Wismar zu Wasser, zu Lande und aus der Luft
Teil 2: Vom Wassertor zum Marktplatz

Altes Zollhaus (links) und Wassertor in Wismar (Foto: Katja Woidtke)
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  • Altes Zollhaus (links) und Wassertor in Wismar (Foto: Katja Woidtke)
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"Wismar zu Wasser, zu Lande und aus der Luft" lautet meine kleine Serie zur schönen Hansestadt. Nachdem wir bei einer Hafenrundfahrt zu Wasser unterwegs waren, wollen wir Wismar nun also zu Lande erkunden.

2002 wurde die Altstadt Wismars zum UNESCO-Welterbe erklärt. Und das eindeutig zu Recht. Denn wer wie wir die Altstadt durch das letzte erhaltene von ursprünglich fünf Stadttoren betritt, taucht ein wenig in eine andere Zeit ein. Stöckelschuhe sollten bei dieser Tour vom Wassertor zum Markplatz wegen des Kopfsteinplasters allerdings besser im Schrank bleiben.

Vorbei am Alten Zollhaus, in dem heute ein italienisches Restaurant seine Gäste verwöhnt, geht es also mit festem Schuhwerk, Kamera und einer Menge Neugierde zum Wassertor. Das diente im Horror-Klassiker "Nosferatu" als Filmkulisse, wie wir durch eine Infotafel im Straßenpflaster erfahren. Uns gefällt das wuchtige Tor im Stil der Backsteingotik mit seinem hohen Durchgang, das in der Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Besonders schön sind die Treppengiebel, die zur Stadtseite zeigen.

Doch wir haben auch immer den hohen Turm der Kirche St. Nikolai im Blick. Denn der von 1381 bis 1487 errichtete Backsteinbau im Stil der Spätgotik ist unser nächstes Ziel. An der dreischiffigen Basilika springt uns sofort der prächtige Giebel der Südhalle mit seinem Fries aus glasierten Steinen und der mächtigen Rosette ins Auge.

Tipp:

Es lohnt sich, St. Nikolai auch von innen zu besichtigen! Das Hauptschiff der Kirche hat die stattliche Höhe von 37 Metern. Damit ist St. Nikolai die Kirche mit dem vierthöchsten Kirchenschiff Deutschlands.

Zu Füßen des Sakralbaus liegt die Frische Grube. So heißt der Abschnitt des regulierten Baches, der mitten durch die Altstadt führt und u.a. der Wasserversorgung diente. Auch Wäsche wurde einst an der Grube gewaschen, auf der außerdem auf Lastkähnen Waren durch Wismar transportiert wurden. Uns locken die glänzenden Figuren auf der Schweinsbrücke. Wer die Schweinchen reibt, soll Glück im Leben haben. Und die leuchtenden Schnäuzchen und Popos der Figuren zeigen, dass hier schon etliche Personen ihr Glück gesucht haben.

Im Schabbelhaus, einem ehemaligen Kaufmanns- und Brauhaus aus dem 16. Jahrhundert, gleich neben der Schweinsbrücke ist heute das Stadtgeschichtliche Museum der Hansestadt Wismar untergebracht. Während unserer Tour ist es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und so geht es für uns weiter durch die Altstadt Richtung Marktplatz.

Unser Weg führt uns durch die Bohr- und die Krämerstraße mit ihren abwechslungsreichen Giebeln. Überhaupt lohnt der Blick nach oben. Denn so lässt sich interessanter Fassadenschmuck entdecken. An der Ecke Krämerstraße / Lübsche Straße fällt uns ein Gebäude im Jugendstil auf. Hier befindet sich das Stammhaus der Karstadt-AG. Wir nutzen die Gelegenheit für einen kleinen Einkaufsbummel, den wir anschließend in der Fußgängerzone mit seinen schönen Geschäften ausgiebig fortsetzen.

Tipp:

Ein echter Hingucker ist die Herrenabteilung eines schwedischen Bekleidungsgeschäftes in der Straße Hinter dem Rathaus. Hier treffen hippe Klamotten auf eine historische Umgebung. Denn wo jetzt überwiegend junge Leute shoppen gehen, schwangen früher die Wismarer im Sonnensaal, dem Prunkstück des "Hotels zur Sonne", das Tanzbein. Der Saal wurde renoviert und gekonnt in das Modehaus eingegliedert.

An der Ratsapotheke mit ihrem hübschen Nasenschild führt eine kleine Gasse direkt auf den Marktplatz. Der gehört mit seinen 100 mal 100 Metern Fläche zu den größten in Norddeutschland. Wir bleiben erst einmal stehen und staunen, ehe wir gemütlich über das historische Kopfsteinpflaster schlendern, um uns die Wasserkunst, das Rathaus und den Alten Schweden näher anzuschauen. Das mittelalterliche Gebäude aus dem Jahr 1380 war ursprünglich ein Wohn- und Geschäftshaus mit Speicherräumen im Dachgeschoss. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts zog hier ein Gasthaus ein. Über der Eingangstür erinnert ein Schwedenkopf an die schwedische Zeit Wismars. Nur ein paar Häuser weiter entdecken wir am Hotel Hamburg den Hinweis auf die Tittentasterstraße. Laut Recherchen des NDR nach ungewöhnlichen Straßennamen soll die Straße so eng gewesen sein, dass sich zwei entgegenkommende Personen unweigerlich berühren mussten.

Doch beherrscht wird der Marktplatz eindeutig von der klassizistischen Fassade des Rathauses, das von 1817 bis 1819 nach Plänen des Schweriner Hofbaumeisters Johann Georg Barca erbaut wurde. Hier finden wir über dem Eingang den Spruch "Die Treue der Bürger ist die Stärke des Fürsten", der ursprünglich eines der Stadttore Wismars schmückte und heute noch Politikerinnen, Politiker und Stadtverwaltung ermahnt. Im aus dem Mittelalter stammenden Rathauskeller ist die Dauerausstellung "Bilder einer Stadt" zu sehen. Da während unserer Tour allerdings die Sonne vom Himmel lacht, verzichten wir auf eine Besichtigung und schauen uns lieber die Wasserkunst auf dem Marktplatz an. Der zwölfeckige Bau im Renaissance-Stil mit seiner Haube aus Kupfer diente der Wasserversorgung der Stadt. Hier wurde das aus den Metelsdorfer Quellen zum Marktplatz geleitete Wasser gesammelt und weiter verteilt. 1998 fanden die Kopien der Figuren Nix und Nixe wieder ihren Platz an der Wasserkunst. Die bronzenen Figuren dienten als Wasserleiter.

Nach so viel Kultur qualmen nicht nur unsere Füße. Und so gönnen wir uns eine Pause in einem Straßencafé am Marktplatz mit seinen tollen Gebäuden, ehe es zurück zu unserer Ferienwohnung im Alten Hafen geht - gespannt, welche interessanten Entdeckungen uns auf unserer nächsten Tour durch Wismar erwarten werden.


So schön war es im Bürgerpark Wismar

Wismar zu Wasser

Wismar aus der Luft

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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