Präzisionsarbeit und Akrobatik in Vollendung: Impressionen und Bemerkungen über die Paarungszeit bei den Heidelibellen

Gemeine Heidelibelle im Tandemflug. Info siehe Text.
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Wer sich jetzt, Anfang September, um die Mittagszeit an ein sonnenbeschienenes Gewässer von der Art eines kleinen Sees oder Weihers begibt, kann dort Beobachtungen machen, die zirkusreif sind.

Bei den „Heidi´ s“ ist Paarungszeit.

Es spielt überhaupt keine Rolle ob man nun Libellenkenner oder absoluter Laie ist. Die Heidelibellenarten mischen sich untereinander, sodass auch der Experte seine Probleme hat, die einzelnen Spezia auseinander zu halten.

Die Krone der Schöpfung, der Mensch, steht am Ufer und schaut dem Treiben dieser fünf Zentimeter großen Luftakrobaten zu; und je länger und aufmerksamer er das tut, umso faszinierender werden seine Eindrücke sein, und umso unbedeutender wird er sich vorkommen.

Er bekommt schier unglaubliche Flugmanöver geboten: Zweikämpfe unter Männchen, die paarungswilligen Weibchen gelten, das „Andocken“ der Männchen an die Weibchen, um sie „abzuschleppen“, das Bilden von Paarungsrädern in der Luft, das Fliegen in dieser Formation, die Eiablage im Flug und bisweilen längere Ruhephasen.

Diese Flugmanöver, die mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde durchgeführt werden, sind bislang unerreichtes Wunschdenken menschlicher Ingenieurskunst und werden es auch immer bleiben.
Auf die dabei auftretenden physikalischen Werte wurden in vorausgegangenen Berichten schon ausführlich eingegangen. Nur eines sei wiederholt. Es sind Superlative, die von keinen anderen Lebensformen auf diesem Planeten erreicht werden.

Einige von Euch, liebe Leser von „myHeimat“ haben schon mit Erfolg Libellen im Flug fotografiert. Dabei habt Ihr erfahren, warum wir es die „Königsdisziplin“ der Naturfotografie nennen. Wenn Euch solche Aufnahmen gelingen, erfüllt Euch ein Glücksgefühl und Ihr denkt: „Ja, das ist es! Es hat funktioniert!“ Wir wissen, wie das ist. Schließlich haben wir auch mal damit angefangen und es wurden mehr Fotos gelöscht als gespeichert.

Zu diesem Bericht zeigen wir einige Flugaufnahmen, die hier in der Folge der Serie kurz erläutert werden:

Bild 1: Ein Tandem der Gemeinen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum). In der Großaufnahme kann man sehr schön den Zweck der zangenähnlichen Hinterleibsanhänge der Männchen erkennen, mit deren Hilfe sie die Weibchen am Hinterkopf aus der Luft „fischen“.

Bild 2: Ein Ausschnitt eines „angedockten“ Männchens an ein Weibchen, hier am Beispiel einer Sumpf – Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum).

Bild 3: Ein Pärchen der Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum) bei der Eiablage über offenem Wasser. Dies ist spezifisch für die Art. Alle anderen Heidelibellenarten legen Ihre Eier am Ufer oder über trockenem Land ab. Die Kringel auf der Wasseroberfläche zeigen, dass das Weibchen seinen Hinterleib kurz eingetaucht hat, um die 0,4 Millimeter großen Eier abzustreifen.

Bild 4: Ein Formationsflug der Großen Heidelibelle, sozusagen als Scherenschnitt. Bei einigen Arten ist der Flügelschlag während dieser Flugphase absolut synchron. Eine einzigartige fliegerische Meisterleistung.

Bild 5: Ein Tandem der Schwarzen Heidelibelle (Sympetrum danae). Die Art manövriert sehr sicher, erschwerend zum Tandemflug, noch in dichter Sumpf – Vegetation. Dabei berührt kein Flügel auch nur einen Grashalm.

Bild 6: Tandem im Doppelpack: Zwei Pärchen der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) in Tandem – Flugformation. Ein echter „Sonntagsschuss“! Beide Pärchen scharf zu bekommen ist schon toll!

Bild 7: Bruchlandung eines Pärchens der Gemeinen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum). Eine „vorschriftsmäßige Landung“ will geübt sein. Diese Pärchen überschlug sich gleich mehrfach beim Aufsetzen auf festem Boden.

Bild 8: Hilfestellung bei den „Bruchpiloten“. Unsere „Bergungsarbeiten“ halfen den Beiden im Nachhinein bei deren Neuorientierung und boten Schutz vor Froschangriffen.

Bild 9: Bei all dem Stress muss man sich zwischendurch auch mal eine Ruhepause gönnen. Jedoch ohne die Partnerin los zu lassen, denn sonst war alle Mühe vergebens.

Nach dieser Bilderserie hoffen wir, Euch wieder ein bisschen mehr Appetit auf Natur und Libellen gemacht zu haben. Der „Virus Odonata“ (Odonatologie = Libellenkunde) ist hochinfektiös, hat keine Inkubationszeit und ist medizinisch nicht zu bekämpfen.

Irgendwann berichten wir einmal ausführlich darüber, wie alles bei uns begann….

In diesem Sinne, viel Spaß beim Betrachten der Bilder, von denen es auf www.waldschrat-online.de noch viel mehr zu sehen gibt.

Naturfreundschaftliche Grüße,
Heide & Willi

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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