Mit Musik zum Rosenkranz in den Marienmonat

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Nach Kaiserwetter hatte sich nur knapp über ein Dutzend – geradezu handverlesene – BesucherInnen in die kühlenden Gemäuer von St. Paulus des Wormser Dominikaner Klosters eingefunden. Sie sollten dafür mit einem Kunstgenuss der Extraklasse belohnt werden, der mit Salve Regina – Musik zum Rosenkranz die Himmelskönigin ehrte!

Pater Ralf Sagner OP begrüßte als Prior mit launigen Worten in ein Programm, welches man vielmehr dem Oktober als Rosenkranzmonat zuschreiben würde und öffnete dem Publikum für eine optimale optische Wahrnehmung das Chorgestühl.

Christian J. Bonath gab, wie im weiteren Verlauf des Abends auch immer wieder eingestreut, eine ebenso kompetente, als gut verständliche Erläuterung zum Programmverkauf, welches mit Recercar su Sancta Maria von Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643) seine Ouvertüre an der Orgel hatte.

Im darauf folgenden Salve Regina von Giovanni Battista Fasolo (1598 – 1680) brillierten neben dem Orgelspiel vor Allem auch die Stimmen von Pater Daniel Stadtherr OP und Novizenmeister Pater Laurentius Höhn OP.

Mit Sonata 1 Die Verkündigung, Sonata 2 Besuch Maria und Sonata 4 Die Darstellung im Tempel kam – im wahrsten Wortsinn – der Mittelpunkt des Abends – Heinrich Ignaz Franz Biber ins Spiel.

Getauft am 12. August 1644 im böhmischen Wartenberg als Hennericus Pieber und gestorben am 03. Mai 1704 in Salzburg als Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern war der böhmische Komponist en berühmter Geiger der Barockzeit. Im Jesuiten-Gymnasium des schlesischen Troppau erhielt er seine musikalische Ausbildung. Hier hatte er Kontakt mit dem Trompeter und späteren Kapellmeister des Erzbischofs in Kremsier Pavel Josef Vejvanovský. Vermutlich nahm er weiteren Unterricht bei Johann Heinrich Schmelzer oder dem Hofkapellmeister Antonio Bertali in Wien. Seine erste bekannte Komposition stammt von 1663, ein Salve Regina für Sopran, Violine, Gambe und Orgel. Die erste Anstellung erhielt er 1668 als Musiker der Hofkapelle und Kammerdiener des Olmützer Bischofs Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn. Von einer Reise nach Innsbruck kehrte er unerlaubterweise nicht zurück. Auf dieser Reise kam er mit dem zu seiner Zeit berühmten Geigenbauer Jakobus Stainer in Kontakt, der ihn später in einem Schreiben als “der vortreffliche Virtuos Herr Biber“ erwähnte. Ab 1670 trat er in den Dienst des Erzbischofs Max Gandolf von Kuenburg in Salzburg und erhielt 1678 dort die Stelle als Vizekapellmeister und nach dem Tode seines Vorgängers Andreas Hofer um 1684 die des Kapellmeisters. Er galt als genialer Violinvirtuose. Für sein kompositorisches Werk verlieh ihm Kaiser Leopold I. 1690 ein Adelsprädikat (Truchsess). Fortan durfte er sich “Biber von Bibern“ nennen, was einen erheblichen sozialen Aufstieg bedeutete. Sein monatliches Einkommen betrug zu diesem Zeitpunkt 60 Gulden, bei freier Wohnung, Wein, Brot und Brennholz. 1715 folgte ihm sein Sohn Carl Heinrich Biber (1681–1749) auf dem Posten des Kapellmeisters.
In vielen seiner Frühwerke benutzte Biber die Skordatur (das Umstimmen einzelner Saiten), um besondere Klangeffekte zu erzielen und um schwierige Griffe in den unteren Lagen sowie auf leeren Saiten zu ermöglichen. Er schrieb Messen, zwei Requien, zahlreiche Violinsonaten und Tafelmusiken. Sein monumentalstes Werk, 1682 anlässlich der 1100-Jahr-Feier des Erzstiftes Salzburg entstanden: eine Messe mit 53 Stimmen, die Missa Salisburgensis und den Hymnus Plaudite tympana. Diese Messe wurde früher Orazio Benevoli zugeschrieben. In den 1970er Jahren wurde angenommen, auch Bibers Vorgänger Andreas Hofer komme als Schöpfer des Werkes in Frage. Seit 1975 gilt Biber als der Komponist. Der größte Teil seiner geistlichen Werke ist so gut wie unbekannt. Von seinen Opern ist nur Chi la dura la vince erhalten.
Von wenigen Geigern und Komponisten vor seiner Zeit findet man so häufig Doppelgriffe, Dreier- und Viererakkorde wie bei Biber. Er beherrschte, damals selten, das Violinspiel bis in die siebte Lage.

Sine zwischen 1687 und 1688 entstandenen Violinsonaten zählen zu der wichtigsten Literatur der Barockzeit für die Violine überhaupt. Fordernd, bis an die Grenzen der Spielbarkeit, sind sie musikalisch überaus reizvoll. Ihnen liegt die Ausdeutung der Rosenkranzgeheimnisse zu Grunde. Der Rosenkranz, ein Gebetsform, die dem Wechsel aus Vaterunser und Ave Maria in strenger Form folgt: Der freudenreiche, der schmerzhafte und der glorreiche Rosenkranz. Zu jedem der Themen verfasste Biber je fünf Sonaten. Als Besonderheit verwendet er hier die Skordatur (scordare = umstimmen), bei der eine der Geigensaiten abseits der Norm gestimmt wird.

Auf Tocata per le Lavatione | Messa della Madonna aus Fiori Musicali di Diverse Compositioni, 1635 von Girolamo Frescobaldi in Venedig komponiert, folgte Biber Sonata 10 Die Kreuzigung und das Ave Maris Stella, 1645 von Giovanni Battista Fasolo komponiert, ehe die Biber Sonata 14 Die Himmelfahrt den offiziellen Programmschluss bildete.
Eine, der hochverdienten Applausintensität entsprechende Zugabe schloss sich an,

Hans-Joachim Berg, der 1980 gebürtige, vielfache Preisträger bei “Jugend musiziert“, studierte an der Musikhochschule Würzburg bei Professor Gottfried von der Goltz Barockvioline/Violine.
Auf eindrucksvolle Weise demonstrierte er, wie rund und kraftvoll eine Barockgeige klingen kann. Seine Virtuostiät und sein sprechendes Spiel erweckten die über 300 Jahre alten Rosenkranz-Sonaten von Ignaz Franz Biber, die einzelne Stationen aus dem Marienleben musikalisch illustrieren, hörbar zum Leben.

Christian Bonath begleitete routiniert und einfühlsam.
Die Einbindung der Schola in das Recerar su Samcta Maria von Girolamo Frescobaldi, sowie des Salve Regina und des Ave Maris Stella von Giovanni Battista Fasolo stellte einen engen liturgischen Bezug her.

Umso irritierender, dass das verharrende Publikum trotz 4 anwesenden Priestern ohne einen Segen in die laue Sommernacht entlassen wurden.

Erich Neumann, freier investigativer Journalist
über DFJ Deutsche-Foto-Journalisten e. V. www.dfj-ev.de
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Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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