
20.02.2020
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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