Susan Albers im Interview

Am Klavier singt Susan mitunter am Besten. | Foto: Albers
2Bilder
  • Am Klavier singt Susan mitunter am Besten.
  • Foto: Albers
  • hochgeladen von Michael S.

Susan Albers ist eine Vollblutmusikerin. Seit sie ein junges Mädchen ist, macht sie Musik und veranstaltet Konzerte in ihrer Heimatstadt Rhede im Münsterland. Trotz Gesang mit Gänsehautfaktor, ihrer musikalischen Vielfalt und ihrem beruflichen Fokus auf die Musik, blieb ihr eine überregionale Karriere mangels Bekanntheit bislang verwehrt. Dabei gewann sie 2011 wie drei Jahre zuvor Luxuslärm den Deutschen Rock- und Pop-Preis in mehreren Kategorien. Nachdem sie bei Deutschland sucht den Superstar 2013 (DSDS) ein Garant für's Töne treffen war und für viele der wenigen musikalischen Höhepunkte der Castingshow gesorgt hat, steht einem neuen Album mit Pop, Rock und R'nB-Einflüssen sowie einer Tour nicht mehr viel im Weg. Michael Stauner stand die Sängerin und der verheiratete Familienmensch Rede und Antwort.

Du hast 2011 beim Deutschen Rock und Pop-Preis abgeräumt (beste Popsängerin, beste Popband Newcomer, bester Singer/Songwriter). Warum werden dort wirklich gute Musiker ausgezeichnet, die erst viel später den kommerziellen Durchbruch schaffen, wenn überhaupt?

Susan Albers: Leider ist der Deutsche Rock- und Pop-Preis in Deutschland nicht so be- und anerkannt, dass man große Unterstützung bekommt. Es ist leider nicht der Fall, dass man mit dem Gewinn des Preises gleich einen Auftritt bekommt. Danach haben sich nicht viele Optionen ergeben.

Du bist in Rhede im Münsterland aufgewachsen und lebst dort noch? Erzähl doch mal ein bisschen von deiner Heimat!

Susan Albers: Ich bin sehr heimatverbunden und liebe meine Heimat. Wenn ich von einer Reise oder Tour nach Hause komme, bin ich jedes Mal froh, wieder zuhause zu sein. Rhede bedeutet für mich Familie. Hier kann ich abschalten, feiern; hier kann man einfach sein wie man ist. Gerade in Verbindung mit DSDS war es sehr schön, wieder nach Hause zu kommen. Ganz Rhede war im DSDS-Fieber. Man ist unter Familie, Freunden und Bekannten – das ist es, was mich hier festhält. Die ganze Umgebung ist dazu noch ein schöner Fleck!

Du scheinst dort recht umtriebig in der Kulturszene unterwegs zu sein, Stichwort AKKU. Erzähl doch mal, was du da alles anstellst!

Susan Albers: Der AKKU ist ein Kreis von Kulturtreibenden mit Unterstützung der Stadtverwaltung. Wir haben Musiker, einen offenen Literaturkreis, Designer, Bildhauer – alles, was so ein bisschen mit Kunst und Kultur zu tun hat. Ich bin ziemlich lange dabei, eigentlich schon seit der Gründung, weil ich in meinem Bereich – also musikalisch - schon seit ich klein bin, viele Projekte und Konzerte mitbegleitet habe. Ich habe damals auch meine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der Stadtverwaltung im Team Marketing gemacht und war dort im Nachhinein auch beschäftigt. Da hat man natürlich einige Kontakte, wenn's um Kulturveranstaltungen geht. Und Rhede hat kulturell sehr viel zu bieten, der AKKU stellt zahlreiche Veranstaltungen auf die Beine, an die 150 Termine im Jahr. Wir hatten vor ein paar Jahren mal die AKKUlinara, eine sehr schnell ausverkaufte Reise durch Restaurants. Wir veranstalten die Rheder Jazzabende, auch Konzerte mit internationalen Künstlern in den Kneipen Blues und New Orleans. Überregional bekannt ist auch die Rheder Kirmes, bei der der AKKU im Rahmen von Konzerten beteiligt ist.

Das Eiscafé Adria dürfte jetzt auch ein bisschen bekannter sein. Dort gibt’s „Sweet Susan“ - Schokoladeneis mit Mango und Maracuja. Klingt verdammt lecker. Schon probiert?

Susan Albers (schwärmt): Es ist so lecker! Ich fand die Idee so toll, habe es erst von meinem Mann erfahren. Das ist das, was Rhede ausmacht. Wir sind zwar 20.000 Einwohner, aber trotzdem sind im Innenstadtkern die alteingesessenen Rhedenser, aber wenn dann irgendwie eine Aktion ist, dann blüht Rhede auf und es wird unterstützt noch und nöcher. Dann entstehen auch so Ideen wie dieses Eis. Wie ich über Facebook mitbekommen habe, sind auch einige Leute extra nach Rhede gefahren, um dieses Eis zu probieren. Die Kombi ist echt gut.

Deine Oma hat dir bei DSDS einen Topf mit Tomatensuppe vorbeigebracht. Wie viel Kontakt hast du zu deiner Oma?

Susan Albers: Wie zu meiner ganzen Familie habe ich sehr viel Kontakt zu meiner Oma. Es kommt nicht selten vor, dass man uns im Rudel antrifft. Wir haben auch Familienfeste, treffen uns einmal im Jahr zum Zelten oder zu einem Spieletag, z.B. zum Thema Cowboy. Da sitzen wir mit 40 Leuten zusammen am Lagerfeuer, setzen die Kleinen auf ein Pony, machen Lassowerfen, buddeln nach Schätzen – wir haben schon einige legendäre Familienfeste erlebt. Ich hoffe, dass unsere Kinder irgendwann mal das gleiche Glück haben.

Hat Oma den Topf gespült wieder zurückbekommen? Hat Dieter Bohlen auch was von der Tomatensuppe bekommen oder nur die anderen Kandidaten?

Susan Albers: Da nochmal ein großes Dankeschön an das Catering bei DSDS. Die haben uns die Tomatensuppe am nächsten Tag als Mittagessen kredenzt und den Topf gespült. Oma hat den Topf erst wiederbekommen, als ich nach Hause gefahren bin. Das ganze Team saß am Mittagstisch, parallel haben wir Oma gegrüßt. Mit der Jury hatten wir unter der Woche gar nichts zu tun, die haben wir - wenn überhaupt - erst kurz vor der Show gesehen.

Erst hat dich Dieter Bohlen beim Recall zum Abendessen eingeladen und dich für deine unglaubliche Stimme gelobt. Dann hast du ihn angeblich mit Songs nicht mehr berührt, bei der die Jury-Kollegen und auch der neutrale Zuschauer hin und weg waren. Welche Gründe kann Dieter Bohlen für diese unsachliche Kritik gehabt haben?

Susan Albers: Wenn ich das wüsste, hätte ich irgendwas ändern können. Aber als ich ihn ganz höflich gefragt habe, was er mir denn raten könnte, damit ich ihn wieder mitnehmen kann, konnte er mir leider keine Antwort geben. Im Nachhinein habe ich mich nur noch darauf konzentriert, was die anderen Jury-Mitglieder sagen. Da halte ich mich lieber an die drei Personen von denen positive Kommentare kommen als an den einen negativen. Vor allem, da ich nicht wusste, woran ich arbeiten kann. Ich kann's anscheinend nicht ändern, also mache ich mein Ding so weiter wie vorher. Wenn die anderen drei zufrieden sind und das Publikum und die Leute draußen auch, dann ist das in Ordnung.

Die Meinungen, warum er sich von dir abgewandt hat, sind unterschiedlich. Einige Zuschauer gehen davon aus, dass du ihm schon zu sehr Profi bist. Naheliegend ist auch – bekräftigt durch Andrea Berg und Heino als Gastjuroren - , dass er im Schlager aktuell größeres Potenzial für klingelnde Kassen sieht. Was kann Dieter Bohlen zu seiner Einstellung dir gegenüber bewegt haben?

Susan Albers: Er ist im Schlager mehr zu Hause, kann dort richtig Gas geben. Ich kann mir vorstellen, dass er sagt, dass was du an Musik machen willst – Alicia Keys und Klavier -, das produziere ich nicht. Aber ich hätte mich trotzdem über ein paar positive Worte gefreut. Ich konnte nicht nachvollziehen, dass seine Kommentare von „perfekt gesungen“ und „das klingt nach Finale“ in den ersten beiden Mottoshows zu „berührt mich nicht mehr“ übergegangen sind.

Hat dich möglicherweise auch das berechtigte Lob von Mateo, dass Ricardo Bielecki und du ins Finale gehören, den Sieg gekostet?

Susan Albers: Das sind alles Spekulationen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass sich Fans bei Kandidaten wie Ricardo und mir, die von Anfang an als Favoriten dargestellt wurden, denken: „Die kommen eh weiter; da rufe ich lieber für Kandidaten, die schwächer dargestellt werden, an“. Aber ich glaube nicht, dass ich ins Finale gekommen wäre. Wenn ich nicht in der vierten Show rausgeflogen wäre, dann definitiv in der dritten. Es kommt, wie es kommt. Ich war allerdings sehr überrascht, dass Ricardo dann als Drittplatzierter rausgeflogen ist, war überzeugt, dass Ricardo das Ding gewinnt.

Was war das schönste Lob, das du bei DSDS bekommen hast?

Susan Albers: Boah. [Pause] Was den Respekt und die Leistung, dir mir als Künstlerin entgegenbracht wurde, auf einen Punkt beschreibt war, als Mateo nach „Halo“ sagte, dass Bill [Kaulitz] fast aufgestanden wäre. Und Mateo ist dann ja letztendlich auch aufgestanden. Auch was Bill mir sehr oft gesagt hat, dieses „Du willst das so, du fühlst dich wohl auf der Bühne“. Die haben das wiedergegeben, worum es mir in der Musik geht. Und ich fand es sehr toll als Mateo als Kontra gegen Dieter gesagt hat: „Ich finde im Gegensatz zu manch einem anderen eben nicht, dass man so viel mehr braucht als eine herausragende Stimme, die du hast. Ich frage mich wie sonst Karrieren wie Adele zu erklären wären, die auch nicht auf der Bühne rumhüpft sondern da steht und supergeil singt.“ Es kann auch ohne knappe Outfits und Lasershow einfach nur mit Klavier und Gesang erfolgreich sein. Das fand ich richtig stark. Kommentare, die Wertschätzung wiedergeben.

Was war die wichtigste Erfahrung oder der wichtigste Tipp, den du aus DSDS mitnimmst?

Susan Albers: Der wichtigste Tipp war in Anlehnung an die Kommentare von Dieter von wegen Personality; dass ich meine eigene Interpretation aus jedem Lied, das ich singe, mache. Ich imitiere ja niemanden, sondern gehe in mich und überlege: „Was hast du mit dem Song gemeinsam, den du auf der Bühne singen möchtest? Wie bringst du dein eigenes Gefühl da rein.“ Die Suche nach der Personality war ein wichtige Erfahrung, die ich mitnehmen werde.

Du warst eine Garantin für’s Töne treffen bei DSDS, hast dich an unheimlich viele schwierige und komplett unterschiedliche Songs herangewagt und sie perfekt gemeistert. Gibt es irgendein Lied, da du nicht singen kannst?

Susan Albers: Vom technischen Können würde ich Operette nicht hinkriegen. Klassisch ist so gar nicht meins. Im Pop/Rock-Bereich gibt’s mit Sicherheit auch Lieder, an die ich mich noch nicht herantraue.

Warum DSDS und nicht The Voice?

Susan Albers: DSDS ist die Mutter aller Castingshows, ist selbst nach zehn Jahren noch die erfolgreichste Castingshow im deutschen Fernsehen. Es kann nie verkehrt sein, wenn ein Dieter Bohlen deinen Namen schon mal gehört hat. Was wir Kandidaten mit Ausland, Casting, Recall und allein den Mottoshows mitmachen, das ist in dem Rahmen in anderen Castingshows gar nicht gegeben. Die Entwicklung, die man als Künstler oder Mensch bei DSDS durchmachen kann, weil man so viele Möglichkeiten an die Hand gegeben bekommt wie z.B. das ganze Styling, das Bühnenbild, die Show drum herum, ist ganz großes Kino.

Wann kommt dein zweites Album?

Susan Albers: Das wüsste ich selber gerne. Im Moment geht es darum, Produzenten kennenzulernen und Songwriter zu finden. Ich schreibe zwar auch selber, aber für ein ganzes Album braucht man die richtigen Leute an der Hand. Es wird aber definitv was kommen.

Wann steht eine Tour durch Deutschland an?

Susan Albers: Die Planung läuft. Ein paar Wochen bin ich noch mit der Agentur von DSDS verbunden. Wenn das durch ist, kann ich in Eigenregie agieren und hoffe, möglichst schnell Termine zusammenbekommen. Geplant ist auch, dass ich Songs aus der Show singe – aber mit Liveband und nicht mit Playbacks. Wer Konzerte braucht, soll sich gerne melden – auch aus Österreich und der Schweiz!

Bei der musikalischen Bandbreite, die Susan Albers einem Millionenpublikum demonstriert hat, dem unbändigen Willen auf eine Musikkarriere und ihrem Können als Sängerin, am Klavier und auf der Bühne sowie dem neu erworbenen Bekanntheitsgrad, ist es sehr wahrscheinlich, dass Deutschland in absehbarer Zeit neue, gute Musik von Susan Albers aus Rhede hört. Betrachtet man die „Produktlebensdauer“ von DSDS-Gewinnern und die 08/15-Popsongs, mit denen diese die Charts stürmen, ist es vermutlich sogar positiv für alle Beteiligten zu bewerten, dass eine Künstlerin wie Susan Albers vorzeitig ausgeschieden ist und sich nachhaltig in der Musikszene etablieren kann.

Am Klavier singt Susan mitunter am Besten. | Foto: Albers
Cover von Susan Albers' erstem Album "Who Am I" | Foto: Sirens Music
Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.