Ansprache über Adolph Kolping zum Stiftungsfest der Kolpingfamilie in Buchholz

Tafel zur Erinnerung an Adolph Kolping in der Minoritenkirche in Köln
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Am 7. März 2014 beging die Kolpingfamilie in Buchholz ihr 49. Stiftungsfest. Im Rahmen des Festgottesdienstes konnte ich folgende Ansprache halten:

Liebe Festgemeinde, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

„Das Christentum sind keine leeren Worte, sondern lebendige Handlungen“, so die Worte des Gesellenvaters Adolph Kolping. Diese Worte könnten als Motto, als Leitmotiv über sein ganzes Leben stehen.
Im November 1846 gründet Kolping in Elberfeld den ersten Junggesellenverein, der Beginn eines heute weltumspannenden Werkes. 2 1/2 Jahre später, am 6. Mai 1849 gründet Kolping mit sieben Gesellen den Kölner Gesellenverein. Am gleichen Abend feuert Karl Marx im Kölner Gürzenich hunderte Zuhörer an. Der eine ruft auf zum Umsturz der Verhältnisse, der andere plädiert für die Veränderung der Lebensstile. Zwei Programme, zwei unterschiedliche Welt- und Lebenssichten.
Kolping ist seine Lebenssicht nicht in den Schoß gefallen. 1849 ist, wie sein Biograph Christian Feldmann schreibt, bereits seine „Bekehrung“ erfolgt, in der er sich vom Möchtegern-Aufsteiger aus einfachsten Verhältnissen zum nüchternen, bodenständigen Praktiker wandelt. Der ehemalige Schustergeselle, der der Gesellenwelt entfliehen wollte, beginnt jetzt als spätberufener Kaplan die Vereine und Häuser für die einst von ihm verachteten Gesellen zu bauen. Er konzipiert die Gesellenhäuser als Heimat für die Entwurzelten, die Unterschicht des Handwerks, Jahrzehnte bevor das Arbeiterproblem entstand. Kolping initiiert Schulungen in Rechnen, Deutsch, Geschäftskorrespondenz, Buchführung und Kurzschrift, Vorboten der späteren Erwachsenenbildung und Jugendberufshilfe, und das in einer Zeit, als die liberal bürgerliche Welt keinen Sensus für die Nöte der Unterprivilegierten hatte und sich aufklärerisch über religiöse Lebensbelange hinwegsetzte. Kolping musste Widerstände überwinden. Kolpings Hauptgegner waren die Liberalen, die hohle Phrasen droschen und jedem Querkopf alle Freiheiten ließen, aber der katholischen Kirche ihre Entfaltungsmöglichkeiten zu beschneiden suchten, so sah es Kolping. „Ohne ein tüchtiges Christentum kein kräftiger Halt im Leben“, so hieß Kolpings klare Devise. Dafür kämpfte er publizistisch. Er entfaltete eine rege publizistische Tätigkeit im „Katholischen Volkskalender“, im „Rheinischen Kirchenblatt“ und in den „Rheinischen Volksblättern für Haus, Familie und Handwerk“. Seine volksnahe Pressearbeit brachte so viel Geld ein, dass er damit Gesellenhäuser finanzieren konnte.
Kolpings soziales Engagement erwuchs aus einem tiefen Gottvertrauen. Kolping wirkte überzeugend und glaubwürdig, weil er persönlich lebte, was er verkündete. Bei seinem unermüdlichen Wirken in Sorge um den Menschen achtete er nicht auf seine Gesundheit, er verausgabte sich. Auf ihn trifft die Aussage des heutigen Evangeliums zu: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ (Lk 9,24) Als die Cholera über Köln hereinbrach, ging Kolping trotz Warnungen im Bürgerhospital ein und aus, um zu helfen. Trotz zahlreicher Krankheiten absolvierte er als Generalpräses des Gesellenvereins ein schwindelerregendes Reiseprogramm - und das bei den damaligen Reisebedingungen. Aber trotzdem sagte er in Bescheidenheit von sich selbst: „Ich bin nie ein Held gewesen.“ (Feldmann 1991, S. 115) Aber seine Arbeitslast hat er oft als erdrückend empfunden. Kolping litt an Depressionen und trotz seines Engagements mitunter unter Einsamkeit. Gleichzeitig war er liebenswürdig und humorvoll. Er erklärte: „Das Lachen aus heiterem Herzen ist mehr wert als die schärfste Predigt.“
Kolpings Leben ist eine überzeugende Verbindung von Evangelisation und Weltdienst. Sein soziales Christentum war keine Schwärmerei und Traumtänzerei, auch kein Entwurf für Weltveränderung, sondern harte Arbeit. Die soziale Not der damaligen Handwerksgesellen war seine Antriebskraft und sein Glaube. Seine persönliche Liebenswürdigkeit war gepaart mit nüchterner Sachlichkeit, zielbewusster Hartnäckigkeit und Gelassenheit in unvermeidbaren Dingen.
Aber das selbstlose Wirken dieses bescheidenen Mannes war der Grundstock für das weltweite Kolpingwerk. Der internationale Kolpingverband zählt heute in 60 Ländern etwa 500 000 Mitglieder, allein der Deutsche Zentralverband umfasst 2 600 Kolpingfamilien mit 275 000 Mitgliedern. Er unterhält 260 Kolpinghäuser und 200 Einrichtungen des Kolping-Bildungswerkes. Aber im Sinne Kolpings ist es, sich nie auf dem Erreichten auszuruhen, sondern die immer wieder neu entstehenden sozialen Nöte wahrzunehmen und zielstrebig anzupacken. Auch heute gilt , was Adolph Kolping den Menschen zugerufen hat: „Wer Menschen gewinnen will, muss das Herz zum Pfande einsetzen (...) Das Herz (...), die rechte Liebe muss sich bewähren in der Tat. (...) Wer den Menschen nicht zuerst geliebt, wahrhaft geliebt, hat kein Recht, das Herz anderer Menschen zu fordern.“ (Kolping, in: Feldmann S. 111)
Amen

Zum Abschluss des Festgottesdienstes sang die Gemeinde das Kolpinglied:
"Ein Gotteshaus steht zu Köln an dem Rhein. Dort liegt begraben wohl unter dem Stein, der Priester der Vater, der Bruder und Freund, mit dem wir noch heute von Herzen vereint, mit dem wir noch heute von Herzen vereint.
Er fragte nicht lang nach Woher und Wohin. Zu helfen, zu raten, das stand ihm im Sinn. Wer Ausbildung suchend zog hoffend hinaus, der fand bei ihm Ratschlag und fand ein Zuhaus, der fand bei ihm Ratschlag und fand ein Zuhaus."

Quellen:
Christian Feldmann: Adolph Kolping. Für ein soziales Christentum. Freiburg - Badel - Wien: Herder 1991
Manfred Hermanns: Rezension zu Christian Feldmann: Adolph Kolping, Freiburg - Basel - Wien 1991. In: Jahrbuch für Jugendsozialarbeit. Bd. XII. Köln: Verlag Die Heimstatt 1991. S. 346-349
Josef Klersch: Adolf Kolping (1813-1865). In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Münster i.W.: Aschendorff 1932, S. 73-92

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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