Mit Erdmann Kircheis begann im Auer Tal der Maschinenbau

Obwohl schon Ernst Geßner, welcher 1849 die Holberg`sche Bleicherei kaufte, sich ab 1851 mit dem Bau von Textilmaschinen befasste und 1853 seine Doppelraumaschine herstellte, ist Erdmann Kircheis als „Pionier“ des Auer Maschinenbaus in die Geschichte eingegangen.
Ernst Geßner erkannte schon frühzeitig, dass Erdmann Kircheis ein Genie auf diesem Gebiet war. Als Kircheis , nachdem er in der bekannten Maschinen-baufabrik Hartmann in Chemnitz und später in Dessau sein Wissen erweiterte, wieder nach Aue zurückkehrte, stellte Geßner ihn in führender Position ein.
1861 machte Erdmann Kircheis den Schritt in die Selbständigkeit. Mit dem Bau von Klempnereimaschinen wie Abkantbänke, Schlagscheren, Sickenmasch-inen begann er in seiner kleinen Fabrik am Markt. Er wollte mit seinen Maschinen die Blechbearbeitung, welche um Bernsbach und Beierfeld fast in jedem Haus ausgeübt wurde, erleichtern. Doch die Auftragsbücher füllten sich sehr langsam, da man skeptisch die neuen Maschinen betrachteten. Nach und nach merkten die Klempner und Blechwarenhersteller den Vorteil dieser Maschinen und so wuchs der Betrieb stetig. Mit der Erfindung einer Maschine, die in einem Arbeitsgang eine Dose herstellen und verschließen wurde um 1880 durch diese Emballagenmaschine die Konservenindustrie perfektioniert. Jedes Land, welche seine Produkte auf eine lange Reise um den Erdball schickte, benötigte eine Maschine von Erdmann Kircheis.
Sein größter Verdienst um die Förderung und Erhaltung der Maschinenbauforschung, war die Errichtung der ersten „Deutschen Fachschule für Metallbearbeitung und Installation zu Aue“ im Jahre 1877.
Hier wurden den Fachschülern aus dem deutschsprachigen Raum Europas, die Kenntnisse und die Fähigkeiten in der Blech- und Metallbearbeitung nahe gebracht. Viele dieser Studenten wurden in ihrer Heimat ebenfalls führende Unternehmer auf diesen Gebiet.
So wundert man sich nicht, wenn ehemalige Arbeiter die bei Kircheis ihre Sporen verdient haben, später selbst Unternehmen gründeten. So zum Beispiel Ferdinand Schorler und Johann Gottlieb Steubler, die 1873 die Maschinen-fabrik Schorler & Steubler an der Ecke Auerhammer / Mühl Straße gründeten. Sie stellten neben Schlagscheren und Rundmaschinen auch Pressen her.
Auch Gustav Hiltmann und Bernhard Lorenz , die sich bei Kircheis kennen-lernten, eröffneten 1879 gemeinsam in einem Haus in Bahnhofsnähe eine kleine Werkstatt. Den erfolgreichen Weg ihrer Selbständigkeit sieht man in dem großen Klinkerbau in der Auer Neustadt. Unter der Firmierung „HILO“
(Abkürzung von Hiltmann und Lorenz) wurden hier die größten Pressen hergestellt die das Weltniveau in jener Zeit bestimmten. Darunter befanden sich Umformmaschinen mit einer Druckkraft von 1250 Tonnen. Auch die automatische Presse „HILO“ mit einem 18 fachen Werkzeug war eine ingenieurtechnische Weltneuheit. So ließ der bekannte amerikanische Autohersteller Henry Ford alle seine Radkappen auf Pressen von HILO herstellen. Von der Geschwindigkeit und Genauigkeit waren diese Pressen unübertroffen.

Gustav Hiltmann, der mit seinen Eltern und Geschwistern von Freidorf (Brand-enburg) nach Aue gezogen war, hatte noch zwei Brüder Namens Bernhard und Edmund.
Wahrscheinlich hatten diese Brüder Gustav zum Vorbild genommen, denn auch sie gründeten jeder für sich, eigene Unternehmen in Aue. Bernhard Hiltmann ging ebenfalls bei Kircheis in die Lehre und gründete 1882 in der heutigen Marie Müller Straße sein eigenes Werk. Er spezialisierte sich auf den Schnitt- und Stanzenbau für die wachsende Blechwarenfabriken in der Region. Seine Maschinen konnten bis zu vier Arbeitsgänge gleichzeitig ausführen. Mit der Gründung der Autounion kamen viele Großaufträge in dieses Unternehmen.
Solide Ausbildung und Förderung der Beschäftigten machte das Unternehm-en auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.

Sein Bruder Edmund Hiltmann gründete 1892 in der Oststraße 24 seine Maschinen- und Werkzeugfabrik. Auch er stellte Pressen, Schnitt-und Stanzwerkzeuge zur Bearbeitung von Blechen, Pappen oder Zelluloid her.

Erwähnenswert ist auch die 1889 gegründete Spezialwerkzeugmaschinen-fabrik „Druidenau“ welche sich auf die Herstellung von Drehbänken spezialisierte und sich in der Brückenstraße befand.

Unter dem Firmennamen „Herkules“ möchte ich auch an Carl Alexander Hoffmanns Fabrik in der Neustadt erinnern, die führend im Bau von Sägegattern, Sägewerks- und Holzbearbeitungsmaschinen war und so mancher Leser wird sich an seine UTP– Zeit ( Unterricht in der Produktion ) erinnern.

In der erfolgreichen Entwicklung des Maschinenbaus gab es noch eine Vielzahl kleinere Fabriken die Aue zu Ansehen brachten. Stellvertretend mögen die Firmen Louis Reich (Schnitte und Stanzen) Gustav Rockstroh mit seinem Werkzeugbau in der Bergstraße auf dem Zeller Berg oder Albert Schmutzler in der Bahnhofsstraße genannt werden.

Mit dem in Aue vorherrschende Fachpersonal auf dem Gebiet des Maschinenbaus, konnten natürlich auch andere Industriezweige davon profitieren. Zu nennen wäre die bekannte Wäschefabrik Cassler, welche einen eigenen Maschinenbau für die Wäschefabrikation unterhielten.
Auch Carl August Wellner profitierte von dem ersten Löffelwalzwerk, welches von der Firma Erdmann Kircheis gebaut wurde.

Dankbar und voller positiver Hoffnung für die Zukunft sind wir für die heutigen noch existierenden Auer Unternehmen, die den Menschen Arbeit und Lohn geben und im Hoch und Tief der Weltwirtschaft, nie vergessen mögen, dass sie durch das hohe Fachwissen ihrer Mitarbeiter , einen wertvollen Schatz besitzen, den es zu schützen gilt.

Bürgerreporter:in:

Heinz Poller aus Aue

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