Buchbesprechung
Zygmund Bauman und die Angst der anderen

Zygmunt Bauman: Die Angst deranderen Ein Essay über Migration und Panikmache; Suhrkamp Verlag Berlin 2016 / Bundeszentrale für politische Bildung Berlin 2017; 125 Seiten; ISBN: 978-3-7425-0048-0

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Oder? SIcher ist: Migration ist von je her ein fester Bestandteil der menschlichen Lebensweise. Unbestritten ist auch: Insbesondere dann, wenn sie in kurzer, wenn nicht gar kürzester Zeit stattfindet, ist sie auch eine Herausforderung für die Gesellschaften der aufnehmenden Länder. "Aber wie kommt es, daß Viele den Neuankömmlingen mit Haß und Hetze begegnen und trotz vielfach besseren Wissens Untergangsszenarien herausbeschwören?" fragt die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel.

Ihren Worten zufolge setzt sich der Autor "mit der Hysterie auseinander, die den aktuellen Diskurs über Migration prägt. Er analysiert den Alamismus, die zunehmende Menschenfeindlichkeit und den wachsenden Nationalismus in Europa. Zugleich kritisiert er die politische Praxis wohlhabender Länder, welche die Verantwortung für globale Migration vor sich wegschieben und das Thema in erster Linie im sicherheitspolitischen Kontext diskutieren."

Für den Autoren ist Solidarität mit den Notleidenden unabdingbar "und auch erfolgversprechender als Abschottung und Ausgrenzung."

Bauman wurde 1925 in Posen geboren. Er starb 2017 im englischen Leeds, wo er zuletzt Professor für Soziologie an der Universität von Leeds war. Selbst mit einem Migrationshintergrund ausgestattet, schreibt hier also ein Fachmann.

Soweit zur Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus?

Das Buch ist sicherlich ein gut geschriebens Plädoyer für eine bessere Akzeptanz von Zuwanderung und Zugewanderten gleichermaßen. Es fehlt aber die politik- und sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Soll Migration gesteuert oder unkontrolliert erfolgen? Welche Leistungen müssen die Aufnahmegesellschaft wie Zuwanderer gleichermaßen erbringen? Kann Zuwanderung nur in "fetten", wirtschaftlich erfolgreichen Jahren gelingen? Welche Fluchtursachen gibt es und (wie?) können sie vor Ort bekämpft werden? Gibt es in Europa Zuwanderer, die bevorzugt aufgenommen werden, und solche, die systematisch benachteiligt werlden?

Es ist nicht so ganz klar, ob hier Gefühlsduselei vorliegt oder ein wissenschaftlich fundiertes Buch. Zumindest letzeres wäre mic persönlich lieber gewesen. Dann hätte ich abwegen können, ob das Boot wirklich voll ist oder wie ich diesen Pseudo-Argumenten inhaltlich etwas entgegenhalten könnte.

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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