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Der Ettersberg bei Weimar und der Pirnaer Sonnenstein

Ein unsichtbares Band
Der Ettersberg bei Weimar und der Pirnaer Sonnenstein

aus dem Gedichtband
„Ettersberg durch das Jahr“ von Christoph Schwabe

ETTERSBURG IM SEPTEMBER

Wir stiegen über Gerüste
Die leise vor sich hinbröckelnden
Schloßstufen hinauf
Um
Den Zeichenplatz zu finden

Leise ebenfalls schweben Blätter
Im Sonnenlicht von den Bäumen

Leise auch kamen Gedanken
An lebendige Dichtertreffen
Beim Blick durch trübe Fenster und Türen
In den vor sich hinsterbenden
Festsaal

Leise Hoffnungen wecken Eisenschranken
Eingebracht
Die vom Zerfall bedrohten Mauern
Zu binden

Warum war der Berg nur so geeignet
Man sagte,
Die Steine das Holz sind es:
Von
Lager und Krematorium

Wird Muschelkalkstein
Der Überrest des Urmeeres
Zum Argument
Für menschliche Untat

Kein Ettersburg
Keine Dichterstadt
Konnte sie bremsen
Am Bau
der Folterstätte
Am Mißbrauch
Der überkommenden Natur

Thymian Männertreu und kleiner Klee
Sind wir Tupfer im Wiesenteppich
Am Hang

Unwirklich die Flora
Der Muschelkalkwiesen
Im Umfeld
Der Weimarer Schwarzerde

Erinnernd an Hiddensee
Oder
Toskana
das Fernweh fördernd
Um Mitsommer

Die Dörfer so lieblich
Am Berg sie verstreut sind

Wie läßt sich’s da leben
Mit
Gebrochenen Orgeln
In verschlossenen Kirchen
In denen einst sangen
Die Dörfler Kantaten
Verzieret mit Geigen und Flöten
Und Krummhorn
So
Berichten die Folien
Gestapelt sie liegen
Vermodernd in Schränken
Der frommen Archive

Gleich einem
Mütterlichen warmen Busen
Liegt er da
Der Berg
Und
Wiegt sich
Sanft
Am Horizont
Vertrauen schaffend
Neugier machend
Nähe fordernd

Abend nimmt das Licht vom Berg

Und

Stille sichert hinunter
In die lärmende Stadt
Der Dichter und Denker
Verliert sich
Wie heimatlos

Und

Schwimmt
Vom Mondschein begleitet
Die Ilm hinab
In die Weite
der Nacht

Der Mensch hat Jahrtausende
Das Bauen gemieden
Den Berg nur Betreten

Warum nur?

Bis kamen diejenigen
Welche zum Quälen und Morden
den Berg bebauten

Warum nur?

Immer und immer wieder
Führt mich Erinnern
Zur Hangwiese
Dem Teppich an Kurzgras
Und Blumentopf

Dort stand er
Der Große
Erinnernd und grübelnd
Zu Eckermann gewandt

Und sah im Vergangnen
Die Walfische schwimmen
Wo heute die grünende Ebene
Sich trifft
Mit dem Dunsthorizont

Ich stand im Steinbruch
Und erfaßte die Gegenwart
das Grauen des Gewesenen
Im Nacken

Um mich im Dürrgras
Ein Blau von Veilchen
Oben am Felsrand
Lachend junge Leute

Was ist heute
Was bleibt von gestern
In den Köpfen und Herzen
Im Leben jetzt und morgen?

- - - - - - - -

aus einem Faltblatt der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein:

In den Jahren 2003 und 2004 schrieb der Künstler seinen Gedichtband
„Ettersberg durch das Jahr“.
Er setzt sich darin mit dem Ort auseinander, an dem der Geist höchster deutscher Kultur und niederste Barbarei aufeinander prallen. Der Ettersberg in seiner Erhabenheit und Schönheit, seiner Flora und Fauna im Wechsel der Jahreszeiten, Schloß Ettersburg als Treffpunkt großer Geister der Weimarer Klassik und – nur wenige Kilometer entfernt – das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald.
. . .
Zwischen Ettersberg und Sonnenstein existiert eine tödliche Verbindungslinie.
Im Juli 1944 wurden 187 Lagerinsassen des Konzentrationslagers Buchenwald auf den Sonnenstein transportiert und ermordet.

Christoph SCHWABE, Rahel KLASSEN
ETTERSBURG IM SEPTEMBER
in Texten von Christoph Schwabe und
Bildern von Rahel Klassen und Christoph Schwabe
ISBN 978-3-933358-67-7 [alt 3-933358-67-1]
132 S., 17x20
10,00 €
http://www.christophschwabe.de/index.php?to=publik...
http://www.christophschwabe.de/
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/buchenwa...
http://www.buchenwald.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Gedenkst%C3%A4tte_Pir...
http://www.geschichte-pirna.de/euthanasie.htm
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(Es gibt ein web-Album dazu, ich muß da aber erst noch einmal reinschaun..
Die Fotos der Versetafeln sind hier nur komprimiert.)

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5 Kommentare

Das mit den Gruppen und Zuordnungen habe ich noch nicht so GANZ richtig begriffen und hoffe, daß ich es eben richtig gemacht habe.

Ich Jahrgang 60, sitze am Rechner, neben mir eine Tasse Kaffee, mein Blick schweift ab – hinaus über den Fluss und mich erfasst das Grauen.
Wie konnten/können Menschen sowas nur Menschen antun? Wie konnten/können Menschen wegsehen? Wie konnte das passieren?

Wozu Menschen fähig sind ... und auch immer wieder fähig sein werden ...
Es ist unfassbar!
Gruß Eugen

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