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Kommt..., wir fahren mal rüber!

  • Eines meiner alten Relikte aus der DDR
  • hochgeladen von Silke M.

Seit dem ich denken kann sind wir ständig in die ehemalige DDR gefahren um unsere Verwandtschaft zu besuchen.

Als Kind bin ich noch mit meinen Eltern und Großeltern gefahren und später als ich älter wurde meistens nur mit meiner Mutter und meinen jüngeren Geschwistern.
Aber mit „Kommt, wir fahren mal rüber“ war es nicht so einfach getan. Jeder Besuch musste beantragt werden bzw. mussten wir ein Visum dafür haben. Das hatte uns immer unsere Tante zugeschickt. Auch musste alles verzeichnet werden was wir denn so mit rüber schleppten. Jedes einzelne Teil von der Banane über den Kaffee bis zur Feinstrumpfhose musste aufgeschrieben werden. Wenn man dann dort war musste man sich bei der Polizei an-und auch wieder abmelden. Jeder Grenzübergang war ein Abenteuer und tatsächlich waren die weiblichen Grenzer die schlimmsten.

Wir wurden immer von unseren Eltern angehalten absolut nix zu sagen und ruhig zu sein. Aber Kinder tun sich ja schwer damit und als einmal auf der Rückfahrt unser Auto mal wieder durchsucht, wurde sagte mein kleiner Bruder zum Grenzer: „Duhu…., da ist aber kein Onkel Günther im Kofferraum.“ Das war so witzig und wir mussten uns sowas von zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Spaß haben die ja an der Grenze nicht gekannt!

Anfangs betrug der Umtausch 13,00 DM pro Tag. Später wurde er angehoben auf 25,00 DM pro Tag. Also wenn man einmal ein paar Tage drüben verweilen wollte, musste man schon tief in die Tasche greifen. Ich habe mir von dem Geld später immer Haushaltswaren gekauft. Mein erster Schnellkochtopf war aus der DDR. Backformen, Butterglocken, Tischdecken, Aschenbecher all das war später in meinem Haushalt „Made in DDR“. Manche Teile habe ich heute noch. Mein Vater der ja seit Jahrzehnten schon ein Angler ist, hat sich immer mit Angelruten-und Zubehör eingedeckt.

Da wir immer nach Salzwedel fuhren, mussten wir über den Grenzübergang Bergen/Dumme. Das war ja von unserem Heimatort nicht weit entfernt. Also haben wir oft eine Tagesfahrt unternommen, d.h. um kurz nach Mitternacht rüber und kurz vor Mitternacht wieder zurück. Der Tag wurde dann voll ausgenutzt!

Ich bin immer sehr, sehr gerne rübergefahren! Als ich älter wurde bin ich natürlich mit meinen Cousins und Cousinen auch ab in die Disco. Die hieß damals Odeon und war in Salzwedel. Da gab es dann natürlich Rotkäppchen-Sekt, Pfefferminzlikör kurz Pfeffi genannt und Club Cola. Um Mitternacht wenn das Odeon schloss, wurde immer das Sandmännchenlied gespielt.

Was wurden wir von unserer Verwandtschaft eingedeckt mit dem berühmten Salzwedeler Baumkuchen. Irgendwann hatte man genug davon und wenn mal wieder ein Kuchen kam dann stand er und stand und stand. Da dort ja nix drin enthalten war was irgendwie schlecht werden konnte.

Ich kann mich auch noch daran erinnern dass viel Selbstversorgung bei unseren Verwandten stattfand. Alles was möglich war wurde selbst angebaut. Meine Tante hatte einen großen Garten und wurde von meiner Mutter auch immer ordentlich mit Sämereien eingedeckt.
Und ich kann mich auch noch an die riesigen Kohlehaufen vor den Häusern erinnern. Jeder Haushalt der Kohle zum heizen brauchte, wurde sie direkt vor die Tür geschüttet und die Leute mussten sie dann wegkarren. Auch an diese entsetzlich, langen Schlangen vor manchen Läden kann ich mich noch erinnern. Meine Tante sagte dann immer das es wohl gerade was besonderes gibt, die Leute würden sich oft nur anstellen ohne zu wissen was es gab. Eine Schlange bedeutete immer; hier gibt’s was Besonderes!
Aber am besten waren die Brötchen in Salzwedel wurden sie Knüppel genannt. Solche Brötchen wie dort habe ich nie wieder gegessen! Absolut köstlich!

Auch wenn die Erwachsenen politisch wurde, wurden alle Fenster schnell geschlossen und die Vorhänge zugezogen. Ich habe das immer als äußerst spannend empfunden, die Atmosphäre war dann immer so unheimlich. Auch wenn wir mal von uns aus telefonischen Kontakt zu der Verwandtschaft suchten, wurde einfach öfter mal die Leitung willkürlich unterbrochen. Es war immer ein Dritter mit in der Leitung der zuhörte und wenn dem was nicht passte wurde das Gespräch einfach unterbrochen.

So war es gewesen und ich könnte noch viel mehr darüber schreiben.
Heute bzw. nach dem Wegfall der Mauer habe ich kaum noch Kontakt nach „drüben“.

  • Eines meiner alten Relikte aus der DDR
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  • Kann man bestimmt nicht mehr trinken.....
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  • Noch ein Teil aus alten Tagen! Habe noch viel mehr davon z.B. Spring-und Guglhupfform, Aschenbecher usw.
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  • Bild 3 / 6
  • Unterteil der Butterglocke
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  • Bild 4 / 6
  • Mein alter Reisepass
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  • Bild 5 / 6
  • 2. Seite vom alten Reisepass
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20 Kommentare

Uiuiui, ihr Lieben!
Da hat sich ja nach 13 Jahren noch einmal richtig was in meinem Beitrag getan ;-)

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mein Vater mal für meinen Onkel den "Playboy" und ein paar schlüpfrige Zeitschriften wie die "Praline" oder "Wochenend" rüberschmuggeln wollte.
Da wurde er doch erwischt!
Es war bei einer mitternächtlichen Grenzkontrolle und mein Vater wurde sofort aus dem Auto geholt und weggebracht.
Wir saßen dort nun alle Im Auto und haben gewartet und er kam nicht zurück.
Als schon die Morgendämmerung einsetzte, kam er dann völlig ausgelaugt und übermüdet und wir konnten endlich weiterfahren.
Die haben den stundenlang - wegen dieser Heftchen, verhört!
Mein Vater hat einige Stunden danach kein Wort mehr gesprochen.

Die Grenzer haben ihre Macht schon extrem ausgespielt!

Und ich weiß auch noch als ich mich im Osten als junges Mädchen verliebt hatte.

Ich war mit meinen Cousinen am Wochenende im Odeon und da habe ich Andreas kennengelernt.
Ich fand den soooooo toll und wir klebten den ganzen Abend in der Clique zusammen.
Nachdem das Odeon schloss, sind wir noch mit mehreren durch die Straßen gezogen und ich fand den immer toller ;-).

Als meine Cousine meinte dass wir jetzt nach Hause müssten, haben wir uns von den anderen verabschiedet und Andreas und ich haben uns umarmt und da hat er mich geküsst.
Da war es rettungslos um mich geschehen <3!
Ich war dermaßen verknallt, sodass ich gar nicht mehr nach Hause wollte!

Das war vielleicht ein Theater!
Meine Mutter hat dazu gar nichts gesagt und nur säuerlich geguckt ;-) und meine Tante hat mich gepackt und mir immer resolut die Tränen abgewischt und auf mich eingeredet.
Ich wollte überhaupt nicht mehr mit nach Hause fahren!
Ich habe die ganze Heimreise nur geheult ;-)

Leider habe ich den Andreas nie mehr wiedergesehen, obwohl wir so oft "drüben" waren aber das war vielleicht auch ganz gut so.
Vor einigen Jahren gab es mal einen Namensvetter von ihm hier auf mh, der auch aus dem Osten kam.
Ich hatte ihn angeschrieben ob er eventuell was mit Salzwedel zu tun hat aber er war es nicht.
Es war tatsächlich nur eine Namensgleichheit ;-)

Meistens hatte ich immer mit im Zimmer meine Cousine geschlafen aber eines Tages gaben sie mir ein Zimmer nur für mich alleine.

Meine Verwandten wohnten in der Straße Nordbockhorn und erzählten dass der Nordbockhorn von den Anwohnern nur noch Mordbockhorn genannt wird, da in den letzten Monaten 3 Menschen dort umgebracht wurden.

Na das war ja genau die Geschichte die ich hören wollte - mutterseelenallein in diesem Hinterzimmer!
Ich habe mir vor Angst bald in die Hosen gemacht und habe minütlich damit gerechnet jetzt umgebracht zu werden!
Ich fing an zu wandern und habe dann versucht in der Stube auf der Couch zu schlafen aber irgendwie ging das auch nicht.
Auf jeden Fall habe ich dafür gesorgt dass ich die nächsten Nächte wieder mit im Zimmer meiner Cousine schlafe  ;-)

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