Simmerner Schüler rufen zur Hilfe für Leukämiekranke auf

29. Juni 2013
10:00 - 15:00 Uhr
Herzog-Johann-Gymnasium, 55469 Simmern (Hunsrück)
Abiturienten Fabienne Stratenhoff hat die Projektwoche und die Typisierung bei der Stefan-Morsch-Stiftung initiiert.
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„Lebensretter werden, Teil I.“, könnte der Titel eines Projekts am Herzog-Johann-Gymnasium in Simmern lauten, das die 18jährige Abiturientin Fabienne Stratenhoff an ihrer Schule initiiert hat. Seit Mittwoch sind 24 Schüler im Rahmen der Projektwoche der Schule zu Gast bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld, um sich über das Thema Leukämie und die Chancen und Risiken der Stammzellspende zu informieren.

Seit mehr als 25 Jahren hat sich die Stefan-Morsch-Stiftung der „Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke“ verschrieben. Ein Teil dieser Aufgabe besteht in der Aufklärungsarbeit über die Möglichkeit der Stammzellspende. Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender in der Spenderdatei erfasst sind. Die 24 Simmerner Schüler – größtenteils aus den Biologie-Leistungskursen – informieren sich ausführlich über die Stiftung, die nicht nur die zweitgrößte Datei Deutschlands ist, sondern auch ein eigenes Typisierungslabor sowie eine Entnahmestation in Birkenfeld unterhält. „Dass sich eine Schule dafür engagiert, Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, zu helfen, ist für uns ein wichtiges Beispiel für soziales Engagement von Schülern“, so Emil Morsch, Vorstand der Stefan-Morsch-Stiftung.
Die Stefan-Morsch-Stiftung bietet Schulen, Fachhochschulen und Universitäten gerne praxis- und vor allem lebensnahe Unterrichtsmodule für die entsprechende Altersstufe an: Regelmäßig besuchen Referenten aus der Stiftung die unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen, um dort zielgruppengerecht entsprechende Fachvorträge etwa über die praktische Anwendung von Molekulargenetik zu halten. Zudem können Schulklassen und Studienkurse Führungen und Workshops etwa im hauseigenen Labor der Stiftung machen. Das bedeutet: Theoretisches Wissen aus dem Biologie-Unterricht oder der Genetik wird in die Praxis umgesetzt und zugleich das Zusammenspiel zwischen Spenderdatei, Labor, Entnahmestation und Transplantationskliniken erklärt – immer mit dem Ziel: Menschenleben retten.
Das haben sich auch viele der Schüler vorgenommen, die nun live die Arbeit der gemeinnützigen Stiftung erleben konnten. Sie krempelten die Ärmel hoch, um sich typisieren zu lassen. Aus einem Fingerhut voll Blut, werden nach der Blutentnahme die Gewebemerkmale analysiert. Einen Vorgang, den Dr. Marco Schäfer, Leiter des HLA-Labors mit den Schülern, durchspielte. Diese Gewebemerkmale sind bei der Suche nach einem passenden Spender entscheidend. Denn nur wenn sie in 10 von 10 Merkmalen übereinstimmen, sind Spender und Empfänger kompatibel. Diese Daten werden anonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingetragen. 30 Dateien – wie die Stefan-Morsch-Stiftung- speisen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen. Denn mit jedem neu gewonnenen Spender, erhöht sich die Chance, dass einem Leukämie- oder Tumorpatienten das Leben gerettet werden kann. 
Fabienne Stratenhoff und ihre Mitschüler wollen noch mehr Menschen für die Datei der Lebensretter gewinnen. Deshalb organisieren sie für Samstag, 29. Juni, 10 bis 15 Uhr, beim Schulfest des Johann-Herzog-Gymnasiums, Flachsberg 6, eine Typisierungsaktion. Emil Morsch lobt diese kurzfristige Initiative: „Wir möchten gerade junge Menschen dafür begeistern, als Stammzellspender Mitglied im Team der Lebensretter zu werden. Deshalb sind Bildungseinrichtungen wichtige Kooperationspartner.“ Er verweist auf eine zweite Typisierungsaktion im Kreis Simmern an diesem Wochenende: Wer am Samstag keine Zeit hat nach Simmern zu kommen, kann sich auch am Sonntag, 30. Juni, 13 bis 17 Uhr, im Haus Bretz, Bopparder Straße in Kastellaun als Stammzellspender registrieren lassen.

Lebensretter gesucht!

Elisabeth Terboven, Koordinatorin der Typisierungsaktionen bei der Stefan-Morsch-Stiftung, erklärt, welche Voraussetzungen ein potenzieller Lebensretter wissen muss: „Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei auf 40 Jahre festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind nicht mehr, oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden.“ Sie weist daraufhin, dass es weitere Ausschlusskriterien gibt: „Für Frauen, die mehr als zwei Schwangerschaften (auch Fehlgeburten zählen dazu) hatten, können wir als gemeinnützige Organisation bei der Typisierung keine Spendengelder aufwenden. Denn im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können.“ Sie weiß, dass viele Frauen hochmotivierte Spenderinnen sind, aber die Analyse der Gewebemerkmale kostet pro Spender mehr als 50 Euro, die von den Krankenkassen nicht übernommen werden. Emil Morsch, Gründer der Stiftung, ergänzt deshalb: „Wir finanzieren diese Typisierungen aus Spendenmitteln. Und mit diesem Geldern müssen wir verantwortlich umgehen.“
Leukämie kann Jeden treffen. Jeder kann helfen, Menschen eine Chance auf Leben zu geben. Deshalb bittet Elisabeth Terboven darum, diese Hilfe zu unterstützen. Wer nicht als Stammzellspender registriert werden kann, hat die Möglichkeit durch eine Spende, die Typisierung eines geeigneten Spenders zu finanzieren. Das Spendenkonto für Lebensretter ist bei der Sparkasse Birkenfeld BLZ 562 500 30 unter der Kontonummer 79790 eingerichtet.
Elisabeth Terboven erklärt, was passiert, wenn man später als Stammzellspender ausgewählt wird: „Es wird zu Ihrer Sicherheit ein umfassender Gesundheitscheckup durchgeführt. Die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung werden Sie kontaktieren. Wir beraten und begleiten Sie während der gesamten Vorbereitung auf die Stammzellspende. Der Verdienstausfall und alle anderen anfallenden Kosten werden von der Stiftung getragen oder der Krankenkasse des Patienten ersetzt.“

Zahlen und Fakten zur Stefan-Morsch-Stiftung

Bei der ersten deutschen Spenderdatei wurden im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an potenziellen Lebensrettern registriert: Fast 23 000 Menschen haben sich 2012 von den Mitarbeitern der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren lassen. Das bedeutet, sie haben sich dazu bereit erklärt, im Ernstfall einem an Leukämie erkrankten Menschen mit einer Stammzellspende eine Chance auf Heilung zu geben. Gleichzeitig wurde auch eine neue Höchstmarke bei der Zahl der Menschen erreicht, die tatsächlich für ihren „genetischen Zwilling“ spenden konnten. Fast 600 Spender wurden so zu Lebensrettern.
Die Stefan-Morsch-Stiftung, mit Sitz in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz), ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Daher sind nahezu täglich Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um bei so genannten „Typisierungsaktionen“ über das Thema Stammzellspende zu informieren. 270 Typisierungsaktionen wurden so bundesweit organisiert. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung: „Bei uns stehen die Menschen im Mittelpunkt, die Hilfe benötigen.“

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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