Dieser "sich drehende Christbaumständer mit Spielwerk"

... war wunderschön. Als ich den letzten Beitrag schrieb, kam mir bereits „der nächste“ in den Sinn. Es geht wieder um eine dieser Raritäten.

"Geht" mit mir - und einem Teil meiner Familie mit ... und lasst Euch verzaubern!

Anscheinend haben damals alle Geschwister meiner Oma solch ein Exemplar geschenkt bekommen – denn...

… eine Schwester meiner Großmutter hat noch eine „funktionierende“ von dieser Art. Jedes Jahr fahre ich mit meiner "Oma" hin - letztes Jahr war sogar mein Mann dabei.

Aber im Vorfeld möchte ich ein klein wenig „ausholen“ …

Bei dieser Familie spielt sich das Leben - trotz eines ganzen Hauses – hauptsächlich in der Küche … naja – so einer Art „Wohnküche“ ab. Der Raum ist abgeteilt in eine Küche mit Essecke und dann ein Hobby – bzw. Lesezimmer.
Das „normale“ Wohnzimmer, welches immer verschlossen ist wenn wir kommen, wird in der Adventszeit in eine „Hutzenstube“ verwandelt. Was sich „hinter dieser Türe“ verbirgt, erzähle ich später.

Bei unserem letzten Besuch lief es ungefähr so ab.

Jedes Jahr während der Weihnachtszeit erhalten wir eine Einladung von Walter, Carola und ihrer Tochter, die auch mit im Haus, allerdings in einer separaten Wohnung lebt… sie laden ein zum gemütlichen Weihnachtskaffee.

Schon von außen glitzert und funkelt es aus den Fenstern heraus. Hinter den Gardinen zeichnet etwas ab, aber es ist kein Baum. Wir werden herzlich empfangen und gehen den schmalen Gang hinein. Die Türe zur Küche öffnet sich und es riecht so gut … mhhm – Weihrauchduft! Hier lebt das Erzgebirge … im ganzen Haus - und ich fühle mich sofort wohl!

Ein alter Kachelofen gibt wohlige Wärme von sich – und ich setze mich gleich auf die „Ofen“Bank … mit dem Rücken an den Ofen – welch ein herrliches Gefühl!
Auf dem Tisch liegt eine selbst gestickte Decke mit weihnachtlichen Motiven. Darauf eine große Schale mit selbstgebackenen Plätzchen und Lebkuchen, daneben Stollen! Und sofort erzählt Carola voller Stolz dass dies auch ein selbstgebackener Stollen ist – nach überlieferten, uralten Rezept ihrer Großmutter. Natürlich sind jetzt mehr Rosinen, Zitronat und jede Menge Butter drin als „anno dazumal“, ist ja klar!
Neben Nüssen, kleineren Tannenzweigen und dem Adventskranz steht ein alter Räuchermann auf dem Tisch … er nebelt vor sich hin – und mir fällt sofort ein richtig schönes erzgebirgisches Lied ein. „Wenn es Raachermannl naablt – un es socht kaa Wort drzu“ …

Musik hört man bei ihnen keine … zumindest nicht aus dem Radio oder einer Anlage, hier wird noch selbst gesungen. Ich bin ein wenig gehemmt am Anfang, weil ich nicht gut singen kann, aber irgendwann stimme ich mit ein.

Wir unterhalten uns, es werden Geschichten von früher – aus ihrer Kindheit und Jugendzeit erzählt, es gibt Kaffee und ich schaue mich dabei ein bisschen um.

Hinten in der Ecke steht ein von ihrem Mann geschnitzter riesiger Bergmann und hält eine Kerze in der Hand. Die zwei Fenster sind von Schwibbögen erhellt und auf dem Regal stehen mehrere Räuchermännchen - liebevoll in Szene gesetzt. Engel und Bergmann stehen Seite an Seite auf dem kleinen Tischchen, daneben liegt ein Buch welches sie wohl gerade liest – und eine Brille.

Sie stimmt noch ein Lied an – wie jedes Jahr – immer das gleiche - „Oh Tannenbaum „ - und nun wissen wir das es soweit ist. Sie geht zur Tür … geht in‘ s „Wohnzimmer“, schließt sie hinter sich wieder.

Stille …

Die Spannung bei meinem Mann konnte ich fühlen, denn er kennt die Hutzenstube mit all ihren Kostbarkeiten noch nicht …

Die Türe öffnet sich wieder und Carola kommt mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht wieder herein. Zuerst darf mein Mann, dann meine Oma, dann ich – und der Rest der Familie folgt.

In der linken Ecke der Hutzenstube dreht sich der Baum zu „oh Tannenbaum“. Stimmungsvolles Kerzenlicht flackert uns entgegen und erzeugt eine festliche Stimmung. Der Baum ist mit sehr alten Kugeln in verschiedenen Größen und Farben, mit kleinen roten Äpfeln, Salzteiganhängern, Pfefferkuchen und Süßigkeiten geschmückt. Es glitzert und funkelt, er dreht sich und das Lametta versteckt kleine und größere „Unregelmäßigkeiten“ am Baum. Mittlerweile hören wir „Ihr Kinderlein kommet“ – ein paar Töne überspringt die Spieldose … nun … sie ist ja auch nicht mehr „die jüngste“! Wir genießen den Anblick und lauschen …

Hinten an der Wand schweben Engel von der Decke … um „die frohe Botschaft zu verkünden“ auf einen Weihnachtsberg der uralt zu sein scheint. Sein Vater und er hätten ihn, als er noch ein Kind war, gebaut. Ich frage mich wieder wie dieser Berg entstanden ist, welche Arbeit und Zeitaufwand dahinter steckt, wie die Materialien herbeigeschafft - und alles zusammengebaut wurde. Verschiedene Szenen aus der Geschichte von Maria und Joseph bis hin zur Geburt Jesu sind zu sehen.

Und nun schaue ich in die Richtung des rechten Fenster‘s. Ein wenig dahinter steht eine riesengroße 5 – stöckige Pyramide. Auf jeder Etage ziehen andere Figuren ihre Kreise – ganz unten ist eine Bergparade zu sehen, auf der zweiten ist eine Tier – und Waldlandschaft, auf der dritten … ich kann es jetzt nicht mehr sagen ob es hier der Förster, eine Frau mit Korb auf dem Rücken und einem Reisigbündel in der Hand, einem Kind welches einen Schneemann baut war – oder eine Etage drüber, ist ja auch nicht so schlimm. Auf der anderen Etage ziehen Nussknacker, Räuchermann, Engel und Bergmann herum und ganz oben stehen die Kurrende – Sänger. Alles sind geschnitzte Figuren …

In der Mitte des Zimmers steht noch ein Tisch mit 4 Stühlen drum herum. Wer will kann sich setzen – aber um alles aus der Nähe sehen zu können gehe ich zuerst herum. Es ist so schön in diesem Raum … ich kann es nicht im Worte fassen!

Mein Mann lächelt, er hat auch noch nie solch eine Hutzenstube gesehen – in einem Privathaus. In Museen sieht man schon eher solche feine Dinge, das ist klar.

In diesem Zimmer könnte ich mich Stunden aufhalten … und immer würde man wieder neues entdecken. Wir sind wie verzaubert als wir wieder die „Wohnküche“ betreten.

Vorbei … - wie schade!

Kurz setzen wir uns nochmals hin und „schwärmen“ uns gegeneinander an, danach verabschieden wir uns und fahren – mit einem Lächeln im Gesicht und immer noch glänzenden Augen – zurück nach Hause.

Auch hier stimmen die Worte … „und die Erinnerung bleibt“ … - wie im letzten Beitrag.

Ich habe auch hier leider keine Fotos - einfach weil ich diese Stimmung nicht durch Unruhe, Blitzen und herumlaufen - um aus verschiedenen Richtungen zu fotografieren - zerstören wollte. Ich werde es aber versuchen ... vielleicht darf ich ja irgendwann noch ein paar Fotos machen.

Nachtrag: Die Namen sind natürlich von mir geändert worden!

Bürgerreporter:in:

*¨* Shany *¨* aus Stollberg/Erzgebirge

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