Keine Rechtfertigung

Kurz nachdem das Büchlein „Kellner Kalle“ erschienen war erhielt ich eine Vielzahl von Anrufen und auch in der Stadt wurde ich von sehr vielen Leuten angesprochen. Es gab freundliches und ehrliches Lob, vereinzelt auch Kritik und viele sahen die Geschichten als eine Art Bestätigung für die Unzulänglichkeiten vergangener Zeiten. Viele ehemalige Kollegen sprachen mich an und so manche Episode, die wir gemeinsam erlebten wurde mir wieder bewußt. Es kam auch die Anregung ein zweites Büchlein zu verfassen, welches sich ausschließlich mit den gastronomischen Belangen vergangener Zeiten befaßt. Allerdings, und darüber war ich sehr verwundert, wurde ich auch von einigen ehemaligen Chefs des damaligen HO - Kreisbetriebes angesprochen, die mit nicht gerade freundlichen Mienen meinten: „Herr Winkler, wir hoffen sie haben in diesem Buch nicht zu sehr gelogen“. Wie groß muß denn die Scham dieser Leute sein, wenn sie vor einer satirisch gemeinten Geschichtensammlung solchen Respekt haben. Scham über das, was die Gastronomie der DDR über viele Jahre den Menschen angetan hat, denn, wenn die Leitungsebenen nicht immer wieder stur sinnlose Beschlüsse durchgesetzt hätten, wäre so mancher Aufenthalt in einer Gaststätte erheblich angenehmer verlaufen.
Ich hatte im „Kellner Kalle“ schon bemerkt, daß keine der Geschichten gelogen ist, sondern im Gegenteil die Ereignisse heruntergespielt wurden, um die Glaubwürdigkeit des Erzählten nicht zu gefährden. Sei es drum. Dank der Gespräche mit bereits erwähnten ehemaligen Kollegen sind mir Episoden eingefallen die es Wert sind in einem zweiten Büchlein erzählt zu werden. Ich hoffe nur, dass mir diese Kollegen nun nicht böse sind wenn ich die eine oder andere Ungeschicklichkeit erzähle oder erwähne. Dabei sollen die eigenen „Schandtaten“ genau so wenig zu kurz kommen wie die Peinlichkeiten der Anderen oder gar der Leitungsriege. Ich werde über Kellner, Köche und Gaststättenleiter ebenso zu berichten wissen wie über die Gäste selbst, die so manchen Grund zum Lachen boten und nicht immer die beste Figur abgaben. Ich werde als Figur wieder den Kellner Kalle benutzen da er über die entsprechende Kompetenz verfügt und, seien wir doch mal ehrlich, irgendwie ist uns dieser Kerl auch ans Herz gewachsen.
Wenn ich dieses zweiten Büchlein schreiben sollte, werde ich als Erstes den Kellner als Solchen beschreibe und typisiere, aber ich tue das nicht um dieser Berufsgruppe durch üble Nachrede zu schaden, sondern vielmehr um dem Leser, vor allem aber denen, aus den „Besseren“, den westlichen Bundesländern, ein Stück Wissen mit zu geben, um die hier aufgezeigten Erlebnisse des Kellners Kalle und seiner Kollegen besser zu verstehen. Die Ossis brauchen allerdings keine Belehrung, da sie ja an die 40 Jahre das Geschehen Life mit erlebten. Ich bitte auch zu bedenken, dass ich selber viele Jahre als Kellner gearbeitet habe und ich werde mich hüten, etwas schlecht zu reden und mich selber in die Pfanne haun, nein hier geht es um Tatsachen. Ich hoffe, ich komme mit diesem Büchlein auch all denen entgegen die mich in vielen Gesprächen ermuntert haben Neues zu berichten. Ich tue es hiermit ohne Zorn oder Groll auf Vergangenes sondern mit spitzbübischer Gelassenheit wie es den damaligen Ereignissen zukommt

Bürgerreporter:in:

Karl Heinz Winkler aus Naumburg (Saale)

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