Wunstorfer Brüder auf dem Weg zum Erfolg

8. Juli 2010
Steinhuder Meer, 31515 Wunstorf
Kim und Yannik Holste hart am Wind auf der EM in Spanien
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Was ist ein "29er"? Falls Sie diese Frage nicht beantworten können, so ist das keine Bildungslücke. Aber stellen Sie diese Frage mal einem jungen Regattasegler, und Sie werden sehen, wie sich sein Blick verklärt. Ein 29er (sprich: "Twenty-Niner") ist eine pfeilschnelle Rennjolle, die als sogenanntes Skiff in Australien entwickelt wurde und inzwischen auf der ganzen Welt verbreitet ist. Und ein solches HiTech-Gerät segeln die Wunstorfer Brüder Kim und Yannik Holste, 16 und 14 Jahre alt. Für sie ist Segeln sportlicher Lebensinhalt. Wenn man am schönen Steinhuder Meer aufwächst, die Eltern und Großeltern begeisterte Segler sind und man schon in frühester Jugend auf dem Wasser herumplantscht, dann landet man zweifellos irgendwann in einem Boot.
Für Kim und Yannik war das zunächst die Jüngsten-Bootsklasse "Teeny".
Aber einfach nur Rumschippern war nichts für sie. Regatten mussten es sein.
2007 wurde ihr Ehrgeiz das erste Mal belohnt: Sie gewannen die Wunstorfer Stadtmeisterschaft.
2008 mussten sie aus Altersgründen in eine höhere Bootsklasse umsteigen. Ein Traum erfüllte sich für sie. Man konnte einen Meisterschafts-29er aus der Europameisterschaft erstehen. Nun begann der Ernst des jugendlichen Seglerlebens. In dieser Klasse herrschte ein anderer Wind, denn der 29er ist eine offene Altersklasse. Das erste Jahr war erfüllt mit hartem Training und ersten kleinen Erfolgen auf Schwerpunktregatten des Deutschen Segler-Verbandes. 2009 sollte sich dann schon zu einem Schlüsseljahr in ihrer Karriere entwickeln. Nach einem guten Mittelklasseplatz auf der Kieler Woche ging es zur Weltmeisterschaft an den Gardasee. Hier schnupperten sie zum ersten Mal das Flair einer richtig großen internationalen Meisterschaft der offenen Altersklasse. Rund 200 29er-Teams aus aller Welt waren angereist und Kim als Steuermann und sein Vorschoter Yannik traten gegen die Eliten aus Australien, Neuseeland, USA usw. an.
Dieser Stiefel war noch ein klein wenig zu groß für sie, aber sie nahmen eine unschätzbare seglerische Erfahrung mit nach Haus, ganz abgesehen von den tollen Erlebnissen am Rande und den Freundschaften, die man bei so einer WM schließt.
Die gewonnene Routine zahlte sich unmittelbar nach der WM aus. Es ging zur Deutschen Jugendmeisterschaft, die im Rahmen der Travemünder Woche stattfand. Das Ergebnis war beeindruckend. Sie gewannen auf Anhieb die Silbermedaille in der Altersgruppe U17 und wurden somit deutsche Vizemeister.

Segler werden oft gefragt: "Was macht ihr eigentlich im Winter?" Für die zwei Wunstorfer heißt die Antwort: Konditionstraining in der Muckibude, Taktikunterricht und im späten Winter zum ersten Training aufs Ijsselmeer in Holland.
Die Saison 2010 konnte kommen, und sie begann mit einem wahren Mammutprogramm. Zunächst stand das erste Großereignis an, die berühmte Kieler Woche, auf der sie einen ganz beachtlichen 6. Platz in der Gesamtwertung erzielten und als drittbestes deutsches Team abschnitten. Am letzten Regattatag ging es unverzüglich mit dem Wohnmobil der Eltern und angehängtem Segel- und Motorboot von Kiel an die 1700 Kilometer entfernte Costa Brava zur Europameisterschaft. 123 Boote waren am Start, und sie landeten wieder "nur" im Mittelfeld. Die Reise steckte ihnen sicher noch in den Knochen. Und wieder war der letzte Regattatag der Abreisetag nach Deutschland, denn direkt nach der EM wartete in Warnemünde die Internationale Deutsche Meisterschaft auf sie. Möglicherweise brauchen die beiden Jungs immer erst ein internationales Großereignis mit mittlerem Ergebnis, um dann aufzutrumpfen. Sie gewannen in der Rostocker Bucht die Bronzemedaille gegen starke Konkurrenz.

Wie sieht die Zukunft der zwei Segelbrüder aus?
Es wird in diesem Jahr noch einige kleinere Regatten geben, bis dann Ende September am Ammersee in Bayern das letzte wichtige Ereignis ansteht: Die Internationale Deutsche Jugendmeisterschaft. Danach wünschen sie sich die Erfüllung eines weiteren Traums: Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft Ende des Jahres in Argentinien. Die Chancen stehen sehr gut. Zur Zeit liegen sie in der deutschen Rangliste auf dem dritten Platz. Aber, Segeln als Wettkampfsport ist sehr teuer. Eltern und Verwandte können ein bisschen leisten, und ihr Verein, die Baltische Segler-Vereinigung Steinhude bemüht sich, wenigstens die Startgelder zu übernehmen. Aber ohne die Unterstützung von professionellen Sponsoren, ist vieles einfach nicht zu bewältigen.
Neben der materiellen Hilfe, über die sie sich freuen würden, ist ihnen auch die ideelle Anerkennung wichtig.Und so haben sie sich riesig über die diesjährige Sportlerehrung durch die Stadt Wunstorf gefreut.

Trotz aller Erfolge haben die Holstes nicht abgehoben. Für Kim ist es wichtig, in 3 Jahren sein Abitur auf dem Wunstorfer Wirtschaftsgymnasium zu machen, und Bruder Yannik genießt sein Schülerdasein auf dem Höltygymnasium.
Und dann ist da noch ihre zweite Leidenschaft: Ski fahren.
Es gibt doch noch ein Leben neben dem Segeln.

Bürgerreporter:in:

Uli Holste aus Wunstorf

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