"Weißt du, wo die Eichen trotzig ragen, ... ?"

5. Juni 2010
13:00 Uhr
Naturpark Hessischer Spessart, Biebergemünd
Der Niederhof in Biebergemünd-Lanzingen.
5Bilder

Mit dieser Zeile beginnt das Spessartlied und der Text der 1. Strophe lautet weiter:

"...wo das Bächlein munter talwärts fließt,
wo die Buchen grüne Schirme tragen,
wo vom Berghang Heidekraut und Ginster grüßt !
Da wohnt stiller Friede, da blüht heimlich Glück !
Komm einmal zum Spessart, kehrst bald dahin zurück."

Der Naturpark Spessart wird von den drei Flüssen Main, Kinzig und Sinn begrenzt. Die Gesamtfläche dieses waldreichen Naturparks beträgt 1.300 Quadratkilometer. Von Kirchhain aus erreicht man den hessischen Teil des Spessarts mit dem Pkw in ca. 1 1/2 Stunden. Fährt man hierbei über die Landstraßen, so ist es eine sehr abwechslungsreiche Reise durch den Vogelsberg und vorbei an dem Hohenrodskopf.

Mit meinem kleinen Bericht und den Fotos möchte ich Sie heute in die Gemeinde Biebergemünd mitnehmen. Biebergemünd liegt in direkter Nachbarschaft der Kurstadt Bad Orb und auch die Deutsche Ferienstraße führt durch die Gemeinde.

Zuerst besuchen wir meinen Geburtsort Lanzingen und sehen uns einmal den sogenannten "Niederhof" näher an. Herr Forstoberrat Peter H.-J. Warmbold schreibt im Heimat-Jahrbuch der Gemeinde Biebergemünd aus dem Jahr 1996 hierüber folgendes:
- wahrscheinlich erstmals erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahre 1341
- 1575 wird der Niederhof in Orber Akten als "Niederhoven" erwähnt
- vor 1582 bewirtschaftete die Familie von Schwalbach den Niederhof als Lehnsgut
- das Wohnhaus wurde 1894 vom damaligen preußischen Staat für den Förster der gleichnamigen Revierförsterei erbaut
- in der Zeit zwischen 1868 und 1987 waren sieben Revierleiter für den Niederhof zuständig
- letzter Dienststelleninhaber mit Großvieh und Gesinde war Förster Falk von 1919 bis 1931.

Auch heute dient der Niederhof noch als Försterei. Neben dem Wohnhaus befinden sich noch Stall- und Scheunengebäude auf dem etwa 230 qm großen Hof.

Unser zweites Ziel ist in der etwa 5 Kilometer entfernten Gemeinde Bieber und liegt auf einer Anhöhe: es ist die sogenannte Burgbergkapelle. Die geschichtlichen Angaben zur Burgbergkapelle habe ich dem Heft "10 Jahre Geschichtsverein Biebergemünd e.V." und einer kleinen Chronik von Herrn Horst Bindseil im Heimatjahrbuch von 1994 entnommen.

Die heutige Burgbergkapelle geht in ihren Anfängen auf das 13. bis 15. Jahrhundert zurück (Chor). Romanische, gotische und barocke Stilelemente belegen verschiedene Umbauten, die im Laufe der Jahrhunderte zu ihrem heutigen Aussehen geführt haben. Die Burgbergkapelle ist dem hl. Mauritius geweiht.

Da der Weg hinauf zum Burgberg, von Bieber und vor allem auch aus den anderen Ortsteilen recht beschwerlich war, wurde die Schule und im Jahre 1852 auch die katholische Pfarrkirche nach Bieber verlegt. Der katholische Friedhof befand sich jedoch noch bis zum Jahre 1876 auf dem Burgberg. Nachdem auch dieser geschlossen wurde, führte die Burgbergkapelle bis etwa 1912 ein einsames Dasein. Nach verschiedenen Umbaumaßnahmen und Restaurierungen nutzten die katholischen Gläubigen die kleine Kapelle wieder für Messfeiern. Diese schöne Tradition hat sich bis heute gehalten, so dass an besonders traditionellen Feiertagen in der Burgbergkapelle Messen gehalten werden (z. Bsp. Pfingstmontag). Besonders beliebt ist die kleine Kapelle bei Brautpaaren.

Wenige Schritte neben der Burgbergkapelle finden wir das ehemalige Schul- und Pfarrhaus, das im Jahr 1685 erbaut wurde.

Gerade fernab der großen Straßen und Städte finden wir oft Gebäude, die einen Besuch wert sind. Für mich zählen hierzu sowohl der Niederhof, als auch die Burgbergkapelle. Dies ist nicht zuletzt darauf zurück zu führen, dass viele Kindheitserinnerungen und Geschichten meiner Vorfahren damit verbunden sind.

Ich hoffe, ich konnte Ihr Interesse an den verborgenen Schönheiten des Naturparks Hessischer Spessart wecken. In der ersten Strophe des Spessartliedes heißt es u.a. "...Komm einmal zum Spessart, kehrst bald dahin zurück."

Probieren Sie es einmal aus, und ich glaube, dass auch Sie dann immer
wieder hin fahren werden.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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