Mahnwache in Berlin: "Ich vermisse meine Familie" - Aufruf zu einer weiteren Demonstration für die Erleichterung der Familienzusammenführung

11. August 2016
13:00 Uhr
Auswärtiges Amt, 10117 Berlin
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UpDate: "Ich vermisse meine Familie", unter diesem Motto halten einige syrische Väter seit dem 26. Juli eine Mahnwache, vor dem auswärtigen Amt in Berlin. Sie wollen damit auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam machen. Erst wurde ihnen der Familiennachzug durch die Bürokratie so schwer wie möglich gemacht und dann wurde vor kurzem, durch Verschärfung des Asylrechts, für viele der Familiennachzug für mind. 2 Jahre ganz ausgesetzt. Da es bisher keine Reaktion vom Auswärtigen Amt gab, rufen sie für Donnerstag, den 11. August zu einer weiteren friedlichen Demonstration auf.

Der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte wurde ausgesetzt!

Immer mehr syrischen Geflüchteten wird nur noch subsidiärer Schutz zugesprochen. Das heißt, anstatt der bisherigen drei Jahre, wird die Aufenthaltserlaubnis nun zunächst auf ein Jahr befristet .Dieses wiederum hat zur Folge, dass der Familiennachzug für 2 Jahre ausgesetzt ist.

Das betrifft nach § 104 Abs. 13 Aufenthaltsgesetz alle Geflüchteten, die nach dem 17. März 2016 nur einen subsidiären Schutz zuerkannt bekommen haben und gilt bis zum 16. März 2018. Ab dem 16. März 2018 können dann also überhaupt erst wieder Anträge auf Familienzusammenführung gestellt werden. Wie lange es dann noch dauern wird, bis diesen stattgegeben wird, ist noch einmal eine andere Sache.

Es ist also davon auszugehen, dass die Familien über Jahre getrennt sein werden. Die Kinder, die eh schon die Leidtragenden des Bügerkriegs in Syrien sind, werden nun auch noch über Jahe von ihren Vätern getrennt sein und die Frauen von ihren Männern.


Warum sind die Väter ohne ihre Familie geflohen?

Viele Väter wollten ihren Frauen und den meistens noch kleinen Kindern, die gefährliche Flucht über das Meer nicht zumuten, sie ließen sie deshalb lieber bei Verwandten in Syrien oder in den großen Lagern im Libanon zurück. Andere hatten einfach nicht genügend Geld, um die Schlepper zu bezahlen, es reichte nur für eine Person. Sie alle hofften darauf, ihre Familie so schnell wie möglich nachzuholen und verließen sich auf einen zügigen Familiennachzug. Dier ersten Syrer hatten dabei noch einigermaßen Glück, sie konnten direkt nach der Anerkennung als Flüchtling, den Antrag auf Familiennachzug stellen. Allerdings mussten sie auch hier schon monatelang warten und ein weiteres Problem sind die Visa, die sie dann benötigen. Diese können sie nur bei einigen deutschen Auslandsvertretungen beantragen. Da die deutsche Botschaft in Syrien geschlossen wurde, ist nun nur noch die Deutsche Botschaft in Beirut zuständig, bis zu einem Termin dauert es mind 12 Monate. Aktuell heißt es auf der Website der Deutschen Botschaft Beirut"Die Termine für die Familienzusammenführung zum syrischen Flüchtling sind derzeit bis über mehr als 15 Monate ausgebucht. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass diese Wartezeiten durch eine Baumaßnahme und die Entsendung zusätzlichen Personals nach Beirut kürzer werden. Dennoch ist eine inzwischen mehr als einjährige Wartezeit auf einen Termin aufgrund der immensen Zahl der Anträge und deren Komplexität nicht zu vermeiden."
Vorübergehend können jetzt zwar auch bei allen drei Deutschen Visastellen in der Türkei, die Visa beantragt werden, dafür muss man allerdings persönlich erscheinen und natürlich gibt es dafür auch noch weitere Auflagen.
Wenn die Visa dann endlich beantragt sind, hießt es wiederum monatelang warten. Monat für Monat vergeht, ohne dass man etwas hört, ohne dass man weiß, wie und ob es weitergeht...

Hier erzählt ein Vater stellvertretend für alle Anderen, seine Geschichte

Als wenn das alles nicht schon schlimm genug war, wurde Anfang diesen Jahres das Asylgesetz noch verschärft - auch für die Syrer wurde der Familiennachzug schließlich ausgesetzt.

Die Aussetzung des Familiennachzugs behindert die Integration!

Die Väter vermissen ihre Frauen und ihre Kinder. Sie wissen nicht, wann sie sie wieder in die Arme schließen können. Wer seine Familie noch in Syrien hat, ist zunehmend in Sorge. Beinahe täglich gibt es neue zivile Opfer. Diese Sorge, die Angst um die Familien und die zunehmende Hoffnungslosigkeit, behindern die Integration. Ein Vater, der seine Familie um sich hat, der sich keine Sorgen um sie machen muss, wird z. B. seine ganze Energie in das Erlernen der deutschen Sprache stecken. Monatelanges Warten, Bangen und Hoffen dagegen, macht mürbe und müde. Die Menschen sind nicht gleich stark, jeder verkraftet so eine Situation anders, manche wiederum gar nicht.

Das Warten nimmt kein Ende!

Erst befindet man sich jahrelang in einem Krieg, in dem man geradezu hineingezwungen wurde. Alles was man aufgebaut hatte, was man sich hart erarbeitet hatte, wurde im Laufe der Jahre zerstört. Kein normales Leben, keine Sicherheit, keine Zukunft, keine Bildung für die Kinder! Und das über Jahre hinweg, ohne das es eine Aussicht für eine Lösung gibt. Dann endlich ein wenig Hoffnung, Europa, allen voran Deutschland nimmt syrische Geflüchtete auf. Sie haben dann sogar ein Recht auf Familiennachzug, so hieß es. In ihrer Verzweiflung mit der Aussicht auf Hoffnung, machten sich nun die syrischen Väter auf die gefährliche Reise. Hier angekommen heißt es dann warten, warten und nochmal warten. Man wartet ja gerne, wenn man weiß worauf und vor allem, wenn man weiß, wie lange man warten muss. Wenn man allerdings in dieser schier Endlosschleife des Wartens und des Nichtstun ist, man überhaupt nicht gesagt bekommt, wie lange man warten muss, wann das Warten endlich ein Ende hat, wird es zur endlosen Qual. Zusätzlich hört man von zunehmenden zivilen Opfern in Syrien, von der immer schlimmer werdenden Lage in den Lagern im Libanon und in der Türkei. Wie würde es uns wohl in dieser hoffnungslosen Lage gehen?

Aufruf zur gemeinsamen friedlichen Demonstration!

In ihrer Verzweiflung haben sich einige syrische Väter zusammengeschlossen und haltenseit dem 26. Juli Mahnwache vor dem Auswärtigen Amt in Berlin. Dabei halten sie Transparente und Fotos ihrer Familien hoch . Bisher hat das Auswärtige Amt noch keine Reaktion gezeigt, daher rufen sie erneut auf für Donnerstag, den 11. August13.00 Uhr, zum Auswärtigen Amt zu kommen und gemeinsam für eine Erleichterung der Familienzusammenführung zu demonstrieren.

Bewegender Brief an die Bundesregierung

Update: Nachdem die erste Demonstration vom vergangenen Mittwoch keinerlei Reaktion von Seiten der Behörden zeigte. Haben die Väter einen Brief an die Bundesregierung geschrieben

"Deutschland hat uns mit ein Zeichen der Humanität herzlich aufgenommen, wie kein anderes Land der Welt. Wir versprechen allen, dass wir unserer neuen Heimat und Gesellschaft etwas Positives beitragen werden und ihr das zurückgeben geben, was wir an Güte und Hilfe erhalten haben. Mit all der Güte bitten wir die Bundesregierung nochmal mit derselben Humanität unsere zurückgebliebenen Familien nachholen zu lassen. Wir hatten keine Wahl sie mit uns zu nehmen, da wir die enormen Risiken und Gefahren kannten und diese unserer Familie nicht zumuten konnten.
Wir möchten Sie auf folgendes aufmerksam machen:

1. Es dauert sehr lange als Flüchtling anerkannt zu werden
2. Es vergeht viel zu lange Zeit, bis wir eine Antwort von der Deutschen Botschaft in Beirut erhalten, um einen Termin zur Visaantragsstellung zu erhalten
3. Bis wir Termine für unsere Familien erhalten, dauert es auch mindestens 14 Monate
4. Bis zur Erteilung der Visa vergehen auch mindestens 8 Monate
5. Die Unmöglichkeit , in einer anderen Deutschen Botschaft einen Termin zu beantragen
6. Die Vorschrift, sechs Monate in einem anderen Land leben zu müssen, bevor man in der dortigen Deutschen Botschaft ein Visum erhalten kann
7. Das Koordinationsdefizit zwischen den Deutschen Botschaften, den Regierungsorganisationen und den Auslandsabteilungen.
8. Die große Anzahl von Maklerbüros, dritter Parteien und Agenturen, die die Komplexität der Dinge nutzen, um falsche Termine an gefälschte Namen zu vergeben.
9. Vielen Syrern, die aus einem Kriegsgebiet kommen wird nur noch der subsidiäre Schutz gewährt, demzufolge bleiben die Hinterbliebenen Familienmitglieder weiter in Gefahr10. Die vergleichbare inakzeptable Situation syrischer Familien in der Türkei, die dort warten.Im Bezug auf das vorher erwähnte, flehen wir die Deutsche Regierung und Frau Bundeskanzlerin an, die Situation des Familiennachzuges zu überdenken.

Wir haben hierzu folgende Lösungsansätze:
1. Erhöhen Sie die Anzahl der Mitarbeiter in der Deutschen Botschaft in Beirut.
2. Vergeben Sie einen elektronischen Bar-Code an jeden anerkannten Flüchtling, der ein Recht auf Familiennachzug hat und verlinken Sie diese Karte mit dem elektronischen Buchungssystem.
3. Widerrufen Sie die Residenzpflicht in anderen Ländern, um ein Visa beantragen zu können
4. Setzen Sie den Zeitplan für Termine in den Deutschen Botschaften zurück, damit können diese Agenturen ausgeschaltet werden und der Druck auf die Deutschen Botschaften in den Nachbarländern verringert sich

Wir sind davon überzeugt, wer Türen und Herzen geöffnet hat, der wird an unserer Seite bleiben.Abschließend hoffen wir, dass Sie sich unseren Probleme und Vorschläge widmen und uns bei dieser Angelegenheit unterstützen. Wir sind dem deutschen Volk und der Regierung dankbar. “

Petition "Rettet syrische Familien"

Zum Thema Familienzusammenführung gibt es auch noch die Online-Petition "Rettet syrische Familien". Es sind bereits über 3000 Unterstützer, aber es werden noch viele weitere gebraucht!
https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-syrische-familien

weitere Links zum Thema

Video auf Facebook mit dem Aufruf in Deutsch und Arabisch

die Aktion wird unterstützt von people meet people - Respekt e.V. Bad Belzig
http://peoplemeetpeople.strikingly.com

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Bürgerreporter:in:

Doris Schlueter aus Lauenau

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