Bildungspolitik in Burgwedel - oder: "Wie basteln wir uns eine IGS ?"

6. Januar 2011
19:30 Uhr
Kulturzentrum Amtshof, 30938 Burgwedel
Schulpolitik in Burgwedel

In Burgwedel wird jetzt Bildungspolitik gemacht !?

Vorab: Ich begrüße den Informationsaustausch zum Thema "Oberschule", der nun auch die Bürger in Burgwedel zu diesem wichtigen Zukunftsthema einbezieht. Wie viele andere Eltern, versuche auch ich mich bei uns an der Schule einzubringen und unsere Kinder und Lehrerinnen nach Kräften zu unterstützen. Trotzdem komme ich manchmal ins Grübeln.

Deshalb hier ein paar Randbemerkungen, Eindrücke und Gedanken eines Vaters aus Thönse (ebenfalls zur niedersächsischen Landespolitik):

Während in der PISA-Studie internationale Vergleiche gezogen werden, man in Deutschland um eine länderübergreifende Angleichung der Ausbildung bemüht ist, reicht die niedersächsische Landesregierung den "schwarzen Peter" weiter an die regionalen Schulträger.

Nun soll die "Oberschule" wohl auch in Burgwedel eingerichtet werden.

Am Do., 6.1. fand der erste Informationsabend für die ElternvertreterInnen aller Klassen in Burgwedel statt. Als ein Elternvertreter der Sonnenblumenschule mit einer Tochter in der 2. Klasse war auch ich eingeladen worden.
Die große Zahl von TeilnehmerInnen (ca. 100) zeigte, dass hier von Seiten der Stadt bisher einiges verschlafen wurde. Schon werden die ersten verhärteten Fronten sichtbar, die eine zukünftige Zusammenarbeit erschweren könnten (...aber wir in Thönse kennen das ja schon - siehe Biogasanlage).
Doch gerade die Zusammenarbeit im Kreise der Pädagogen, Eltern und Schüler wird in der Zukunft wichtiger den je für den Bildungserfolg unserer Kinder sein. Im Endeffekt wird uns nicht der soundsovielte Systemwechsel im Bildungssystem sondern die kreative und engagierte Mitarbeit aller Beteiligten an der Ausgestaltung weiterbringen.
Wurde bisher im kleinen Kreis unter den Politikern im Schulausschuß der Stadt beraten, so sollen jetzt möglichst alle, möglichst schnell informiert werden. Aufgrund der stark zurückgehenden Schülerzahlen an Haupt- und Realschule in den letzten Jahren hätte man vielleicht die Möglichkeit gehabt, schon etwas früher zu reagieren. Nun werden alle informiert und gehört .
Aber nicht zusammen, sondern in "handliche" Gruppen getrennt. Erst die Elternvertreter, dann der Schulvorstand des Gymnasiums, die Schulleitungen der Grundschulen, der Schulausschuß und wahrscheinlich zum Schluß auch mal alle Bürger zusammen.
So waren denn auch Presse und andersdenkende Pädagogen auf der ersten Infoveranstaltung im Amtshof nicht eingeladen. Ein "Brainstorming" oder etwa Kritik an den bildungspolitischen Vorgaben der Landesregierung war ebenfalls nicht gefragt.
Vielmehr waren alle Anwesenden dazu aufgerufen, ihre Beiträge nur auf das Thema "Oberschule" zu begrenzen.
OK, besser etwas Information und ein begrenztes Forum als gar keine Diskussion.
Was aber waren die wesentlichen Fakten, Wünsche und Bedenken der Eltern ?
Die Fakten sind:
- seit Jahren schrumpfende Anmeldezahlen an unserer Haupt- und Realschule,
- immer mehr Eltern fühlen sich vom Konzept der IGS angezogen und versuchen, ihre Kinder nach der Grundschule in Langenhagen oder Melllendorf anzumelden, obwohl lange Schulwege und weniger Freizeit für die Kinder die Folge davon sind,
- die Stadt hat bald eine leere Hauptschule und bezahlt jedes Jahr mehr Geld für den auswärtigen Schulbesuch (2011 = 170.000 €) und möchte dieses Geld natürlich sinnvoller einsetzen,
- betrachtet man die Sache betriebswirtschaftlich, dann könnte man auch sagen: " Die Stadt muß ein wettbewerbsfähiges Produkt - "Schule" schaffen, um gegen die IGS konkurrenzfähig" zu werden",
- nun sind Schulleitung und Schulvorstand des Gymnasiums vor einigen Monaten auch tätig geworden und bieten nun der geplanten Oberschule Unterstützung an. - Aber nur, wenn sie ohne den gymnasialen Zweig geführt wird (...warum ?).
- bei dem Modell ohne gymnasialen Zweig sollen die SchülerInnen 13 Jahre Zeit bekommen, ihr Abitur zu machen, in der Variante mit gymnasialen Zweig nur 12 Jahre (...hier sollte für wechselwillige Realschüler auch das Abitur in 13 Jahren möglich sein...oder ?)
- Kooperation mit den berufsbildenden Schulen - aber nur bei der Variante ohne gymnasialen Zweig (...eigenartig !?)

Aber was sind eigentlich die Wünsche der anwesenden Eltern ?
- der Druck, sich für eine Schulform entscheiden zu müssen, sollte möglichst mehr nach hinten verschoben werden.
- eine möglichst flexible, integrative,durchlässige Schulform
- einige Kinder entwickeln sich etwas langsamer und starten später durch. Hier wünschen sich die Eltern mehr Durchlässigkeit in der Schulform.
- Angebot einer pädagogische Ganztagsbetreuung
- 13 Schuljahre wären für die eine Schülerin oder den anderen Schüler besser

Hört sich alles ganz vernüftig an, oder ?
Daraufhin habe ich mir mal den/die Erlasse der Niedersächsischen Landesregierung zur IGS durchgelesen.
Da gibt es schon sehr viele Parallelen.

Da stellte sich mir eine Frage: "Müssen wir jetzt in Burgwedel die Versäumnisse einer verfehlten Bildungspolitik unserer Landesregierung ausbügeln und uns eine IGS selber basteln?"

Wäre es da nicht z. B. einfacher gewesen, die Zulassungsvoraussetzungen für die IGS zu vereinfachen und ebenfalls Dreizügigkeit zuzulassen ?

Ich werde die weitere Diskussion mit Interesse verfolgen und hoffe, dass die Lösung...wie auch immer sie aussehen wird, nicht nur "schöngeredet" sondern auch wirklich gut ausgestaltet und ausgestattet wird; im Sinne unserer Kinder.

Bis bald
Olaf Slaghekke

Auszüge aus:
Erlass der Niedersächsischen Landesregierung "Arbeit in den Schuljahrgängen 5 bis 10 der Integrierten Gesamtschule (IGS)"

Die IGS:
Ihre Arbeit ist geprägt durch das
Bestreben, Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gemeinsame
Lernerfahrungen zu vermitteln und sie durch differenzierenden Unterricht individuell zu
fördern........Ihre Arbeit ist geprägt durch das
Bestreben, Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gemeinsame
Lernerfahrungen zu vermitteln und sie durch differenzierenden Unterricht individuell zu
fördern. ......Eine wesentliche Aufgabe der Schule besteht darin, die Schülerinnen und Schüler zu
befähigen, sich auch in Verantwortung für die künftigen Generationen sachgerecht und aktiv
für den Erhalt der natürlichen Umwelt einzusetzen sowie für gute Beziehungen und Toleranz
unter den Menschen verschiedener Nationen, Religionen und Kulturkreise einzutreten. Außerdem
ist die Gleichberechtigung der Geschlechter durch eine Erziehung zu partnerschaftlichem
Verhalten zu fördern, das einseitigen Rollenorientierungen in Familie, Beruf und Gesellschaft
entgegenwirkt......Eine wichtige Aufgabe ist schließlich die Orientierung der Schülerinnen und Schüler über die
Berufs- und Arbeitswelt durch Unterricht und Erkundungen sowie Betriebspraktika.

Bürgerreporter:in:

Olaf Slaghekke aus Burgwedel

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