Auf besonderen Wunsch: Bemerkungen über das Paarungsverhalten bei Libellen

Weidenjungfer (Lestes viridis) Männchen.
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Liebe Leser von „myHeimat“, liebe Libellenfreunde und Freundinnen,

auf besonderen Wunsch eines einzelnen Users wurde ich gebeten, einen Bericht über das Paarungsverhalten der Libellen zu verfassen. Nun, das ist leichter gesagt als getan. Ich möchte es mit diesem Beitrag versuchen und es so leicht wie möglich verständlich machen.

In Deutschland gibt es 81 Libellenarten, die verschiedenen Gattungen angehören. Viele von ihnen unterscheiden sich durch ihr Verhalten während der Paarung. Mit anderen Worten: Es gibt nicht wenige unterschiedliche Verhaltensmuster bei den Groß- und Kleinlibellen, wenn es um die Erhaltung der Art geht. Die Methodik ist zu Beginn jedoch immer die gleiche:

Die ein zurückgezogenes Leben führenden, geschlechtsreifen Weibchen kommen zu einer bestimmten Tageszeit zu Paarung ans Gewässer. Die dort wartenden Männchen ergreifen diese dann im Flug und führen die Weibchen zum Paarungsort. Paarungsunwillige Weibchen signalisieren dies mit dem Krümmen ihres Hinterleibs während des Fluges in Tandemformation.

Es gibt Arten, die die Paarung während des Fluges binnen zehn Sekunden vollziehen. Dazu gehört die Feuerlibelle, die Plattbauch – Libelle und der Vierfleck. Andere Arten wiederum zögern diese Prozedur über mehr als eine Stunde lang hinaus.

Einige Arten bewachen ihr Weibchen, das nach der Paarung unmittelbar zur Eiablage fliegt akribisch. Viele Arten überlassen das Weibchen bei der Eiablage seinem eigenen Schicksal.

Bei den meisten Kleinlibellenarten werden die Eier unter dem Schutz des Männchens in der „Tandemformation“ gelegt. Einige Teichjungfernarten tauchen hierzu bis zu einer Stunde komplett unter Wasser.

Ich möchte Euch in diesem kleinen Bericht die Fortpflanzung der Libellen an einer Art näher bringen, die sich zu diesem Zweck etwas Besonderes hat einfallen lassen:

Die Weidenjungfer (Lestes viridis):

Weidenjungfern kommen vorwiegend an stehenden Gewässern vor, in deren unmittelbarer Ufernähe Gehölze mit relativ weicher Rinde, wie Weiden, Erlen, oder auch Faulbäume wachsen. Zweige, die über die Wasserfläche hinaus ragen, werden dabei für die Eiablage bevorzugt. Dies sind die besten Plätze. Später überflutete Uferregionen werden auch angenommen.

Die Art lebt, wie alle Libellen räuberisch und ernährt sich überwiegend von Kleinstinsekten, wie Mücken, Schnaken oder Fliegen. Ihre Larven stellen kleinen, im Wasser lebenden Organismen, wie anderen Insektenlarven oder winzigen Krebsen nach.

Bei der Eiablage sticht das Weibchen mittels seines Legebohrers rund 200 Eier in die Rinde von Zweigen der bereits genannten Baumarten ein. Die Eiablage erfolgt in der Regel in Tandemstellung oder, abends bei abklingender Aktivität, auch alleine. Die Eier überwintern in der Rinde des Baumes. Je nach Witterung, meist im April des Folgejahres, lassen sich die etwa zwei Millimeter großen „Pro- oder Vorlarven“ auf die Wasseroberfläche fallen. Sobald sie dort angekommen sind, häuten sie sich zur Larve. Für den Fall, dass die Prolarven auf dem Erdboden auftreffen, können sie sich hüpfend zum Wasser hin bewegen.

In den nächsten zwei bis drei Monaten erreichen die Larven im Wasser nach insgesamt zwölf Häutungen oder Stadien eine Länge von 30 Millimetern und sind dann ausgewachsen. Im Juli kriechen die Larven an Pflanzenstängeln aus dem Wasser und metamorphieren zur ausgewachsenen Libelle. Bereits nach zwölf Tagen sind die Tiere geschlechtsreif. Die Flugzeit der erwachsenen Tiere reicht bis September/Oktober. Pro Jahr kann sich nur eine Generation entwickeln.

Libellen sind sehr auf Sauberkeit bedachte Insekten. Ihr langer Hinterleib, der während des Fluges der Stabilität dient, ist in zehn Segmente aufgeteilt, die durch eine Haut miteinander verbunden sind. Dadurch ist er sehr beweglich. Diese Beweglichkeit haben die Tiere in Ihrer Entwicklungszeit von mehreren hundert Millionen Jahren zur Perfektion gebracht. Sie kommt ihnen in ihrem alltäglichen Leben und bei der auffallend akrobatischen Art der Fortpflanzung zu Gute.

Darüber hinaus sind die Männchen sehr „eifersüchtig“ was ihre Partnerinnen angeht. Viele Männchen säubern daher sehr penibel die entsprechenden Organe ihres Weibchens um sicher zu gehen, dass nicht noch Reste von Spermien anderer Männchen vorhanden sind.

Die primären Geschlechtsteile der Männchen befinden sich am hinteren Ende des Abdomens. (Hinterleib.) Hier werden Spermien produziert, die dann durch den stark nach vorne gebeugten Hinterleib in das sogenannte „sekundäre Geschlechtsteil“ gepumpt werden. Dieses befindet sich am unteren Abschnitt des 2. Hinterleibssegmentes, gleich hinter dem Thorax (Brustabschnitt). Dies ist die Stelle, woran das Weibchen bei der Bildung des klassischen Paarungsrades mit seinem Hinterleib auf akrobatische Art und Weise andockt.

Bei der eigentlichen Paarung kann man pumpende Bewegungen beobachten, bei der die Spermien übertragen und die Eier unmittelbar befruchtet werden. Gleich danach fliegt das Pärchen zur bereits beschriebenen Eiablage und der Kreis schließt sich.

Die Bilderserie zeigt neben einigen extremen Vergrößerungen der Geschlechtsmerkmale ein paar Szenen vom Paarungsverhalten der Tiere. Die zum Teil recht außergewöhnlichen Aufnahmen sind zum besseren Verständnis noch mit zusätzlichem Text versehen.

Ich hoffe, dass Euch mein kleiner Bericht zur Arterhaltung der Libellen, stellvertretend für alle die der Weidenjungfer gefallen hat und freue mich über jeden von Euch abgegebenen Kommentar. Weitere Infos aus der Welt dieser faszinierenden und farbenfrohen Insekten stehen Euch auf http://waldschrat-online.de/Kleinlibellen.html zur freien Verfügung.

Herzliche Grüße aus dem Mikrokosmos,

Willi, der „Waldschrat“

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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