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Ungelöstes Rätsel im Naturschutzgebiet Brand Nienhagen/Hänigsen

  • Das Naturschutzgebiet „Brand“ ist im südwestlichen Teil für Besucher überwiegend recht unkomfortabel. Besonders lästig und tückisch: Unauffällige Dornengewächse am Boden.
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155 Fliegerbombentrichter in einem Teilstück vom NSG „Brand“ ermittelt

Wie ich schon in meinem Artikel „Bombardierung Erdölwerk Nienhagen und Güterbahnhof Celle am 8. April 1945“ beschrieben habe, bombardierte die amerikanische Luftwaffe im Rahmen der „Ölkampagne des Zweiten Weltkriegs“ den Erdölbetrieb. In Zeitungen, Sachbüchern und im Internet gibt es zahlreiche und präzise Informationen zu diesem Thema.

Keine Informationen gibt es zu einem weiteren Einsatz der Alliierten im südwestlichen Teil des Naturschutzgebiets „Brand“. Vermutlich auch am 8. April, in einem relativ kleinem Areal, hinterließen Kriegsflugzeuge 155 Bombentrichter im Wald. Wenn man einen Anteil von Blindgängern in Höhe von 17 Prozent berücksichtigt, wären das 181 abgeworfene Bomben.

Wie kann man nun so eine exakte Anzahl von Luftbomben bestimmen? In einer „Karte zur Verordnung über das Naturschutzgebiet Brand (NSG-HA105)“ sind im rot umrandeten Teilgebiet 155 schwarze Dreiecke eingezeichnet und als Kleingewässer bezeichnet. Auch wenn der Grundwasserstand im Bereich der Thöse recht hoch steht, ist eine so hohe Anzahl von natürlichen Gewässern unwahrscheinlich. Stichproben ergaben, dass alle „Kleingewässer“ die gleiche Handschrift trugen. Ein Durchmesser von etwa 10 Metern, kreisrunde Form und ein trichterförmiger Abfall. Mal mit geringer Wasserfüllung, mal trocken: Eindeutig Flugzeugbombentrichter. Vermutlich wurden hier auch die gleichen Sprengkörper „SC 250“ wie beim Erdölwerk eingesetzt. Die Anordnung der Mehrzahl der Trichter wirkt eher clusterförmig. Zwei Ausnahmen mit einem geraden Flugkurs Richtung Ost und Südost lassen eine andere Intention vermuten.

Link zum:
Ausschnitt Karte „Brand“ mit Markierungen von 155 Bombentrichtern. Quelle: Landkreis Celle

Wie konnte es passieren, dass so eine große Aktion keine Spuren in den Medien oder den Köpfen der Menschen hinterlassen hat? - Auf der anderen Seite liegen Informationen in kaum vorstellbaren Details im Internet vor. So zum Beispiel, dass am „8 Apr 1945: Nienhagen Oil Refinery. Undet.Lts. Henkel, Young, Czark, McSorley, King and crews flew on this mission.“ Quelle: Squadron History

Was könnten nun Gründe für die Bombardierung des südlichen Naturschutzgebiets „Brand“ gewesen sein?
1. Von einigen Interessierten wird schnell das Argument angeführt, dass Sprengkörper ihr Ziel verfehlt haben. Das halte ich für unwahrscheinlich, da das Ziel Erdölwerk zu weit entfernt ist und die Bombencluster ein eigenständiges Muster bilden.
2. Die Lagerhäuser der Muna, durch Wald getarnt, sollten (entgegen der heutigen Meinung) doch bombardiert werden. Durch eine Falschinformation wurden vermeintliche Lagergebäude an der westlichen Waldgrenze bombardiert, anstatt – etwas tiefer – an der östlichen Waldgrenze.
3. Scheinflugplätze waren im Zweiten Weltkrieg vorgetäuschte Anlagen, die die gegnerische Luftaufklärung täuschen und in der Nähe befindliche echte Anlagen vor Luftangriffen schützen sollten. Es wäre möglich, dass man am westlichen Waldrand eine „Scheinmuna“ installiert hatte.
4. Am 8. April 1945 war der Krieg eigentlich schon entschieden und die Amerikaner waren auf Heimflug eingestellt. Allgemein bekannt ist die Gepflogenheit der Alliierten, Restbomben vor dem Heimflug ganz billig zu „entsorgen“. Am Boden und aus der Luft.

Was tun bei so vielen ungeklärten Fragen? Am sichersten wäre es, Augenzeugen zu befragen. Die jüngsten, die in Frage kommen könnten, wären aber heute so zwischen 90 und 100 Jahre alt.
Als Alternative zu dieser Herausforderung, würden sich Luftaufnahmen anbieten. In Hannover liegen derzeit mehr als 20.000 Kriegsluftbilder in Form von Senkrechtaufnahmen vor. Darüber hinaus bestehen Zugriffsmöglichkeiten auf zwei Millionen weitere Kriegsluftbilder, die bestellt werden können. Eine besondere Form der Fotos die während des Angriffs aufgenommen wurden (Strike- oder SAV-Bilder) liegen beim Nieders. Landesamt für Bau- und Liegenschaften vor.
Nach Öffnung der amerikanischen Archive sind da noch die Befehlspapiere in denen aufgelistet ist, wie viele Bomber an welchen Tagen wie viele Kampfmittel auf bestimmte Ziel werfen sollten.

Wie man sehen kann, gibt es verschiedene Wege, Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ für die Bombardierung im südlichen Teil des Naturschutzgebiets Brand zu finden. Der Weg mit den Augenzeugen gestaltet sich natürlich immer schwieriger und die Möglichkeit mit Bild- und Textdokumenten wird es nicht zum Nulltarif geben. Da bietet es sich doch an, erst einmal möglichst vielen Interessierten in der Region das Thema nahe zu bringen und auf Anregungen oder schriftliche Quellen zu hoffen. Also: Über Feedback in Form von Tipps, Quellen und Dokumenten würde ich mich freuen.

Quellen: Von Hennighusen zu Hänigsen, Ralf Bierod
Found-Places, Heimatforschung Celle, Hendrik Altmann
Wikipedia
Celler Zeitung

  • Das Naturschutzgebiet „Brand“ ist im südwestlichen Teil für Besucher überwiegend recht unkomfortabel. Besonders lästig und tückisch: Unauffällige Dornengewächse am Boden.
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  • Das typische Erscheinungsbild der Bombentrichter im „Brand“. Kreisrund, gleichmäßiger Neigungswinkel vom Konus und Aufwurf am Rand, der nach 76 Jahren nur noch teilweise vorhanden ist.
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  • Quelle: OpenStreetMap NSG „Brand“. Die 155 Bombentrichter befinden sich im rot umrandeten Areal.
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  • Nur eine kleine Menge von Wasser befindet sich im Trichter. Vermessungen ergaben: Durchmesser = 11 m, Tiefe = 1,8 m. Im Forstort Brand wurden 250-Kilogramm-Bomben abgeworfen. In der Fachliteratur wird für die Bombenart „SC 250“ ein Kraterdurchmesser mit 9 Metern und eine Kratertiefe mit 3,5 Metern angegeben.
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  • Das Werk einer 250-Kilogramm-Bombe. Nach 76 Jahren.
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  • Die Geometrie ist hier schon mehr verwittert.
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  • Ob mit oder ohne Wasser, jeder Bombentrichter wird von der Naturschutzbehörde Celle als „Kleingewässer gem. § 4 Abs. 8“ bezeichnet.
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  • Trotz Tarnung eindeutig: Der Kreis und der Konus.
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  • Das Erscheinungsbild ist vielfältig.
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  • Das Werk der Erosion nach über 75 Jahren.
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  • Unterwasser-Aufnahme vom Grund eines Bombentrichters.
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  • Die dunkle Gewässerfarbe im Fliegerbomben-Trichter dämpft das Licht der klaren Mittagssonne.
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  • Unterwasseraufnahme vom Leben im Bombentrichter: Culex pipiens – ähneln eher Wesen von einem anderen Stern.
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  • Beim ersten Bombenangriff auf Celle am 22.02.1945 waren Maschinen vom Typ B-24 beteiligt. Vielleicht war ein Bomber dieser Bauart auch beim Einsatz NSG aktiv. - Foto: Wikipedia
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  • Erscheinungsbild des Naturschutzgebiets „Brand“.
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  • Das Naturschutzgebiet „Brand“ Nienhagen/Hänigsen.
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  • Eines von vier Lagerhäusern der MUNA Hänigsen.
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  • Lagerhaus der MUNA Hänigsen. Es ist 75 m lang und 25 m breit.
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