Corona IV – Statistik, Kurve und Anteil

Zur „Wahrheit“ der Statistik; Ausbreitungskurven – nicht nur bei Corona; die richtige Zuordnung bei der Berechnung von Anteilen, zum Beispiel der Toten.

Statistik.
Der Spott über die Statistik als die „höchste Stufe der Lüge“, „die Kunst der Lüge“, „da alle zugrunde liegende Daten falsch sind, sind also auch die Ergebnisse falsch“, enthält wahre Kerne und ist trotzdem etwas unfair. Statistik ist die Wissenschaft (oder die Kunst) aus einem Haufen mehr oder minder fehlerhafter und falscher Daten brauchbare Ergebnisse herauszurechnen. So viel zum Einwand, das ist ja alles falsch und alles nicht vorhersehbar. Man kann, wenn man kann!
Ausbreitungskurven.
Die Natur kennt (fast) keine geraden Linien oder scharfen Brüche, alles geht schön abgerundet und langsam. Aufgabe: Nimm ein Paket Salz und streue es durch einen Trichter auf ein sauberes Blatt Papier (wir wollen das Salz ja später weiter in der Küche verwenden). Das Salz wird einen Haufen bilden, von links nach rechts betrachtet steigt der Salzberg langsam an, erreicht seinen Höhepunkt und fällt dann auf der rechten Seite wieder ab. Die Oberkante des Salzhaufens bildet eine Linie, das ist unsere Kurve. Nach diesem Prinzip funktioniert die Ausbreitung jeder Seuche, also auch Corona, es ist die allgemeine Verteilungskurve. Unterschiedlich ist lediglich:
a) wie steil oder flach die Kurve ansteigt;
b) wie spitz oder abgerundet die Bergspitze ist;
c) wie steil oder flach die Kurve abfällt.
Unterschiedlich ist ferner, ob der Anstieg (der Abfall) der Kurve geradlinig (selten) oder nach unten durchgebogen (normal) verläuft; nach unten durchgebogene Kurven deuten auf einen exponentiellen Kurvenverlauf; Corona gehört hier her.
Dieses Experiment kann jeder auch zuhause am Küchentisch durchführen und so sogar dem Kindergartenkind erklären, wie sich unsere liebe Corona derzeit ausbreitet. Wo wir uns bei unserer Wanderung entlang der Kurvenlinie exakt jetzt befinden, kann ich Ihnen nicht sagen, allgemeine Vermutung: noch beim Anstieg auf den Gipfel.
Anteile berechnen.
Es geht um die Zahl der zu erwartenden Toten. Die Zahlen vom Montag sind ungefähr: 57.300 Infizierte und 455 Tote. Daraus errechnen wir: (455 / 57.300 =) 0,00794 rund 0,8 Prozent ist die Todesrate. Allerdings ist dieser Wert falsch, wir haben einen systematischen Fehler gemacht, und das sollte einem guten Statistiker nie passieren. Die veröffentlichten Zahlen der heutigen Toten haben mit den heute veröffentlichen Zahlen der Infizierten nicht viel bis nichts zu tun; sie gehören zu den infizierten vor vier bis acht Wochen! Wir überlegen: Im Zeitpunkt 0 (Null) infizieren sich x Personen; zunächst passiert nichts; im Zeitpunkt 2 Wochen zeigen sich die ersten Symptome; im Zeitpunkt 3 Wochen zeigen sich die Schwerkranken; im Zeitraum 4 Wochen bis 8 Wochen sterben die, die wir heute als Tote zählen. Wenn wir also die Todesrate richtig rechnen wollen, müssen wir die heutigen Toten den Infizierten vor 4 bis 8 Wochen zuordnen.
Da ich die richtigen Zahlen von damals nicht habe, rechne ich (wie der Statistiker) mit Annahmen. Ich mache zwei alternative Annahmen: a) die Zahl der damaligen Infizierten ist die Hälfte und b) ein Viertel des heutigen Wertes. Rechnung a): (455 / [57.300 /2]=) 0,01588 rund 1,6 Prozent; Rechnung b): (455 / [57.300 /4]=) 0,0318 rund 3,2 Prozent.
Die Entwicklung der Zahl der Toten läuft also der Zahl der Infizierten mit einer Zeitverzögerung von 4 bis 8 Wochen hinterher!
30.03.2020
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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