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Besonderheiten des Alltags Heute: Rapunzels Haar

Ach wie sind die Mädchen und Frauen zu preisen. Mit all ihren Vorzügen, Liebreizen und ihrer oftmals grazilen Art. Jedoch es ist nicht alles Gold, was glänzt oder nicht alles schön, was danach aussieht.

An nichts Arges denkend, betrat ich dieser Tage, so wie ich an jedem anderen Werktag, morgens so 5.10 Uhr das Bad. Schon als ich an den Spiegelschrank trat, um mir mit ein paar Kilo kalten Wassers den Schlaf aus den Augen zu spülen, erblickte ich links neben mir die Schublade mit den Bürsten und Kämmen, aus der die Haare, wie von dem Körper eines garstigen Tieres, nur so hervorquollen.

Angewidert ergriff ich mit zwei Fingern meiner rechten Hand den Griff der Lade und zog sie vorsichtig auf. Erschüttert schaute ich auf die dort versammelten Verschönerungswerkzeuge, die allesamt von Haaren der wildesten Sorte nur so strotzten. Meinen Augen verschlossen sich angewidert vor diesem Gewimmel und meine Hand knallte wie mit letzter Kraft die Lade des Entsetzens zu.

Ich schaute in den Spiegel, sprach mir die Kraft der zwei Herzen zu und beschwor meinem Körper keine ekelbärtzigen und schwuchteligen Pickel wachsen zu lassen, griff beherzt nach dem Zahnputzzeug und begann mir innbrünstig die Zähne zu putzen.

Plötzlich spürte ich in meinem Mund etwas langes, etwas wie dünne Zahnseide anmutendes Unbekanntes. Meine Bewegungen erstarben und meine Finger schnellten angewidert in den Mund, um augenblicklich eine Fahndung aufzunehmen. Kurze Zeit später befand sich das Korpus Delicti zwischen meinem Daumen und meinem Zeigefinger. Ein Haar und was für ein langes.

Während ich versuchte es zu entfernen, würgte mir ein Brechreiz im Hals, den ich jedoch glücklicher Weise schnell unter Kontrolle hatte. Das Haar schien sich an einem der hinteren Backenzähne, so als wenn es dort gewachsen wäre, verfangen zu haben. Trotz all meiner Fingerfertigkeit gelang es mir, erst nach geraumer Zeit, das Haar zu entfernen.

Ich spülte gründlich den Mund und verließ, getrieben wie vom Leibhaftigen, mit halbfertiger Zahnhygiene und ungekämmtem Haar das Bad. Nachdem mir Kaffee und Frühstück auch vergangen waren, stieg ich, erschüttert bis ins Mark, ins Auto, um auf Arbeit zu fahren.
Langsam stellte sich die mir eigene Ruhe und Festigkeit und die damit verbundene Auto-Routine her und ich konnte mich langsam von den schaurigen Erlebnissen erholen.

Da spürte ich, jäh beim Lenken einer scharfen Kurve, wie irgend etwas, leicht wie der Hauch einer Spinnwebe, über meine linke an Hand fuhr Dieses Gefühl riss mich augenblicklich aus meinem Automatismus und mein Immunsystem, das eben noch voll gegen Pickel ankämpfen musste, geriet in Panik und schrie in meinen Gedanken: „Ein Haar!“ Verzweifelt versuchte ich das Haar zu entfernen, was sich während der Fahr recht schwierig gestaltete. Das Haar schien sich um den Daumen meiner linken Hand gewunden zu haben und gebärdete sich ebenso wie das Haar in meinem Mund; nämlich so als sei es dort angewachsen.

Ich bremste meine Fahrt etwas ab, schüttelte, nestelte und rieb, doch das Haar ließ sich nicht entfernen und schien sich jetzt an meiner Jacke zu befinden.

Entnervt dachte ich an die Mädchen mit ihren langen Haaren und gab klugerweise den Kampf gegen das Haar auf, welches ich nun an der rechten Hand spürte, jedoch hartnäckig ignorierte.

Ich weiß auch nicht wie ich auf diese Idee kam, aber plötzlich durchfuhr mich der Gedanke an Rapunzel. Ja Rapunzel, mit ihrem schönen, langen Haar, das sie im Märchen herabließ, um ihren Prinz zu sich zu holen. Aber was geschah danach. Rapunzel soll ihren Prinz gefreit haben, heißt es. Aber das Märchen verrät nicht, was dem Prinzen dann widerfuhr! Haben ihn Rapunzels Haare nichts getan? Hat er auch mit ihren Haaren, die noch heute ihresgleichen suchen sollen, gekämpft? War er etwa ein Haarfetischist oder war er gar Haarresistent? Jedoch, es kann auch sein, dass er in ihren Haaren seinen heldenhaften Tod fand, weil er sich darin verfing und sich schlussendlich damit strangulierte? Wer weiß…Ich weiß nur, dass ich klüger war, als das Haar und darum überlebt habe!

copyright©2011 by Andreas A.F. Tröbs

  • ...sie müssten nur bleiben, wo sie sind!
  • Foto: friseurmodelle.de
  • hochgeladen von Andreas Tröbs
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4 Kommentare

Danke Manfred,
die Story brummt schon ein bisschen bei mir. Wird Zeit, dass die rauskommt. Aber ich habe noch ein paar Geschichten!

ja, frauen mit langen haaren, wunderbaren - wunderbare geschichte - danke!

... selten so herzhaft gelacht (konnt gar nicht mehr aufhören), ... ja, aber leider auch etwas gewürgt bei der Zahnputzszene ;-)))

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