Die Google Street View Diskussion auf myheimat.de – Ein Überblick

google street view startet nun auch in Deutschland | Foto: Marie-Thérèse Ritz-Burgstaller auf myheimat.de
5Bilder
  • google street view startet nun auch in Deutschland
  • Foto: Marie-Thérèse Ritz-Burgstaller auf myheimat.de
  • hochgeladen von Boris Braun

Die Einführung von Google Street View hatte in Deutschland eine heftige Diskussion über Datenschutz und Privatsphäre angestoßen. Die unterschiedlichen Ansichten und Argumentationen wurden vielfach in den etablierten Medien ausgebreitet. Auch auf dem Bürgerreporterportal myheimat wurde ausgiebig über ein Für und Wider diskutiert. Es wurden ca. 30 Artikel zu diesem Thema verfasst, welche zusammen über 5.000-mal gelesen wurden und über 200 Kommentare hervorriefen. Das dürfte Grund genug sein noch mal einen Blick auf die von unseren Bürgerreportern geführte Debatte zu werfen, um vielleicht auch einen neuen, bürgernahen Blickwinkel zu erschließen.

Datenschutz bei google und myheimat
Zu der anfänglichen Faszination für die Google Cars, welche durch viele veröffentlichte Schnappschüsse Ausdruck fand, mischte sich sehr bald eine gewisse Grundskepsis und ein Unrechtsempfinden bei einigen myheimatlern hinzu. Der Schlagabtausch, zwischen eher skeptischen Betrachtern und denen, welche diese Aufregung um Google Street View eher kalt lässt, bekam für viele User eine besondere Brisanz, weil auf myheimat selbst auch zahlreiche Fotos und Schnappschüsse von Straßen und Gebäuden veröffentlicht werden. Es entwickelte sich eine lebhafte Auseinandersetzung, welche zu immer neuen und interessanten Punkten führte.

Virtuelle Reisen versus Ausspionieren
Als möglicher Nutzen von Street View wurde allgemein die Möglichkeit gesehen, dass man vorab Urlaubsziele begutachten und virtuelle Weltreisen starten könne. Bedenken äußerten sich dahingehend, dass dieser Dienst von Kriminellen für Erkundungen genutzt werden könnte um Häuser und Fluchtwege planmäßig auszuspionieren. Dagegen wurde von Andreas aus N. der Einwand vorgebracht, dass der bereits seit Jahren etablierte Service Google Maps mit seinen Satellitenbildern viel bessere Fluchtwege liefert, als diese von Street View zu erwarten sind. Unbestritten wurde festgestellt, dass Google mit der angestoßenen Debatte als kostenlose Werbung einen riesigen PR Coup gelandet hat und mittlerweile jeder in Deutschland über diesen Dienst informiert sein dürfte.

Ist es zu einem Schutz vor Digitalisierung schon zu spät?
Die Debatte fand einen Schwerpunkt in der Frage, ob und inwiefern die Privatsphäre des Einzelnen durch das Vorgehen von Google Inc. verletzt wird. Der Hinweis, dass Google nur das mache, was tausende Hobbyfotografen auch tun, wurde kritisch gesehen. Franz Sch. stellt fest, dass hier mehr gezeigt wird, als der normale Spaziergänger sehen kann. Rosa S. schlägt in die gleiche Kerbe, wenn sie sagt, dass die Aufnahmen über einer Höhe von 1,90 m nicht der Panoramafreiheit unterliegen und somit einen offenen Rechtsbruch darstellen und fühlt sich deshalb in ihren Rechten verletzt. Den Bedenken, dass es sich hierbei um eine systematische Erfassung in deinem digitalen Gesamtregister handelt, wurde von Wolfgang D. gegenübergestellt, dass es für einen Schutz vor Digitalisierung bereits zu spät ist.

Die generelle handhabung von persönlichen Daten in der Zukunft
Die Diskussion dreht sich auch um die generelle Handhabung von persönlichen Daten. Franz Sch. stellt das kommerzielle Interesse von Google heraus und bemängelt eine Weitergabe persönlicher Informationen an Datenhändler. Dass dies auch von anderer Seite passiert, führt Thomas J. ins Feld und nennt als Beispiel Payback-Karten, welche zu einem gläsernen Kunden beitragen. Heike B. weist darauf hin, dass zwar alle Google hassen, aber es trotzdem jeder nutzt und appelliert an die Eigenverantwortlichkeit jedes Nutzers. Auch Johanna M. mahnt, dass diese Daten von uns selbst kommen. Eine Gefahr sieht Franz Sch. in einer Verknüpfung all der von Google gesammelten Daten, welche so ein sehr vollständiges Bild eines Nutzers wiedergeben können.

Erst machen dann fragen - geht google zu weit?
Die Frage von Oskar Sch., ab wann es zu weit geht, leitet über dazu, dass Google mit seinem Vorgehen Fakten schafft und danach erst fragt, ob jemand Einwände hat. Die Spitze dessen sieht Michael H. darin, dass Google Fristen für den Widerspruch gesetzt hat und gleichzeitig durch das Entgegennehmen des Widerspruchs noch mehr Daten über die Person erlangt. Zudem glaubt Michael H. eine Zurückhaltung kritischer Beiträge zu diesem Thema durch die Suchmaschine auszumachen. Mike Sch. hebt noch mal die Quasi-Monopolstellung von Google hervor und stellt damit auf die ernstzunehmende Gatekeeperposition ab.

Was kommt als nächstes?
Vera R.
gibt zu bedenken, dass der größere Fehler von Google in der Erfassung der offenen WLAN-Netze und der darüber verschickten Daten zu sehen ist. Sie betrachtet das Abfotografieren als zweitrangig und sieht durch den Datenklau, beabsichtigt oder nicht, den großen Vertrauensverlust. Vor diesem Hintergrund bekommt die Frage von Hans Jürgen G., welche die nächsten Schritte von Google Inc. sind, noch mehr Berechtigung. Als vollkommen richtig hat sich die Prognose von Hubert R. erwiesen, dass nur ein paar Hunderttausend Widerspruch einreichen werden. Er leitet dies aus der Bequemlichkeit und dem Desinteresse der Bürger ab. Was umso gewagter erscheint, wenn man sich noch mal die mediale Aufmerksamkeit vergegenwärtigt, welche Google Street View widerfahren ist.

Ein Fazit der Bürgerreporter
Was bleibt festzuhalten? Die Kontroverse wurde auf myheimat.de sehr leidenschaftlich ausgefochten, was teilweise auch dazu geführt hat, dass die thematische Streuung von einem generellen Schwedenvergleich über das ELENA-Verfahren bis hin zu so düsteren Szenarien wie systematischer DNS-Erkennung reichte. Interessant ist die Diskussion deshalb, weil auf myheimat.de als Deutschlands größtem Bürgerreporterportal die Stimmungslage der einfachen Bürger reflektiert werden kann mit deren Ansichten und Einsichten, getrennt von den Leitmedien, welche eine veröffentlichte Meinung darstellen, aber nicht unbedingt die Stimmungslage an den Wurzeln wiedergibt. Betrachtet man die Diskussionen auf myheimat mit etwas Abstand, dann ergibt sich ein durchaus differenziertes Bild, welches zu eigenen Schlüssen anregt.

Was Google macht ist nicht neu, aber dennoch anders. Es gibt noch einige ungeklärte Grauzonen und solange die Orientierungspunkte fehlen ist jeder gut damit beraten sich seiner Eigenverantwortlichkeit bewusst zu sein. Auch ist Google nicht gleichzusetzen mit Öffentlichkeit, sondern es ist ein Unternehmen, welches eigene Interessen verfolgt. Prinzipiell ermöglicht die Schaffung einer digitalen Parallelwelt die Loslösung von Werbung und realem Objekt, welches z.B. als Werbefläche genutzt werden kann und damit auch vom eigentlichen Eigentümer. Welche Folgen die Digitalisierung von Straßenansichten für den Einzelnen hat ist jetzt noch genauso wenig abzusehen, wie damals als das Telefonbuch digitalisiert wurde und welchen Nutzen oder Missbrauch diese Daten hervorbringen.

Links zur Diskussion 1 von google street view auf myheimat.de und zur Diskussion 2 von google street view auf myheimat.de

Bürgerreporter:in:

Boris Braun aus Friedberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

45 folgen diesem Profil

5 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.