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Am Baumwipfelpfad fehlen echt die Krokodile

  • Der Einstiegsturm des Baumwipfelpfades ragt etwa 30 Meter hoch. Auf der Aussichtsplattform der sogenannten Eingangskrone steht der Besucher 26 Meter über festem Boden.
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In den Baumwipfeln im Kalten Tal leben weder Krokodile noch springen Affen im Geäst oder hängen sich Flughunde zum Schlaf unter die Zweige. Baumlebende Schlangen, die sich auf Ästen strecken und sonnen, finden in Bad Harzburg ebenfalls (noch) keinen für sie geeigneten Lebensraum. Nicht einmal Bären klettern an den Stämmen hoch, um in Hohlräumen nach honiggefüllten Waben zu suchen. Adler oder Artgenossen können sich zwar noch bewerben, wenn Greifvogelfamilien in einer der Kronen horsten wollen. Bisher melden die städtischen Kurbetriebe allerdings Fehlanzeige. Kurzum: Einschlägige Erlebnisse auf dem gerade (am 7. und 8. Mai) eröffneten Baumwipfelpfad halten sich mächtig in Grenzen.

Nun, wir Harzer schlafen nicht auf dem Baum, sagen die Einheimischen zurecht mit stolzgeschwellter Brust. Ach, täten sie es doch, machten sie es bloß, dann hätten die Besucher vom architektonisch ansprechend gestalteten Baumwipfelpfad aus tatsächlich etwas zu sehen und müssten sich nicht so unglaublich langweilen. Anscheinend hat es sich bis in den Harz herumgesprochen, dass Baumwipfelpfade gerade im Trend zu liegen scheinen und als Touristenmagneten vom Bayerischen Wald bis zur Insel Rügen aus dem Boden wachsen. Getreu dem Motto: Gleichauf mit Eichhörnchen und Vögeln. Gleichwohl garantiert das aber noch kein wirklich eindrückliches Naturerlebnis. Es ist auch nicht verwunderlich, angesichts so vieler Wipfelpfadgänger oben auf den Holzwegen und Spaziergänger unten auf den Schotterwegen entlang des Kalte-Tal-Baches. Schließlich beschränken sich die Anblicke von Tieren die meiste Zeit des Tages darauf, mit den Fernrohren von oben in den Niederungen unten auf aufgestellte Blechköpfe von Reh- oder Schwarzwild zu stoßen. Was nicht sehr nachhaltig sein dürfte, mit Blick auf die Motivation, so eine vermeintliche Attraktion noch ein zweites Mal aufzusuchen, geschweige denn einen weiteren Familienausflug dorthin zu unternehmen.

Wer am Boden bleibt und sich das Eintrittsgeld spart, hat im malerischen Kalten Tal mit seinem idyllischen Bachlauf ungleich mehr von der Natur. Zumal, wenn sich dort die Natur in ein paar Jahren von den Strapazen des Baumwipfelpfadbaus wieder erholt haben dürfte. Die Kinder können ganz unbeschwert im natürlichen Bachbett spielen, wie herrlich, und müssen nicht diesen – didaktisch, haptisch und motorisch zugegeben vortrefflich – aufgezogenen Lehrpfad mit Wissensinseln, Sitznüssen und Bewegungsspielen auf sich nehmen oder über sich ergehen lassen. Das freie Spielen unten im Bach mit ein paar hilfreichen Erläuterungen naturkundiger Eltern nahegebracht, so weit es sie deutschlandweit noch geben sollte, scheint die Fantasie des Nachwuchses ungleich mehr zu beflügeln als die naturkundliche Exkursion oben auf dem pfadgestützten Trockendock des Lernens.

Am Ende des Liedes könnte für die Investoren herausspringen, dass ihre Bäume so was von gar nicht in den Himmel wachsen wollen. Wenn es ihr unternehmerisches Risiko bliebe, brächte das niemanden auf die Palme. Was aber nervt und verstimmt: Wenn solche Unternehmungen, die sich in der Freizeit- und Tourismusbranche eigentlich auch den Gesetzen der Marktwirtschaft stellen müssten, mit Millionen Euro aus Steuergeldern gehätschelt werden. Sogenannte EU-Fördermittel fallen nicht vom Himmel. In Bad Harzburg sind nach eigener Darstellung der Betreiber mehr als zwei der rund 4,6 Millionen Euro Investitionskosten aus Europas Töpfen geflossen. Der Wettbewerb ist es doch, der dafür sorgen soll, dass sich gute Ideen mit tragfähigen Geschäftsmodellen am Markt durchsetzen und Denkfehler bestraft werden.

Um nicht missverstanden zu werden: Dem strukturschwachen und früheren Zonenrandgebiet Harz sei dieser Schluck aus der Pulle durchaus zu gönnen. Aber die Ausblicke in die Landschaft und die Einblicke in die Natur, die sich in Bad Harburg bisher schon angeboten haben, erhalten mit dem Baumwipfelpfad im Kalten Tal aus meiner Sicht nichts Neues und schon gar keine neue Qualität. Das ist schade. Ein paar kletternde Krokodile, die Baumstämme bis zur Krone erklimmen, sich dort sonnen und dösen und den Ausflüglern auf dem Baumwipfelpfad einen gehörigen Schauder über den Rücken jagen: Das hätte doch mal was und wäre richtig aufregend. Dann bräuchten auf lange Sicht auch keine Harzer als Lockvögel für Touristenschwärme auf die Bäume zu klettern, um dort zu schlafen.

  • Der Einstiegsturm des Baumwipfelpfades ragt etwa 30 Meter hoch. Auf der Aussichtsplattform der sogenannten Eingangskrone steht der Besucher 26 Meter über festem Boden.
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  • Von der Aussichtsplattform der Eingangskrone schweift der Blick auf einen ersten Abschnitt des 700 Meter langen Baumwipfelpfads.
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  • Barrierefrei "schraubt" sich der Besucher über die spiralförmig angelegten Aufstiegsrampen von 300 Meter Gesamtlänge auf den Plankensteg, der bis zu 22 Meter über dem Gelände im Kalten Tal verläuft.
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  • Die Krone des Einstiegsturmes in etwa 30 Meter Höhe.
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  • In Schwarz-Weiß wirkt die Spirale der Aufstiegsrampen fast noch imposanter als in Farbe.
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  • Die metallene Treppe zur Aussichtsplattform der sogenannten Eingangskrone
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  • Seitlicher Blick auf die Aufstiegsrampe, die einen barrierefrei von Bodenniveau in etwa 20 Meter Höhe zum Plankensteg bringt.
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  • Blick von der Aussichtsplattform auf das erste Teilstück des 700 Meter langen Baumwipfelpfades.
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  • Zwischendurch lässt sich an Fernrohrstationen ein Blick in die Umgebung werfen.
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  • 18 Masten tragen 20 Brücken von 10 bis 35 Meter Länge durch das Kalte Tal.
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  • Von oben lassen sich gut die Wanderer im Kalten Tal beobachten.
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  • Der geschwungene Verlauf des Pfades im Kalten Tal erlaubt auch einen Blick auf zurückliegende Passagen des Höhenstegs.
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  • Eine Wissensinsel von einer entfernteren Pfadposition aufgenommen.
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  • Von der Aussichtsplattform eröffnet sich einem ein Blick auf Bad Harzburg und die Gondeln der Burgberg-Seilbahn.
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  • So nahe sind die Pfadgänger den Wipfeln der Bäume im Kalten Tal.
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  • Am oberen Ende lässt sich der Baumwipfelpfad wieder verlassen. Von hier aus können die Besucher hoch zum Burgberg oder auf den Waldwegen hinunter zum Ausgangspunkt wandern.
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  • Das Kalte Tal, dass der Baumwipfelpfad in luftiger Höhe durchquert, ist durchaus eine Wanderung wert.
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  • An ein leichtes Schwanken der Brücken muss sich der Baumwipfelpfadgänger erst gewöhnen.
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  • Der Abzweig des Baumwipfelpfades zur Geologie-Plattform.
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  • Ein Blick von der Geologie-Plattform, die bereits von Hochzeitspaaren gebucht wird. Stühle und Tische stehen dort schon für den Einsatz bereit.
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  • Aus diesem Grund ist das Rondell des Höhenpfades nahe des Hanges Geologie-Plattform genannt worden.
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3 Kommentare

Ein Bibelzitat sagt: "Quidquid agis, prudenter agas et respice finem!" , was heißt: Was du tust, tue es klug und bedenke das Ende! Es sind immer wieder die gleichen Fehler, die begangen werden.

-- Clemens, wunderbarer Bilderbericht und umfangreich beschrieben und Deinen Kommentaren kann ich voll und ganz beipflichten....

Danke Clemens, für die anschaulichen Fotos sowie informativem Bericht.
Mal die Vogelperspektive zu wählen ist sicherlich interessant, doch so ein "Monster" inmitten der Natur ist nicht so mein Ding.

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