Ahlden und die Geschichte der Prinzessin von Ahlden

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Als Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Celle am 15. September 1666 in Celle geboren ging sie in die Geschichte ein als die "Prinzessin von Ahlden".

Sie war das einzige Kind von Herzog Georg Wilhelm von Celle und der Hugenottin Eleonore Desmier d’Olbreuse (1639–1722). Der aus Frankreich stammenden ehrgeizigen Frau Eleonore d’Olbreuse gelang es, nachträglich die Ehe legalisieren zu lassen und für sich und die Tochter den Rang einer Reichsgräfin zu erwirken. Den Titel und das Wappen einer Herzogin von Braunschweig-Lüneburg ebneten den Weg für eine Vermählung in ein hohes Fürstenhaus.

Sophie war eine lebensfrohe und hübsche junge Frau, die von ihrer Mutter im Bewußtsein ihres Standes und Wertes auf dem Heiratsmarkt erzogen worden war. Im Widerspruch dazu stand ihre romantische Vorstellung von einer Liebesverbindung.

So war die junge Frau aus Celle erst 16 Jahre alt, als sie mit Georg Ludwig von Hannover, ihrem Vetter, verheiratet wurde. In Hannover sah man aus politischen Gründen über den dynastischen Makel ihrer nicht standesgemäßen Geburt hinweg, da die Eheschließung einen finanziellen Vorteil und Machtzuwachs für die Familie bedeutete. Am 2. Dezember 1682 wurde ohne höfischen Prunk im Celler Schloss die Hochzeit gefeiert. Ein Feilschen um Geld der benachbarten Adelshäuser wurde beendet. Eine Zuwendung an den Schwiegervater Ernst August in Höhe von 10.000 Talern jährlich, die Überschreibung ihres gesamten Grundbesitzes und die Aussicht auf die Übernahme der Herrschaft im Fürstentum Celle überzeugten den hannoverschen Hof. Als die Kurprinzessin pflichtgemäß ein Jahr später den männlichen Erben gebar, hatte sie ihre wichtigste Aufgabe erfüllt.
So soll sich Ihr Gatte nun wieder ohne Skrupel seinen Mätressen zugewendet haben.

Das in Hannover gelegene Leineschloss diente als Wohnsitz für die fürstliche Familie und ihren Hofstaat. In diesem abgeschlossenen Raum kannte und beobachtete jeder jeden. Bespitzelungen, Intrigen und Liebschaften sorgten für eine brodelnde Gerüchteküche im und um das Schloss. Den paar Tausend Einwohnerinnen und Einwohnern der Residenzstadt Hannover entging nichts. Affären waren auch den Damen erlaubt, solange gewisse Spielregeln eingehalten wurden. So war es für Frauen weder schicklich, sich mit Männern unter dem eigenen Stand einzulassen, noch durfte wirkliche Liebe entstehen.

Sophie Dorothea stürzt sich in die Liebesaffäre mit dem schwedischen Oberst Philipp Christoph Königsmarck. Die beiden wechseln Briefe, verabreden sich zu heimlichen Treffen. Doch schließlich wird die Affäre entdeckt und fatale Folgen ergeben sich.

"Ich habe zu lieben gewagt, so ich nur hätte verehren dürfen. also liebe ich mein Verderben und hege ein Feuer in meiner Brust, woran zuletzt ich sterben muß! Mein Untergang ist mir gar wohl bewusst!" so einige Zeilen von Philipp Christoph Graf Königsmarck 1691 an Sophie Dorothea. Ihre Beziehung strahlt in ihrer elementaren Kraft, nachgewiesen durch einzigartige Briefdokumente, bis in unsere Zeit hinein. Königsmarck opferte Sophie Dorothea alles - Karriere inbegriffen - und fand durch hinterhältigen Mord im Leineschloß jenen Tod, den er längst ahnte.

Nicht ohne innere Bewegung verfolgt man diesen Liebes- und Leidensweg von Sophie Dorothea und Philipp, ihre heimlichen Treffen, ihre chiffrierten Briefe und die Verzweiflung, sich zueinander nicht offen bekennen zu dürfen.

Die juristische Verurteilung der Liebesbeziehung zu Königsmark erfolgte in der Amtsvogtei Bissendorf. Das Bissendorfer Gebäude ging in die Geschichte ein. In seinen Räumen wurde im Jahre 1694 über das weitere Schicksal der Kurprinzessin Sophie Dorothea (genannt ,,Prinzessin von Ahlden“) verhandelt, die nach diesem Urteilsspruch in die Verbannung nach Ahlden kam, wo sie die letzten 32 Jahre ihres Lebens in der Verbannung auf Schloß Ahlden im Aller-Leine-Tal verbrachte.

Der Ehemann der Prinzessin, wird in den Dokumenten als kühler hartherziger Mensch beschrieben, ebenso ihr Vater, der die Verbannung veranlasste und ihr nie erlaubte ihre Kinder (Georg August 1682-1760 und Sophie Dorothea 1683-1757) in der Verbannung zu empfangen. Sie selbst wird als eine sehr schöne Frau beschrieben, die viele sehr gern geheiratet hätten, nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch des Geldes, das sie besaß, das ihr der Vater schon in frühen Jahren zusicherte. Sie hatte glänzende Aussichten. Sie hätte mit den gekrönten Häuptern Europas in mächtigen Königshäusern an einem Tisch sitzen können, doch so verbrachte sie über dreißig Jahre ihres Lebens als Gefangene in einem abgeschiedenen Ort in dem Ort Ahlden in einem Fachwerkpalast als die "Prinzessin von Ahlden" und wurde doch in den Herzen der Menschen verehrt . Die Geschichte der Prinzessin Sophie Dorothea ist durchzogen von Liebe, Hass, Machtstreben und Intrigen. Während das Haus Hannover den englischen Thron erobert, wird die Gemahlin des künftigen Monarchen in die Verbannung abgeschoben.

Sophie Dorothea verstarb im 13. November 1726 kurz vor Mitternacht im Schloß Ahlden. Eine Obduktion ergab eine krankhafte Leber und Gallenverschluss aufgrund von 60 Gallensteinen. Georg I. untersagte in Hannover ausdrücklich jegliche Trauerbezeugung und war wütend, als er erfuhr, dass seine Tochter in Berlin Hoftrauer angeordnet hatte. Das Begräbnis entwickelte sich zur Farce. Nachdem die Wachmannschaft für diesen Fall keinerlei Anweisungen hatte, wurde die Tote in einen Bleisarg gelegt und im Keller deponiert. Im Januar 1727 kam aus London der Befehl, sie ohne irgendwelche Zeremonien auf dem Friedhof von Ahlden zu begraben, was aufgrund wochenlanger schwerer Regenfälle unmöglich war. So kam der Sarg erneut in den Keller und wurde mit Sand zugeschüttet. Erst im Mai jenes Jahres fand die Prinzessin ihre letzte Ruhestätte in der Familiengruft in der Stadtkirche St. Marien zu Celle, wo die Beisetzung mitten in der Nacht stattfand.

Heute ist eine Grundschule in Ahlden nach der Prinzessin benannt. Eine Straße ist in "Sophie-Dorothea-Ring" benannt. Sophie Dorothea hinterließ in Ahlden eine kleine Glocke, die die Prinzessinnenglocke genannt wird. Sie wurde im 2. Weltkrieg nicht eingeschmolzen und existiert noch heute. Sie spendete der Kirche in Ahlden einen wertvollen Goldkelch, der bis heute immer noch beim Abendmahl benutzt wird, dazu auch einen Weinkrug und eine Oblatendose auf der Oblatendose kann man als Gravur eine Krone, die Initialen S D und die Jahreszahl 1722 sehen. Außerdem gibt es noch zwei Kerzenleuchter, die von ihr gespendet wurden. Heute befindet sich ein Kunstauktionshaus in dem Schloss Ahlden, wo sie ihre jahrelange Verbannung erlebte. Sie wurde in der Familiengruft in Celle begraben. Auch in Celle ist die Geschichte der Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Celle allgegenwärtig. In Burgdorf war sie im Schloß kurz vor ihrer Verurteilung in die Verbannung, verurteilt wurde sie in Bissendorf. Im Burgdorfer Museum ist ein Diorama mit den Figuren der Prinzessin und ihren Eltern während der Zinnfigurenausstellung zu sehen.

Dieser Artikel basiert auf Recherchen vor Ort vom OKOK-Team, Artikeln von Barbara Fleicher, dem Wikipedia, den Beschreibungen aus den Archiven der Stadt Celle und der Gemeinde Wedemark und wurde von Susanne Schumacher für OKOK Television zusammengestellt.

Bürgerreporter:in:

OKOK TELEVISION aus Burgdorf

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