Bemerkungen zum Fortpflanzungsverhalten bei Heidelibellen Teil 2: Die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum). Ein weiterer „Waldschrat“ – Exklusivbericht

Ausschnitt aus einer Massenschlupfszene der Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum).
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  • Ausschnitt aus einer Massenschlupfszene der Großen Heidelibelle (Sympetrum striolatum).
  • hochgeladen von H. - Willi Wünsch

Liebe Naturfreunde auf „myHeimat“,

nachdem wir im ersten Teil einen ausführlichen Blick auf die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) geworfen haben, schauen wir uns nun einmal die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) etwas genauer an.

Auf den ersten Blick mögen sich die Heidelibellen alle gleichen. Doch bei genauerem Hinsehen ist eine Unterscheidung der Arten auch für den Laien möglich.

Hier zunächst einige Bestimmungsmerkmale. Beide Geschlechter haben gestreifte Beine. Beide verfügen über einen schwarzen Nasenstrich, der am Ansatz der Stirn endet und nicht seitlich herab läuft. Beide besitzen auch große gelbe Seitenflecken an der Brust, die auch noch im Alter deutlich sichtbar sind. Die Männchen weisen einen schlanken Hinterleib auf, der im letzten Drittel nicht keulig verdickt ist. Die Weibchen besitzen eine Legeklappe, die am Ende des Abdomens (Hinterleibs) schräg nach hinten (45°) absteht. Die Legeklappe des Weibchens der Gemeinen Heidelibelle (Sympetrum vulgatum) steht steil nach unten ab.

Gewiss: Es sind kleine, aber feine Unterschiede, welche die häufigsten Heidelibellenarten voneinander trennen.

Die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) ist eine unserer häufigsten Vertreter dieser Gattung. Sie besiedelt in der Regel alle möglichen Stillgewässertypen. Im Laufe der letzten Jahre konnten wir sogar nachweisen, dass Eiablagen an schnell fließenden Bächen erfolgten. Dies war einen ganz neue Erkenntnis.

Die dem Beitrag beigefügten Aufnahmen werden im folgenden Text wie immer ausführlich beschrieben.

Die Art tritt stellenweise massenhaft auf. An warmen Sommermorgen kann es bei der Art dementsprechend zu regelrechten Massenschlüpfen kommen. Von einem Massenschlupf spricht man, wenn am Ufer eines Gewässers zeitgleich mehrere tausend Tiere schlüpfen. Wir konnten solch ein Phänomen in diesem Sommer beobachten. Hier eine kleine Szene davon (Bild Nr. 1).

Die anfangs noch gelb gefärbten Jungtiere verlassen kurz darauf die Wasserzone, um im Umfeld zu jagen und heranzureifen. Nach Erreichen der Geschlechtsreife - etwa 10 bis 14 Tage später – kommen sie nun ausgefärbt zum Gewässer zurück, um sich fortzupflanzen.

Die Tiere haben sich nun in ihrem Aussehen stark verändert. Bild Nr. 2 zeigt ein erwachsenes Männchen, Bild Nr. 3 ein erwachsenes Weibchen der Großen Heidelibelle.

Das Werbungs- und Paarungsverhalten ist im Grunde genommen bei allen Heidelibellenarten gleich. Nachdem ein Männchen ein Weibchen im Flug ergriffen hat, kommt es zur Tandemformation und anschließend zum Paarungsrad (Copula), die im Flug beginnt und sitzend endet. Die Bilder Nr. 4 bis Nr. 8 zeigen diese Phasen sehr deutlich.
Parallelen zum Teil 1 des Berichtes sind durchaus gewollt. Direkte Vergleiche sind so möglich.

Nach der Paarung fliegen die Tiere gemeinsam los, um nach geeigneten Stellen zur Eiablage zu suchen. Diese Suche beginnt in der Ufervegetation. Dort wirft das Weibchen jedoch keine Eier ab. Die Bilder Nr. 9 bis Nr. 12 zeigen derartige Suchflüge. Die Vegetation im Hintergrund wird immer lichter. Im Unterschied zu anderen Heidelibellenarten steuert das Männchen der Großen Heidelibelle dann die offene Wasserfläche an. Erst wenn dem Weibchen der Ort zur Eiablage zusagt, beginnt es mit dem Abwurf. Durch Aufschlagen des Hinterleibs auf die Wasseroberfläche (Bild Nr. 13) lösen sich die Eier von dem Tier und sinken zu Boden, wo sie überwintern.

Auch im Falle der Großen Heidelibelle kam es diesen Herbst zu einer Beobachtung, die einer wissenschaftlichen Klärung bedarf. Wir fanden ein Weibchen auf einer Weide sitzend, dessen Legeklappe mit einer Art „Membran“ überzogen war. Es gelangen uns Nahaufnahmen, die belegen, dass das Weibchen mit Eiern regelrecht gefüllt ist. Siehe Bilder Nr. 14 und Nr. 15) Eine derartige Haut über der Legeklappe und ihre Funktion werden in keiner Fachliteratur erwähnt. Diese Aufnahmen dürften die Einzigen ihrer Art sein und sind bis heute nur hier zu sehen. Es wird über den Winter viel Aufklärungsarbeit geleistet werden müssen. Wir haben also zu tun. Die Gelehrten wird´s freuen…und uns auch.

Wie immer bedanke ich mich für Euer Interesse an diesem Bericht und freue mich über jede Stellungnahme. Falls Ihr eigene oder ähnliche Beobachtungen machen konntet, lasst es mich bitte wissen. Mehr Infos zu dieser und anderen Heidelibellenarten findet Ihr hier:http://waldschrat-online.de/Heidelibellen.html

Mit naturfreundschaftlichen Grüßen,
Willi, der „Waldschrat“

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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