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Exkursionsbericht 11./12./13. Mai 2012 „Der Wahnsinn in Bildern“ Teil 2: Die Sensation

Liebe Libellenfreunde, liebe „myHeimatler“,

wir berichten heute von einer Exkursion, die uns am letzten Wochenende in den Bliesgau, ins Saarland führte:

Die Reise galt der Dokumentation einer extrem seltenen und mehr als außergewöhnlichen Lebensform, die ihren Ursprung in der Tundra und Taiga Sibiriens hat.

Im Regelfall sind diese Tiere nur durch die Funde der sogenannten „Exuvien“ , der leeren Larvenhäute an einem Biotop nachzuweisen, da die Libelle sehr schnell, binnen 90 Minuten, und zu schwer kalkulierbaren Zeiten schlüpft und sich durch ihre etwas ausgefallene Lebensweise komplett den menschlichen Blicken entzieht.

Als ausgesprochene Dauerfliegerin trifft man sie so gut wie nie sitzend an. Auch meidet sie das Gewässerufer sondern konzentriert ihren Flug in dessen Mitte. Ruhephasen finden ausschließlich in hohen Baumwipfeln naheliegender Wälder statt.

Kurz: Wir hatten die Absicht, diesen „Mythos“, diese schnellste, scheueste und eine der seltensten Libellen der Welt bei ihren gefährlichsten Lebensabschnitt, dem Schlupf zur Imago, zu dokumentieren. Einfacher gesagt als getan! Doch lest selbst.
Hier zunächst die Exkursionsdaten:

Exkursionsbeginn: Tag 1: Freitag, 11. Mai, 15.00 Uhr (Anreise)
Tag 2: Samstag, 12. Mai, 08.00 – 17.00 Uhr
Tag 3: Sonntag, 13. Mai, 08.00 – 15.00 Uhr

Objekt: Zweifleck (Epitheca bimaculata), Emergenz (Schlupf).
Habitat: Stillgewässer. Panzergraben Webenheim, Saarland, nahe der französischen Grenze.
Status: Gepachteter Angelteich. Zurzeit gesperrt wegen frischem Fischbesatz.
Koordinaten: 49° 14‘ 52.81“ N – 7° 16‘ 20.45 O.

Wetter: Freitags zum Teil gebietsweise Starkregen mit Hagel, Gewitter. Samstags morgens kühl, am Nachmittag bis 16°C leicht bewölkt, schwachwindig aus Südwest. Nachts 4°C, klar. Sonntag früh 8°C, im Tagesverlauf ansteigend auf 16°C, sonnig, auffrischender, kühler Wind aus wechselnden Richtungen.
Organisation: Team „Waldschrat-online.de“

Die Vorbereitungen zur Exkursion E. bimaculata, die bereits im Februar begannen, konnten erst wenige Tage vor Beginn abgeschlossen werden. Wir hatten auf Anraten von Dr. Bernd Trockur, dem obersten Libellenexperten des Saarlandes, den Termin um eine Woche nach hinten verlegt, da die Witterung für unser Vorhaben nach seinem Dafürhalten zu kühl war.

Erste Begehungen des Habitats wurden von den einheimischen Kollegen am Donnerstag, dem 10. Mai 2012 durchgeführt. Ohne Erfolg. Keine 24 Stunden später schlüpften die ersten Exemplare, welche jedoch dem Durchzug einer Schlechtwetterfront nahezu komplett zum Opfer fielen.

Am Samstag traf sich um 08.00 Uhr ein 10-köpfiges Team am Gewässer, um nach der Art zu exkursieren. Ein Vorkommen der Art an diesem Ort ist seit einiger Zeit bekannt. Bis dato wurden vereinzelt einige Tiere, meist per Fernglas, gesichtet. Die Suche gestaltete sich sehr schwierig, da die Tiere die Angewohnheit haben, 6 - 10 Meter von der Wasserlinie entfernt, an der Unterseite von Brennnesselblättern zu schlüpfen. (Siehe Bilder).

Im Laufe der nächsten 16 Stunden reiner Exkursionszeit gelang dem „Dreamteam“ dann die nicht für möglich gehaltene Sensation: Bedingt durch kühle Morgentemperaturen und kalte Nächte, wodurch die Libellen zur „Untätigkeit“ gezwungen waren, konnte eine Population von 52 Individuen von Epitheca bimaculata in einer bis dahin noch nicht dokumentierten Form, nämlich ausgefärbt, fotografisch nachgewiesen werden.

Die hier veröffentlichten Daten und gezeigten Bilder wurden unmittelbar an die zuständigen Organisationen gemeldet. Keine 24 Stunden später kamen bereits Anfragen aus der Schweiz, (Uni Zürich) ob die Möglichkeit bestünde, einige Bilder für ein Buch zu erhalten.

Im Laufe der Exkursion entstanden hunderte unvergleichlicher Naturdokumente von sehr hohem Seltenheitswert, sodass dieses Wochenende als ein großer und durchschlagender Erfolg gewertet werden kann. Von dem Ergebnis werden noch viele Institutionen, Odonatologen, Libellenfreunde und nicht zuletzt wir, noch lange zehren.
Einige davon seht Ihr hier in diesem kleinen Bericht, von dem wir „Waldschrate“ hoffen, dass er Euch gefallen hat. Weiterführende Infos könnt hier, reich bebildert, im XXL – Format nachlesen:http://waldschrat-online.de/

Vielen herzlichen Dank für Eure Wortbeiträge zu diesem wirklich nicht alltäglichen Bericht.

Liebe Grüße an alle Naturfreunde und solche, die es noch werden wollen,

Euer Team „Waldschrat“
Heide & Willi

  • Schwer zu finden: Larve unter einem Brennnesselblatt.
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  • Die neue Libelle gewinnt schnell an Größe...
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  • Leere Larvenhülle (Exuvie) in der Seitenansicht.
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  • Noch an der Exuvie hängend, beginnt der Ausfärbungsprozess.
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  • Ein Weibchen der Zweiflecklibelle (Epitheca bimaculata) trocknet ihren jungen Körper im Sonnenlicht.
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  • Extrem lange Beine und der stromlinienförmige Körper sind einzigartig: Die schnellste Libelle der Welt, über 65 km/h.
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  • Nahaufnahme des Thorax: Ein herrliches Tier!
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  • Die beiden dunklen Flecken an der Hinterflügelbasis sind namensgebend: "Zweifleck"!
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14 Kommentare

Gratulation zu Eurer erfolgreichen Exkursion und der eizigartigen Bilderserie!
Danke für´s zeigen!
LG Heike

Da bin ich einfach nur wortlos - einen ganz herzlichen Glückwunsch zu Eurer Entdeckung und Dokumentation - fantastomatisch!!!
LG Heidi

Wow-ein großartiger Bericht mit Spitzenbildern-gratuliere !!!
lg Gaby

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