Gummiseilstart - Annodazumal - mit der SG 38 ( alter Schulgleiter )

Erneuerung der Berechtigung für Gummiseilstart
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Gummiseilstart ist eine historische Startart für Segelflugzeuge und war in den Anfängen des Segelflugs auch die einzige.
Die ersten Flugversuche fanden an den Hängen der 950 m NN hohen Wasserkuppe statt und kurze Zeit später auch am Nordwesthang 550 m NN in Hirzenhain, der sich immerhin fast 200 m über Talboden erhebt.
In den Anfängen der Segelfliegerei um 1919 kam es mit Hilfe des Gummiseilstarts zu einfachen "Rutschern" in der Ebene - aber dann auch zum "Hangsegelflug".
Zu jener Zeit gab es noch keine motorgetriebenen Seilwinden und an Flugzeugschlepp war überhaupt noch nicht zu denken.

Damit ein Segelflugzeug aber fliegen kann, muss es zunächst auf Fluggeschwindigkeit gebracht werden.

Das geschah anno dazumal mit Hilfe von 2 elastischen 500 - 1000-fädigen Gummiseilen von 44 - 50 m Länge, die beim Segelflugzeug am Ausklinkhaken
angebracht und in V - Form vor dem Segler ausgelegt wurden.
Dann musste eine 8 - 12 köpfige Startmannschaft und eine Haltemannschaft bis zu 4 Leuten aufgestellt werden.
Während sich die Startmannschaft auf beide Starseile verteilten, blieben die 2 - 4 Halter am "Schwanz" des Segelflugzeuges und hielten dieses mit einem kurzen Strick fest.

Nach der Frage des Piloten an beide Mannschaften "Fertig"? - kam dann das Kommando "Seil anziehen" - "Laufen" und nach genügender Spannung des
Seiles dann an die Haltemannschaft das Kommando "Los".

Dann wurde das Segelflugzeug durch den dabei entstehenden Schwung einige Meter in die Höhe geschleudert und konnte anschliessend gleiten.

Der Start erfolgte hangabwärts gegen den Wind, wobei dadurch ermöglicht wurde, dass nach wenigen Höhenmetern der tragende Hangaufwind genutzt werden konnte.

Manchmal gelangen dann bei richtiger Flugtechnik und entsprechend starkem Wind auch schon anno dazumal einige Flugstunden - aber oft ging es auch bei Windflauten nach 5 - 7 Minuten schon wieder zur Landung in die 200 m tiefer gelegenen Wiesen.

Dann hatte es mal wieder die Rückholer erwischt !

Das Flugzeug musste zu neuem Start wieder mühsam und in einigen Serpentinen den gesamten Berg (fast 200 m) wieder heraufgezogen werden.
Wenn die Rückholmannschaft zu schwach besetzt war, wurden manchmal sogar
Kühe (Milchkühe!) vorgespannt.

Das war noch Idealismus ! - und Körperertüchtigung !

Vor vielen Jahren konnten noch einige ältere Veteranen die Berechtigung zum
Gummiseilstart durch Übungsstarts verlängern.

Heute sind allerdings beim Segelfliegen solche Kraftanstrengungen nicht mehr nötig,

und ich wünsche allen Piloten auch bei anderen Startarten immer ein
herzliches "Glück ab" !

Gruss Harry

Bürgerreporter:in:

Harry Clemens aus Breidenbach

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24 Kommentare

Bürgerreporter:in
Harry Clemens aus Breidenbach
am 27.01.2010 um 18:18

Hallo Erwin,
danke für das köstliche "Oberhessen"- Gedicht.

Eh bissche jo - ewwer . . .
bei uns "Hinterländer" Hirzenhainer des ehemaligen Dillkreises gab es noch ein zweites Hirzenhain und das lag eben im Unterschied zu uns am Vogelsberg
in Oberhessen.

Gruß Harry

Bürgerreporter:in
winfried dr. klaas aus Herrenberg
am 27.01.2010 um 18:37

Guten Abend!
Ich bin zufällig hin "gelandet"! Ich habe auf diesem Ding immerhin meinen A-Schein gemacht!
Esrt mußte ich sonntags morgens in die Kirche, dann mehr als 30 km mit dem Fahrrad in die "Borgenberge" (wo übrigends Galland auch das Fliegen gelernt hat), und dann ging es den ganzen Tag: "Ausziehen, laufen, los!" Und dann durfte man auch mal einen "Rutscher" oder gar "Rutscher +" machen. Und dann abend wieder nach Hause, 30 km Fahrrad. Wie von Ihenen gesagt: Es diente der Ertüchtigung - und ist unvergessen!
Glück ab! Hägar terribilis.

Bürgerreporter:in
Harry Clemens aus Breidenbach
am 29.01.2010 um 10:23

Hallo, ihr Fluginteressierte von annodazumal,
danke allen für die netten und auch fachlichen Kommentare !

@ Detlev, die Bilder stammen aus dem Jahr 1983 und wurden aufgenommen
bei den Starts, die zur Verlängerung der "Gummiseilstartberechtigung"
gemacht werden mussten.

@ Helmut, danke für die Nachforschung und Links !

@ Edgar und Winfried, den Kennern der "Materie" ein herzliches Dankeschön !