Hier stritten einst zwei Königinnen...

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Ein Sonntagsausflug führte uns nach Worms und nach einer Führung durch zwei Jahrtausende Stadtgeschichte klang dieser Tag mit einer Fahrt im "Kuckucksbähnel" aus.

Obwohl das letzte Weihnachtsfest schon einige Tage her ist lösten wir erst jetzt das Geschenk ein. Es sollte für uns ein entspannter Tag werden, da alles, einschließlich An- und Abreise, bestens vorbereitet und geplant war. So erreichten wir unser erstes Reiseziel: die Stadt Worms. Bisher war unser Wissen über die Stadt und ihre Geschichte kaum erwähnenswert und so haben wir gerne und mit großem Interesse an der knapp zweistündigen Stadtführung teilgenommen.

"Willkommen in unserer Stadt Worms. Sie liegt direkt am westlichen Rheinufer" so begrüßte uns  unsere Stadtführerin und fuhr fort: "und derzeit leben etwa 83.000 Einwohner in der einst von Kelten gegründeten Stadt." Unsere Gruppe stand auf dem Platz vor dem Südportal des Wormser Doms St. Peter. Auf dem höchsten Punkt der Wormser Innenstadt liegt dieses bedeutende romanische Bauwerk, das von 1130 bis 1181 erbaut wurde. Die Steinmetzdarstellungen am Südportal zeigen Ereignisse des Alten und Neuen Testaments wie z. Bsp. die Vertreibung aus dem Paradies, die Arche Noah, Jonas und der Wal usw. Nach der Säkularisation verlor der Dom im Jahre 1802 seine Bedeutung als Bischofskirche. Im Jahre 1925 verlieh Papst Pius XI. dem Gotteshaus den Ehrentitel "Basilica minor", um so die Bedeutung der Kirche für das Umland hervorzuheben. Auch das Wappen des heutigen Papstes Franziskus ist an der Kirchentür zu finden, was im Zusammenhang mit der Öffnung der Heiligen Pforte in Rom am 8. Dezember 2015 steht. Mit dem Satz: "Am 21. Februar und 18. März 1945 zerstörten die Bombenangriffe den Dachstuhl des Doms." beendete die Stadtführerin ihre Ausführungen zu diesem beeindruckenden Bauwerk.

Unser Weg führte uns nun vor die ehemalige Stadtmauer zum ältesten erhaltenen jüdischen Friedhof Europas "Heiliger Sand". Die Stadtführerin wies auch auf die zahlreichen baulichen Zeugnisse jüdischer Geschichte wie z. Bsp. die Synagoge, Ritualbad oder auch das Jüdische Museum hin. "Worms wurde einst auch als 'Klein Jerusalem' bezeichnet" sagt die Stadtführerin um dann darauf hinzuweisen, das hier berühmte Rabbiner ruhen, wie z. Bsp. Meir ben Baruch (geb. 1215 - gest. 1293). An den Grabsteinen deponierten Steinen und Bittzetteln erkennt man die besonders verehrten Persönlichkeiten.

Bekannt ist Worms auch als Nibelungenstadt und so ist es nicht verwunderlich, dass auch die Nibelungen Sage eine besondere Rolle während der Stadtführung spielte. An der Nordseite des Doms befand sich der Königshof der Nibelungen und gerade hier stritten die beiden Königinnen Brünhild und Kriemhild um das Vorrecht, als erste zum Gottesdienst den Dom zu Worms zu betreten. Die Stadtführerin wies auch darauf hin, dass der Drache im Stadtbild von Worms immer wieder zu finden ist.

Nur wenige Meter entfernt von dem Bereich des ehemaligen Königshofs der Nibelungen steht ein repräsentativer Bau, der zwischen 1881 und 1884 errichtet wurde: das Museum Heylshof. Es beherbergt heute deutsche, französische und niederländische Malerei, Porzellan und Keramik. Ursprünglich wurde es von dem Unternehmer Cornelius Wilhelm Heyl und seiner Familie als Wohnhaus genutzt.

Unsere Stadtführung endete vor dem weltgrößten Denkmal der Reformation. Am 25. Juni 1868 wurde das von Ernst Rietschel geschaffene Denkmal enthüllt. Die Darstellung erinnert daran, dass Martin Luther im Jahre 1521 auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V. seine Thesen verteidigte. Die in der Mitte stehende Statue von Martin Luther wird umringt von den Darstellungen von z. Bsp. Jan Hus, Philipp der Großmütige und Kurfürst Friedrich III. von Sachsen.

Nun war es Zeit für ein Mittagessen um danach Abschied zu nehmen von der Stadt Worms und ihren Sehenswürdigkeiten. Die Fahrt führte weiter in den Pfälzerwald und zwar in die Gemeinde Lambrecht. Kaum hatten wir den Bahnhof Lambrecht erreicht, fuhr auch schon die Museumsbahn "Kuckucksbähnel" am Bahnsteig ein. In einem Wagen der III. Klasse fanden wir auf Holzbänken noch einen Platz. Durch die geöffneten Waggontüren und die Fenster drang der ungewohnte Geruch von Kohle und Dampf. Nun hieß es auch schon "Abfahrt" und der Zug verlies den Bahnhof Lambrecht ratternd und dampfend in Richtung Elmstein. Seit dem Jahr 1984 fährt auf der knapp 13 Kilometer langen Strecke durch das Elmsteiner Tal der Museumszug. Auf der kurvigen Strecke fuhr der Zug holpernd durch das enge Tal und Fahrgäste verspürten doch recht schnell ob ihr Gesäß gut oder nicht so gut gepolstert war. So hörte der Fahrkartenkontrolleur mancherlei 'Beschwerden', die er jedoch nur mit einem Lächeln kommentierte. Ein Fotostop war an der Haltestelle Helmbach eingeplant und so zückten die Reisenden ihre Handys und Fotoapparate und suchten das schönste Motiv. Nach einer knappen Stunde Reisezeit erreichten wir den Haltepunkt Elmstein und verliesen die Waggons mit dem Gefühl eine Eisenbahnfahrt wie vor 100 Jahren erlebt zu haben.

So endete für uns ein informativer und erlebnisreicher Sonntagsausflug an den wir uns sicher noch gerne und lange erinnern werden !

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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