Feuerkatastrophe im Carmel-Gebirge nahe Haifa/Israel

Größte Brandkatastrophe in der israelischen Geschichte forderte bislang 42 Menschenleben.
von Sabine Brandes in "Jüdische Gemeinde"

Die Brandkatastrophe im israelischen Carmel-Gebirge hat ein 42. Menschenleben gefordert. Am Montag erlag die Polizeichefin von Haifa, Ahuva Tomer, ihren schweren Verletzungen, die sie sich vor vier Tagen beim Einsatz im Brandgebiet zugezogen hatte.
Unterdessen teilten die Einsatzkräfte mit, dass die Waldbrände gelöscht sind. Einsetzender Regen habe geholfen, dass die letzten Brandherde ausgegangen seien. Der größte Waldbrand in der Geschichte Israels war am Donnerstag-mittag ausgebrochen. Zwei Jugendliche aus dem Drusendorf Usfiya sind festgenommen worden, die in Verdacht stehen, das Feuer aus Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit verursacht zu haben.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich für die große internationale Hilfe zur Bekämpfung des verheerenden Waldbrandes bedankt. «Die israelische Nation steht zusammen, und viele Länder der Welt stehen an der Seite Israels», sagte er. Das Kabinett beschäftigte sich am Sonntag mit einem Plan zur Wiederaufforstung. Angesichts der heftigen Kritik an mangelnden Vorkehrungen und schlechter personeller und materieller Ausrüstung der Einsatzkräfte werden Forderungen nach dem Rücktritt von Innenminister Eli Yishai immer lauter.
Am Donnerstagnachmittag war das Feuer vermutlich nahe Usfiya an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen. Bereits am Abend hatten die Flammen eine Fläche von 2.800 Hektar vernichtet. Angefacht vom Seewind, fraß sich die meterhohe Feuerwalze durch die völlig ausgetrocknete Wald- und Buschlandschaft. In Israel hat es seit Monaten nicht mehr richtig geregnet. Nach offiziellen Angaben sind 42 Menschen ums Leben gekommen. Es handelt sich dabei überwiegend um Wachleute, die dabei helfen sollten, Häftlinge aus einer Strafanstalt vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. Der Bus wurde durch einen umfallenden brennenden Baum aufgehalten. Danach gab es für die meisten Männer kein Entkommen mehr aus dem Inferno. Chezki Chafasch, Regionalleiter der Rettungs- und Bergungsorganisation ZAKA, war mit seinem Team einer der Ersten am Unglücksort. Er zeigte sich entsetzt: »Der Anblick von so vielen Toten, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten, war extrem belastend. So etwas habe ich noch nie gesehen.«

FLUCHT: Etwa 17.000 Menschen, unter anderem aus Tirat Ha’Carmel, Usfiya und dem bekannten Künstlerdorf Ein Hod sowie Teilen Haifas mussten vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden. »Es ist ein schreckliches Gefühl, das Haus verlassen zu müssen und nicht zu wissen, ob es morgen noch steht«, so Yair Seribi aus Beit Oren, der im Merchav-Center von Haifa Schutz gefunden hat. »Es ging alles wahnsinnig schnell, wir konnten nur noch um unser Leben rennen. Auf einmal war alles voller Flammen und beißendem Qualm.«

TRAGÖDIE: Schulen, Hotels, Pensionen und Privatleute aus dem ganzen Land öffnen nun ihre Türen, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Alle Feuerwehrleute des Landes sind mobilisiert, doch es gibt einfach nicht genug von ihnen, um einen Brand dieser Dimension zu bekämpfen. Daher bat Jerusalem viele Länder um schnelle Hilfe. Trotz angespannter diplomatischer Beziehung bot auch die Türkei an, zwei Flugzeuge zu schicken. »Es ist eine Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes«, sagte Netanjahu. »All unsere Anstrengungen gelten nun dem Schutz von Menschenleben und der Sicherheit der Rettungskräfte.«Auch für die Flora und Fauna des als »kleine Schweiz« bekannten Naturschutzgebietes ist es ein Desaster. Das Feuer vernichtete mehr als fünf Millionen Bäume auf einer rund 50 Quadratkilometer großen Fläche. Experten sagen voraus, dass es Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, das Gebiet wieder aufzuforsten. Bei Bränden in den 80er-Jahren war es bereits stark geschädigt worden. Schätzungsweise sind bislang eineinhalb Millionen Bäume verbrannt. Nach Angaben der Feuerwehr wird es noch Tage dauern, bis das Feuer endgültig gelöscht ist. An der Klagemauer trafen spontan Hunderte von Rabbinern ein, um für ein Ende der katastrophalen Situation zu beten. Auch Staatspräsident Peres betonte, dass Israel am Lichterfest Chanukka um ein Wunder bittet.

SOLIDARITÄT: Der neue Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, teilte am Freitag mit: »Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Feuerwehrleuten, die mit großem persönlichen Mut und unter Einsatz ihres Lebens die verheerenden Waldbrände im Norden Israels bekämpfen.« Die Jüdischen Gemeinden in Deutschland trauerten mit den Familien der 42 in den Flammen Umgekommenen und beteten für die zum Teil schwer verletzten Helfer. »Mit großem Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit haben wir die spontane Hilfsbereitschaft bei der Bekämpfung dieser Feuerkatastrophe aus Spanien, Deutschland und der Türkei zur Kenntnis genommen«, sagte Graumann.

Bürgerreporter:in:

P.G. Winfried Hochgrebe aus Berlin

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