Am 24. Juni wird Johannisfest gefeiert

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Am 24. Juni wird Johannisfest gefeiert

Bad Grund (kip) Am Freitag, 24. Juni, wird auf dem St. Antoniusplatz (Platz zwischen der mächtigen St. Antoniuskirche und dem ehemaligen Rathaus der Bergstadt Bad Grund) in diesem Jahr das Johannisfest gefeiert. Dieses Fest gehört zu den Brauchtumsfesten im Harz und wird in verschiedenen Bergstädten nach alter Überlieferung gefeiert. Bedingt durch die Corona-Vorgaben fielen in den letzten zwei Jahren einige Feiern aus, doch im letzten Jahr wurde wieder in Bad Grund das Johannisfest gefeiert. In 2020 fiel das offizielle Johannisfest corona-bedingt aus.
Früher richtete die Johannigemeinde – eine Nachbarschaftsgemeinschaft von jung und alt um Adeles Eck- -einst hinter dem früheren Postamt und danach auf dem Platz vor dem Restaurant „Altes Backhaus“ das Brauchtumsfest über 30 Mal aus. Seit 2018 wird das Johannisfest im Schatten der St. Antoniuskirche gefeiert.
Schmücken des Johannisbaums
Die Vorbereitungen laufen seit Wochen auf Hochtouren, früher wurden hunderte von Eiern ausgeblasenen, gefärbt und zu Eierketten zusammengefügt. DerJohannisbaum, eine große Harzer Fichte, wird rechtzeitig zum 24. Juni auf dem St. Antoniusplatz aufgestellt und mit farbenfrohen gebastelten Papiergirlanden und Papierbändern sowie Eierketten geschmückt. Auf die Baumspitze wird nach traditioneller Überlieferung eine aus Eichenlaub oder aus Birkenzweigen und frischen Sommerblumen gebundene Krone gesetzt.
Heute werden statt aus den ausgeblasenen Eiern bunte Ketten aus kleinen Plastikbällen hergerichtet. Statt der Papiergirlanden und Papierbändern werden heute Girlanden aus Kunststoff verwendet.
Dieses Kinderfest am Nachmittag findet mit Tanzen, Musik, Spielen und Polonäse statt. An Speisen werden Eierkränze und Johanniburger angeboten. Die Johanni-Lieder wurden in der Schule eingeübt.
Für die Erwachsenen werden die verschiedenen Johannisspezialiäten wie „Käsenapp“ (nach altem Geheimrezept eingelegter Harzkäse) und Speisen vom Grill angeboten. Die Eierkränze, die einst nur zum Johannistag frisch gebacken werden,sind an den Ständen erhältlich. Getanzt und gefeiert um den Johannisbaum wird bis zum späten Abend.
Wünschenswert ist, wenn in diesem Jahr wieder viele Gäste aus nah und fern nach Bad Grund kommen.
Brauchtum im Wandel
Wie viele Brauchtumsfeste so unterliegen auch die Johannnisfeste im Laufe der Zeit einem Wandel. In früheren Jahren wurden die Eier für den daheim gebackenen Kuchen aus dem Eierschrank der Familie genommen, denn in vielen Familien wurden noch Hühner gehalten. Schon vor Pfingsten erbat meistens die schulpflichtige Tochter von ihrer Mutter die Eierschalen, die in ihrer ursprünglichen Eiform erhalten werden. Sie werden ausgepustet, nachdem zuvor mit einer Stopfnadel in den schmalen Seiten der Hühnereier kleine Löcher gestochen wurden. In eine Schüssel wurden die Eier ausgepustet. Das Eigelb und das Eidotter fiel in eine bereitgestellte Schüssel. Anschließend werden die Eierschalen auf einen dünnen Bindfaden aufgefädelt und zum Trocknen aufgehangen.
In den Wochen vor dem Johannisfest wurden in vielen Familien die Eierschalen gesammelt und meistens von den Mädchen mit Tuschkastenfarben -meistens in der Gemeinschaft mit anderen Familien- bunt angemalt. Verschiedene andere Familien schafften Eierschalen zum Bemalen herbei. So manche bunt bemalten Eier zierte die Kette, die den Johannisbaum schmücken sollen.
Als weiterer Schmuck des Johannisbaumes wurden in Streifen geschnittene Tapetenreste wurden von den Mädchen - häufig von ihren Müttern unterstützt - mit einer Masse aus Mehl zu Schlingen zusammengeklebt, sodass eine Girlande geschaffen werden konnte.
Meistens am Abend trafen sich die Mütter zum Binden einer Baumkrone. Meistens wurden dazu Eichenlaub und/oder Birkenzweige genommen, verziert mit Wiesenblumen oder den Sommerblumen, die jede Familie in ihrem Garten hatte -ja manches Mal nur zum Johannisfest angepflanzt oder angesät hatte.
Für die Mädchen wurden kleine Kränze aus Wiesenblumen gepflochten, die die Mädchen als Kopfschmuck trugen, während die Jungen ein kleiner Blumenstrauß, der ihnen meistens ans Oberhemd gesteckt wurde, schmückte.
Da früher die Johannisfeste Nachbarschaftsfeste waren, gruben die Väter auf dem Platz vor dem Haus oder auch auf der Straße ein tiefes Loch. In dieses Loch steckten die Väter den mit einer Baumkrome geschmückten Johannisbaum. Von einer Leiter.aus hängten meistens die Väter einen Tag vor Johannis die Eierketten und die Girlanden am etwa fünf Meter hohen Baum auf.
Johannistag in früheren Zeiten arbeitsfrei
Der Johannistag war ein arbeitsfreierr Festtag. In früheren Jahren begann dieser Tag mit einem Gottesdienst. Die Kinder hatten in der Schule Johannislieder eingeübt und gingen häufig gemeinsam in Begleitung ihrer Lehrkraft in die Kirche und anschließend zum Singen und Tanzen um den Johannisbaum. Die Mädchen begannen mit alten Reigentänzen. Die Jungen zögerten zunächst, aber dann tanzten alle Kinder singend um den Johannisbaum. Der Abend kam und für die Kinder hieß es: Das Bett ruft!
Nachdem die Kinder schliefen, feierten die Eltern mit den größeren Mädchen und Jungen noch bis spät in die Nacht um ihren Johannisbaum.
Am 24. Juni 2022 wird auf dem St. Antoniusplatz wieder gefeiert. Alle hoffen, dass Corona keinen Querstrich macht und gutes Sommerwetter zum Gelingen eines alten Brauchtumgsfestes beiträgt.

Fotos
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Am Ortseingang wird zum Johannisfest am 24. Juni eingeladen.

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In 2019 wurde das Johannisfest auf dem St. Antoniusplatz gefeiert.

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Johannisbaum auf dem Platz „Adeles Eck“ in 2012.

Bürgerreporter:in:

Winfried Kippenberg aus Bad Grund (Harz)

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