Der 9. November in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts

9. November 2014
Brandenburger Tor, Berlin

Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag in unserem Land.
Ich will hier nur auf drei Daten des 20. Jahrhunders eingehen und besonders auf den 9. November 1938 eingehen:

9. Novemberr 1918:
Philipp Scheidemann rief von einem Balkon des Berliner Reichstags die erste deutsche Republik aus und besiegelte damit das Ende der Hohenzollernherrschaft.
Die Fürstenhäuser verloren ihre Machtstellung und mit ihnen die evangelischen Kirchen, die von den Fürstenhäusern abhängig waren. Sie hatten sich den Fürstenhäusern unterworfen und dadurch ihre Machtstellung bezogen.
9. November 1938:
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten SA-Truppen und Angehörige der SS gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. In den Tagen darauf wurden im ganzen deutschen Reich etwa 30 000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Die antisemitischen Ausschreitungen waren von der nationalsozialistischen Führung organisiert, die die Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Bürger seit der Machtübergabe an Hitler 1933 systematisch vorantrieben. Die Nacht des 9. Novembers 1938 ging als Reichspogrom- oder Kristallnacht in die Geschichtsbücher ein und war der „vorläufige Höhepunkt der Schreckensherrschaft“.
Auch in meiner Geburtsstadt Gemünden und er Nachbargemeinde Schiffelbach wütete die SA gegen ihre Mitbürger jüdischen Glaubens.
Und was tat der damalige Pfarrer dagegen? Was taten die evangelischen Kirchengemeinden gegen das Abbrennen der Synagogen, das Verwüsten der Wohnhäuser der jüdischen Mitbürger in ihren Gemeinden, dem Stehlen des Eigentums (Haushalte wurden von Nachbarn geplündert)? Nichts! Sie distanzierten sich von den „getauften Juden, den sog. Judenchristen“, die oft von den Pfarrern aus den Gemeinden gedrängt wurden.
Auch in Gemünden wurden Juden gefoltert, nach Kassel verschleppt und von dort in die Konzentrationslager wie z. B. Riga, Theresienstadt transportiert.
Während Deutschland heute zu Recht den Mauerfall feiert, will ich erinnern an die Bürger jüdischen Glaubens meiner Heimatstadt Gemünden/Wohra, die unter den Nationalsozialisten fürchterlich litten und meist in den Konzentrationslagern ermordet wurden.
Wie sich der damalige Pfarrer zu den jüdischen Mitbürgern und der Pogromnacht (volkstümlich Kristallnacht) verhielt, kann nicht aufgearbeitet werden. Die Kirchengemeinden Gemünden und Schiffelbach mit ihren biederen Pfarrern lehnten die Einsicht der Kirchenbücher dieser Gemeinden mit der fadenscheinigen Begründung ab, keine alten Wunden aufreißen zu wollen. Diese Sicht wurde von der Landeskirche in Kassel unterstützt.
Wir wissen, dass die Zukunft nicht gestaltet werden kann, ohne die Vergangenheit zu bewältigen! Jedoch die Seelsorger (= sich um die Seelen sorgen) der beiden Gemeinden und ihre Gemeinde-Kirchenräte zogen es vor, einen Deckel auf die Vergangenheit zu legen und das Kapitel vergessen machen!
Die Namen der bisher bekannten jüdischen Bürger Gemündens sollen immer Mahnung sein.
Bisher namentlich bekannte Opfer der Verfolgung der Juden aus Gemünden/Wohra unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945:
Bearbeitet vom Bundesarchiv Koblenz und dem Internationalen Suchdienst Arolsen
Name Vorname
Andorn Flora
Andorn Bessy
Andorn Israel
Andorn Meier Maier
Buchheim Rosa, geb. Katz
Buchheim Salomon
Gijzen Martha, geb. Maijer
Hirsch Ilse
Hirsch geb. Andorn Bertha
Höxter Elias
Höxter Hilde
Höxter Simon
Joseph Moritz
Joseph, geb, Hoexter Dina
Levi Hella, geb. Steinmann
Marx Emilie
Marx Wilhelm
Spier Willi
Steinmann, geb, Schoen Rosalie
Strauss Margarete Grete Mina
Strauss Isaak
Strauss Ludwig (Bert)
Strauss, geb. Andorn Berta
Weiler Zacharias
Wolff Edith
Wolff, geb. Marx Amalie

November 1989:
1989: Fall der Berliner Mauer
Am Abend des 9. November verkündete SED-Pressesprecher und Politbüromitglied Günter Schabowski auf einer Pressekonferenz überraschend die sofortige Öffnung der Mauer. Daraufhin strömten tausende Ostberliner an die Grenzübergänge ihrer Stadt. Gegen 23.30 konnten am Grenzübergang Bornholmer Straße die Kontrolleure dem Andrang der Menschen nicht mehr standhalten. Der Übergang wurde geöffnet. Bis Mitternacht sind alle Berliner Grenzübergänge offen. Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung war frei.
Das ist ein guter Tag für Deutschland, der 9. November 1989.
Der 25. Tag des Mauerfalls wird heute nicht nur festlich, sondern auch fröhlich gefeiert.

Bürgerreporter:in:

P.G. Winfried Hochgrebe aus Berlin

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