Brexit am Johannistag und die Folgen, ein Protokoll

die Briten sind während der Fahrt abgesprungen, raus aus der EU, hinein ins Ungewisse,

nicht alle Menschen im Vereinigten Königreich wollten das,
doch ca. 52 % stimmten dafür, und lösten bei den Befürwortern im Lande,
immerhin 48 % blankes Entsetzen aus

denn damit hat Großbritannien de fakto die Gemeinschaft verlassen,
doch es war ohne Zweifel eine demokratische Wahl

aber was würde wohl Winston Churchill, nach zwei fürchterlichen Kriegen, die dieser Kontinent erlebt hat, einer der engagiertesten Verfechter und Befürworter eines vereinten Europas, dazu sagen

zusätzlich will auch der Premierminister aussteigen, sein Rücktritt sei beschlossene Sache, sagte er, innerlich hat er schon gekündigt, denn was jetzt noch zu tun sei, meinte er, sollen andere machen,

er hat hoch gepokert, und verloren

und auch dieser Paternoster fährt weiter, ohne Großbritannien, solange es das in dieser Form noch gibt, und wohl auch ohne David Cameron,

aber vielleicht mit Schottland und Nordirland, niemand weiß das im Moment, viele Menschen sind fassungslos, und hoffen, dass es letztlich doch nicht dazu kommt, irgendwie

mit den Austrittsverhandlungen wollen sich die britischen Politiker Zeit lassen, aus klugem Grund,
man will den Menschen etwas suggerieren, und zwar:

obwohl Brüssel und die EU Vergangenheit sein würden, passiert nichts schlimmes, nur positives, denn "England" wäre wieder frei, wäre Herr im eigenen Land, und stände nach wie vor in der sagenumwobenen Tradition von Avalon und Camelot,
so eines der Versprechen

sehr zur Freude von Donald Trump, dem republikanischen Bewerber für das Amt des amerikanischen Präsidenten, wie er bei einem Besuch ausgerechnet in Schottland verkündete,

doch das erste Versprechen kann Brexit-Fanatiker Nigel Farage wie es scheint, nicht mehr halten

350 Millionen Pfund sollten statt an die EU künftig ins staatliche Gesundheitswesen fließen, hieß es in der Brexit-Kampagne.

diente das wichtigste Argument der EU-Gegner nur dazu, Stimmen einzufangen?,

der frühere Bürgermeister von London ließ sogar mit diesem Versprechen Busse plakatieren, um die frohe Botschaft zu verkünden, die bei den Menschen gut ankam,

doch mit Wahlversprechen ist das ja oft so eine Sache, und dieses ganz besonders

auch ein neues Referendum, so hört man, ist durchaus eine Option,

das schlimmste in dieser Angelegenheit ist jedoch, das die z. Z. amtierende Generation Großbritanniens nie in Europa angekommen ist, das auch gar nicht wollte, und sogar für alle Zukunft verhindern will, zwar führte man 1971 zähneknirschend das allgemein gültige Dezimalsystem ein, doch an Pfund Sterling statt Euro, und an Linksverkehr hielten sie fest, und Europa gestand ihnen das um der Sache willen zu, für eine gewisse Zeit,

hinsichtlich der Debatte um den Linksverkehr entstand damals ein kleiner Witz:

auch die Engländer führen den Rechtsverkehr ein,
so wie 1967 die Schweden
aber ganz vorsichtig
erst mal nur die Lastwagen

doch witzig war diese Situation schon damals nicht, denn ein ebenbürtiges Mitglied neben anderen Mitgliedern der EU wollten zumeist die älteren Briten nie sein, reine Nutznießer schon eher, Europa war nur interessant, wenn man es brauchte, ansonsten war ihnen Europa egal,

sich selbst einbringen stand nie zur Debatte,

"Wir haben unseren Kindern mit unserem Handeln die Zukunft genommen" hört man nun allerdings auch,

denn die ältere Genration hatte nicht nur die These
"nach mir die Sintflut", im Kopf, nein, dies sollte eine Entscheidung für die Ewigkeit sein, die Meinung der jüngeren Generation war ihnen egal,

doch die hat für Europa gestimmt, und damit für die Zukunft, und das war den ewig gestrigen ein Dorn im Auge,

noch kann man nicht sagen, ob sie Nachahmer finden, man wird sehen,

viele Gegner Europas sind von Brüssel durch kleinkarierte Bestimmungen erst geschaffen worden, statt krumme Gurken und Glühlampen zu verteufeln, und immer neue EURO-Normen in die Welt zu setzen, die niemand braucht, hätte man sich um die wirklichen Probleme kümmern müssen, und ist die großartige Idee vom vereinten Europa Wirklichkeit werden zu lassen, so wie die Gründungsväter und die Menschen in Europa das wollten, und immer noch wollen

nun man will die Austrittsverhandlungen möglichst lange hinziehen, um die Vorteile als nach-wie-vor-Mitglied der EU einige Jahre weiterhin kassieren zu können,
und das Ganze soll als kluge Politik verkauft werden

dieser Deal wird nicht gelingen,

raus ist zunächst mal raus, mit allen Konsequenzen

so läuft das Spiel des Lebens,

immer?........nein, nicht immer………manchmal ist eine Umkehr möglich, wenn die Hoffnung besteht, eine Handlung zwar nicht ungeschehen machen zu können, aber einen fürchterlichen Irrtum über die Einsicht zu berichtigen, doch da muss auch die andere Seite, in diesem Fall die EU mitspielen

noch gebe ich Europa mit Großbritannien, dass die Fähigkeit gehabt hätte, ein Eckpfeiler der europäischen Union sein zu können, nicht verloren, denn die Jugend Europas, auch die im Vereinigten Königreich, will ein vereintes, starkes und menschliches Europa, das sich der Zukunft stellt,

und sie wird es gegen alle Widerstände bekommen,

und, was macht man als Resteuropäer nach einer solchen Nachricht,

heute gibt es als Tag der offenen Tür den "Rosentag" beim Bundesortenamt in Hannover,

dort werden auch englische Rosen gezeigt,
ich bin sicher, sie blühen wunderbar,

auf europäischem Boden

27.06.2016

inzwischen läuft die Notfalldiplomatie auf Hochtouren

einig ist man sich hinsichtlich nötiger Schritte weder in Brüssel, in Berlin, noch in den anderen Hauptstädten der EU, soll man den Briten nun ein Ultimatum stellen, in dem sie aufgefordert werden, bis Dienstag, 28.Juni 2016 ihre fristlose Kündigung schriftlich einreichen, oder abwarten,

Herr Gabriel will nicht einen Tag lang hinnehmen, dass Frau Merkel vor David Cameron "einknickt", was immer das heißen mag

die Kanzlerin will hingegen abwarten, in der Hoffnung, dass auf der Insel einige Überlegungen angestellt werden, wie man aus dieser Sackgasse, zwar mit einem blauen Auge, aber ansonsten unbeschadet wieder raus kommt,

und dort stehen die Zeichen auf Sturm, die schottische Präsidentin will mit aller Macht verhindern, dass der Brexit Wirklichkeit wird, und droht mit der Abspaltung Schottlands vom Vereinten Königreich, das es ihrer Meinung nach ohnehin seit ein paar Tagen nicht mehr gibt, das gleiche will auch eine Mehrheit in London und Nordirland, auch sie wollen auf jeden Fall in der EU bleiben, inzwischen haben fast 4 Millionen Menschen per Unterschrift ihrer Forderung für ein neues Referendum Nachdruck verliehen, das kann ein Parlament nicht ignorieren, tausende Menschen haben, oder wollen noch ihre Nationalität wechseln, bevorzugte Länder sind Belgien und Irland, und den dortigen Behörden sind bereits die entsprechenden Formulare ausgegangen,

nur von den Brexitbefürwortern hört man nichts mehr, was auch, über die Folgen haben sie offensichtlich niemals nachgedacht,

auch der Chef der Labour Party steht in der Schusslinie,
er sei zu halbherzig gegen den Brexit vorgegangen

irgendwie will man jetzt die Kurve kriegen und wichtig wäre doch wohl jetzt, zusammen mit den Partnern in Europa, denn noch sind sie es, gemeinsam zu überlegen, wie man im Moment miteinander umgeht, zumal die Chance für ein neues positives Referendum immer größer wird,
man könnte ja ein Angebot machen, das die Bedenken der Brexitanhänger weitgehend berücksichtigt, das darf allerdings keine britisches Diktat sein, ein paar Kröten müssen sie auch schlucken,
ich denke, das sollte machbar sein

jetzt die Briten zu bestrafen, und damit die Gegner vom Brexit gleich mit, ist der falsche Weg,
eine Abschreckungsaktion, ein Exempel und damit Warnung für andere verbinden, hilft keinem ,

natürlich sind vor der Wahl Fehler gemacht worden, so beklagen sich junge Leute grad in England über mangelnde Information, bis hin zu Äußerungen wie:

"Wir wussten eigentlich gar nicht, worum es wirklich geht",

das ist schon etwas erstaunlich, aber weder die Politiker noch die jungen Wähler haben das rechtzeitig bemängelt,
und das kann man nun wirklich so oder so sehen,

in Deutschland wäre das sicher etwas anders abgelaufen, keine Frage,

doch wenn einige deutsche Kommentatoren jetzt erklären, man könne den verhängnisvollen Volksentscheid nicht rückgängig machen, weil nun mal so entschieden wurde, egal, wie er entstanden ist, zeigt typisch bürokratisches Denken, das zumindest in diesem Fall zu nichts führt,

denn das kann man sehr wohl,
das ist überhaupt kein Problem

und schon Konrad Adenauer,
erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sagte:

"Was interessiert mich der Blödsinn, den ich gestern erzählt habe,
und überhaupt,
die einen kennen mich,
und die anderen können mich"

so einfach ist das, und warum sollte man es künstlich schwieriger machen

doch es gibt immer wieder welche, die sagen:
"Duuuuuu hast gesagt",
und mit dem Finger auf ihn zeigen,
aber immer erst hinterher,

aber wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt automatisch mit drei Fingern auf sich selbst

- nicht von mir, aber trotzdem gut -

ok, es ist schief gegangen, was nur schief gehen konnte,
ja und?
das kann man berichtigen,
nicht immer
aber manchmal,
und wenn es geht, dann sollte man das auch machen
so etwas nennt man dann Zivilcourage, und das ist nicht das schlechteste
mir jedenfalls sind Menschen lieber, die ihre Fehler erkennen, und es jetzt besser machen wollen, und sich für etwas schämen, heilt die Seele, heißt es
vielleicht ist ja was dran

die Europäer sollten jetzt helfen, nicht verdammen, und der Spruch:
"Das habt ihr jetzt davon" ist genauso unpassend, wie er alt ist,
genützt hat er niemals

diese schwerste Krise seit der Gründung der EU kann gemeistert werden, und sogar sehr schnell,
wenn man das will,

ich hörte heute den Satz:

"aber sie nehmen sich Zeit, als ob sie welche hätten"

es gibt die Geschichte vom Stein, den man besser nicht werfen sollte
weil die Gefahr besteht, das man unwiderruflich etwas zerstört, was man eigentlich bewahren wollte
und sich damit selber schadet

außerdem kann man sich den Arm auskugeln

zugegeben, rein egoistische Gründe

aber wenn die schon reichen, um Verurteilungen zu unterlassen,
braucht man die moralischen Gründe gar nicht erst erwähnen,

obwohl die eigentlich noch wichtiger sind,

28.06.2016
Tag 4

bleiben oder raus, das Chaos in Großbritannien ist perfekt
heute treffen sich Vertreter aller 28 Mitglieder in Brüssel, einen Tag später erneut, dann ohne David Cameron,

bis dahin will man von ihm wissen, was er vorhat, versprochen wurde, sollten die Briten für den Austritt sein, würde er am nächsten Tag den Austritt angehen,
davon ist inzwischen keine Rede mehr, nach seinem auf Zeit angelegten Rücktritt, schiebt er alle Entscheidungen heraus, und in Brüssel, aber auch im Königreich selbst, verliert man die Geduld, und David Cameron zuckt die Schultern

einig ist man sich in der EU, das die Vorstellungen einiger britischer Politiker, nach dem Brexit alle Vorteile zum Nulltarif weiterhin haben zu können, nicht erfüllt werden

inzwischen stuften die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Großbritanniens herab, Standard & Poor's verweigerte dem "Vereinten Königreich" den Beststatus AAA, und senkte ihn erstmals in der Geschichte um gleich zwei Stufen ab,

ähnlich reagierten Standard & Poor's und Fitch, es wird nun teuer werden für Großbritannien, Kredite zu erhalten, zumal weitere Abstufungen nicht ausgeschlossen werden

das hat jetzt schon Folgen,

es gibt bereits eine große Anzahl von Unternehmen, die ihre zentrale Direktion ins benachbarte Ausland verlagern wollen, ca. 25% sehen sich offenbar nicht mehr in der Lage, neues Personal zu beschäftigen, und verhängten ein Einstellungsstopp

ein Bekannter, gebürtiger Engländer, und etwa in meinem Alter, den es schon vor vielen Jahren nach Deutschland verschlagen hat, der Liebe wegen, sieht die Angelegenheit bereits etwas gelassener,

"the jury is still out" meinte er, und wiederholte sinngemäß auf Deutsch

"das letzte Wort ist noch nicht gesprochen",

er begrüßte jedoch die Aussage der Kanzlerin, die heute lt.
Fernsehübertragung sagte:

"Wir sind über jeden Vorschlag dankbar, der uns die Gemeinsamkeit wiederbringt"
oder ähnlich

und dem kann ich nur zustimmen

Gerd Szallies

kleiner Nachtrag:
Am 15. Februar 1971 wurde das Dezimalsystem in Großbritannien eingeführt
also
Ein Pfund Sterling = 100 Pence

vorher galt:
ein Pfund Sterling = 20 Schilling
ein Schilling = 12 Pence

meine Generation durfte sich als Schüler noch mit der älteren Version befassen,

wohlgemerkt

ohne Rechenmaschine, Taschenrechner oder PC

und ich denke dabei etwas wehmütig an unseren Englischlehrer

Dr. Glabsch,

den vergisst nämlich niemand, der bei ihm Unterricht hatte

Bürgerreporter:in:

Gerd Szallies aus Laatzen

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