Die Mayas erobern Zschöpperitz

Zschöpperitz. Wenn die Mayas den Weltuntergang beschwören, Captain Spock seine übergroßen Ohren spitzt und die Feuerwehr motorisiert zu Wasser unterwegs ist, dann ist Gaudi-Regatta-Zeit in Zschöpperitz. 1500 Menschen strömten am Sonnabend zum Dorfteich, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. Und wie in jedem Jahr blieb kaum ein Körperteil der Beteiligten und kaum ein Auge der Zuschauer trocken.

Samstagabend halb sieben stehen die schaulustigen Besucher des Zschöpperitzer Dorf- und Teichfestes aufgereiht wie Zinnsoldaten am Ufer des Geschehens. Der Duft von nostalgischen Zweit-Takt-Motoren mischt sich mit dem Geruch von Silvester, wenn das Feuerwerk gerade erloschen ist. Und das neugierige Auge weiß bei den 14 kreativen Gefährten gar nicht, wo es zuerst hinschauen soll.

Nach und nach werden die enthusiastischen Teilnehmer vorgestellt, die zum Teil in wochenlanger Vorbereitung ihre wassertauglichen Fahrzeuge zusammengebastelt haben. Zwei Jungen in einem ADAC-Hubschrauber beweisen in unnachahmlich mutiger Art und Weise, wie eine hilfloses, verletztes Mädchen, das am Ufer mit ihrem grünen Bobbycar gestrandet ist, gerettet werden muss. Politisch geht es zu, als sich das Boot von Michael Tiedke, Tim Winterling sowie Anna und Paul Heitsch in Bewegung setzt. Mit dem Slogan „Deutschland: Melkkuh der Eurozone“ machen sie ironisch darauf aufmerksam, wie die hart erarbeiteten Scheine unserer Gemeinschaftswährung zum Fenster rausgeschmissen werden

Ungewöhnlich laut wird es, als die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Burkersdorf ihr erst kurz vor dem Start fertig gestelltes Werk präsentieren. Zwei große alte Fässer sollen für Halt auf Wasseroberfläche sorgen, während eine Tragkraftspritze die herkömmlichen Paddel ersetzt. „20 Stunden haben die drei geschraubt“, erzählt der Vater zweier Teilnehmer stolz. „Es war noch nicht mal Zeit, um auszuprobieren, ob es überhaupt schwimmt“, fügt er lachend hinzu. Doch der Praxistest beweist, dass erfahrene Feuerwehrmänner wissen, wie man auf einem Teich vorankommt. Und die erfahrenen Nasen riechen zudem den alten Wartburg-Duft.

Im einheitlichen Grün versucht das Team um den Lumpziger Käse-König Claus Katzenberger ihrem geliebten Hornschlitten auch im Sommer eine nützliche Funktion zu verleihen. Doch schon beim Besteigen des Gefährts reicht eine winzige Bewegung, um sichtliche Schlagseite zu erzeugen. Freudestrahlend legen sie die wenigen Präsentationsmeter auf dem Zschöpperitzer Teich zurück, um kurz vor dem Anlegen am Ufer sang- und klanglos unterzugehen. Doch auch ein grüner Indianer kennt keinen Schmerz und setzt sich klatschnass und dennoch optimistisch wieder aufs Boot.

Der Höhepunkt der diesjährigen Gaudiregatta war ein Eigenbau von fünf buntbemalten Herren aus Altkirchen. „Wir stehen alle kurz vor der Scheidung, weil wir in den letzten Wochen nur gebaut haben“, scherzt Uwe Müller. Hinzu kommen noch fünf Stunden Kriegsbemalung für den perfekten Auftritt am Sonnabend. Mit weißem Qualm, einer grauen Gewitterwolke und düsterer Musik stechen die Maya-Krieger mit ihrer Pyramide in See. Laute Trommelschläge verkünden, dass das Ende der Welt kurz bevorsteht. Feuer wird entfacht, Raketen werden abgeschossen, und am Ende weicht die furchterregende Szenerie der Vorfreude auf die Gaudiregatta 2013. Mit einem kühlen Schluck Gerstensaft zeigen die Maya-Männer, was sie vom Weltuntergang halten – gar nichts.

Am Ende waren sie es auch, die den begehrten Wanderpokal mit nach Hause nehmen durften. Das Publikum entschied sich recht deutlich für die Indianer. „Die Jungs haben sich richtig Mühe gegeben und verdient gewonnen“, resümiert Cheforganisator Gunter Vogel mit etwas heiserer Stimme. Diese wurde von ihm als Moderator noch bis in die frühen Morgenstunden gebraucht, erst dann endete das Zschöpperitzer Dorf- und Teichfestes.