Seelenverkäufer ...

Der Wert der Arbeit in der Wertegesellschaft
oder die Verschiebung der Wertschöpfung zugunsten des spekulativen Kapitals.

Der luderliche Umgang der Machthaber in den (zumeist europäischen) sozialistischen Staaten des 20. Jahrhunderts, mit den als Kommunismus bekannten Grundideen von Marx und Engels, hat nach dem Zusammenbruch dieser Regierungsform - zuvorderst in Europa - eine Renaissance des britischen „Manchester-Kapitalismus“ der übelsten Sorte ermöglicht.
Alles Errungene hinsichtlich des Lohnes und der Absicherung im Krankheitsfall und im Alter, worauf besonders die Deutschen seit Bismarck stolz sind – HALT – da sollte ich jetzt besser stolz WAREN sagen, denn nicht erst seit der Schröderschen Einkommens-Zerstörungspolitik; mit der Kennung Hartz IV; hat sich jede deutsche Regierung an der sozialen Sicherung der arbeitenden Bevölkerung schadlos gehalten.
Während Kaiser und Führer noch soviel Anstand besaßen – zumindest scheinbare Pfand- oder auch Sicherungswerte zu schaffen, so sieht es mit dem Tun der diesen nachgefolgten Regierungen erheblich anders aus – erheblich böswilliger, was die Sicherheit und Solidität der bundesdeutschen sozialen Sicherungen angeht.
Wurde das Bismarcksche Rentensystem von 1889 schon Eingangs der frühen 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von Adenauers Konrad von seiner (vermeintlichen) inneren Stabilität weggeführt, indem er in den Gebäuden der Rentenversicherungen die starren Tragwerke entfernte, und das gesamte Rentensystem auf das flexible sog. Umlageverfahren umstellte (auch wenn es von den damaligen Bonner Parlamentariern mit Mehrheit gebilligt wurde, war es allein schon aus dem Adenauerschen Beweggrund heraus ein zumindest fragwürdiger Umbau).
Mit diesem Umbau kaschierte und verdeckte der Rhöndorfer Alte und Herr des ‚Haus Neuerburg’ (mit Wissen und Billigung anderer Poltitgrößen, wie Strauß, Brentano, Heuss u. a) die Entnahme der für die Anschaffung der ersten US-Starfigther Staffeln für das wiederbelebte Militär benötigten Summen aus dem Grundsock der Rentenversicherungen.
Das blieb aber keineswegs ein einmaliger Griff in die soziale Versicherungskasse. Begründet mit und ermöglicht durch die Umstellung auf das Umlageverfahren, dienten die Rentenversicherungsgelder in stetig steigendem Maße zur Erfüllung politisch bedingter und gewollter andersweitiger staatlicher Leistungen. Im Bismarckschen Gesetz zur Sicherung der arbeitenden Bevölkerung bei Invalidität und im Alter steht von allem diesen nichts geschrieben. Nicht einmal der kleinste Hinweis in diese Richtung der Zweckentfremdung findet sich da.
Was allerdings dort steht, das wird so manchen Zeitgeistigen von Jetzt sicherlich verwundern – ein Anspruch auf Gewährung von Altersrente ist in der niemals veränderten Urfassung nämlich erst mit Vollendung des 70sten Lebensjahres der Versicherten gegeben. Auch da ist man offenbar bestrebt, den Standard der frühgeschichtlichen Industrialisierung des späten 19. Jahrhunderts wieder herzustellen.
Auf die Adenauersche Umlageweise hin (sein Motto: Kinder werden immer geboren) wurde in der Folgezeit, schon fast perfekt, über einen langen Zeitraum der Staatshaushalt geschönt, entlastet oder auch frisiert. War es Anfangs nur eine Adenauersche „Spitzenidee“ im Sinnen, wie man ohne den Staatshaushalt zu belasten, die Moneys für der Amis ihre Todesflieger hernehmen könne, der dann prompt und äußerst erfolgreich die schnelle Umsetzung folgte, so wurde es ganz schnell zum Standardhandeln aller bisherigen politischen Machtinnehaber.
Meines Wissens hat in der langen Zeit des sich ‚ständig aus den Rentenkassen bedienen’ kein Politiker – gleich welcher Coleur, kein Funktionär irgendwelcher Sozialverbände und auch kein Arbeitnehmervertreter, von welcher Gewerkschaftsseite auch immer, dagegen irgendeinen Einwand erhoben.
Meine Erkenntnis aus jahrzehntelanger Beobachtung der Entwicklung – und da besonders im Gewerkschaftsbereich - ist die, dass nicht „die Gewerkschaften“ sondern „die Gewerkschaftsführer“ kläglich, aber nicht unbewusst, versagt haben. Und das nicht nur die Sozialversicherungen betreffend. Das jahrzehntelange Versagen, die immerwährende Unfähigkeit - besser wäre noch das bewusste in die Irre führen oder die schlichte Unwilligkeit der Gewerkschaftsführer - die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder zielgerichtet zu vertreten, das wäre bei Anwälten schon gleichzusetzen mit Mandantenverrat.
Die Spitzenfunktionäre der bundesdeutschen Gewerkschaften haben sich nicht vom Saulus zum Paulus, sondern entgegengesetzt vom Paulus zum Saulus gewandelt. Sie haben sich in der Mehrheit zu einem Spagat hinreißen lassen, der irgendwann jedem, der ihn ausführt, unweigerlich den Schritt zerreißt. Mit der Gründung von eigenen Großunternehmen und mit dem Einzug in Verwaltungs-, in Aufsichtsräte und Vorstände von Unternehmen und Kapitalgesellschaften haben sie allesamt in dem Augenblick ihre Unschuld verloren, als sie dem Geruch des Geldes erlagen. Eine verlorene Unschuld bekommt erfahrungsgemäß aber keiner mehr zurück.
Fatal wurde es dann mit der endgültigen Freigabe der Seelenverkäufer-Mentalität der Vollbeschäftigungsjahre und deren Ausdehnung auf den gesamten Arbeitsmarkt während der schröderschen Regierungszeit.
Waren es in den Anfangsjahren der Leiharbeiterzeit hochprofitable und unter Fachkräftemangel leidende Unternehmen und Betriebe der produzierenden Gewerbe im Lande, die Leiharbeiter als probates Mittel zur Überwindung von Arbeitskraftengpässen nutzten, so ist gegenwärtig keine Sparte des Arbeitsmarktes mehr davon ausgenommen. Sklavenhandel ist wieder gesellschaftstauglich gemacht worden. Ich kann mir gut und absolut vorstellen, dass auf Empfängen von Managern schon wieder mit der Anzahl der Sklaven in den jeweiligen Konzernen geprotzt wird.
Die größten und umfassendsten sozialen Härten und Ungerechtigkeiten finden sich gegenwärtig und mit rapide ansteigender Tendenz im weichen Handwerk sowie auf dem Dienstleistungssektor.
Während die Verantwortlichen in den „Zupackgewerben“ noch - wie zum Beispiel in der Metall- oder der Elektroindustrie – den bei ihnen beschäftigten Leiharbeitern zumindest (fast) gleichwertige Entlohnung zugestehen, sieht es dagegen in den Dienstleistungsgewerken der Republik von A bis Zett mehr als trübe aus. Und nicht nur trübe für die betroffenen Beschäftigten direkt, sondern es ist auch in äußerstem Maße allgemein- und den Staat schädigend
Die Ausbeutung der unteren Klasse der arbeitenden Bevölkerung hat sich in Windeseile zu einem alles vernichtenden Flächenbrand entwickelt, der selbst vor kirchlichen oder gemeinnützigen Hilfswerken, sowie dem kompletten privaten und öffentlichen Gesundheitswesen nicht halt gemacht hat.
Selbst Diakonische Werke - als Einrichtungen einer großen nichtkatholischen christlichen Kirche - scheuen zum Beispiel nicht davor zurück, ihrem zumeist pflegendem Personal zu kündigen, um den gekündigten Betriebsangehörigen dann in einem Atemzug einen alternativen Verbleib am gewohnten Arbeitsplatz anzubieten – nämlich das überwechseln als Arbeitnehmer in eine, vom bisherigen Arbeitgeber eigens dafür gegründete Leiharbeiteragentur. Vorreiter oder besser gesagt der „Tabubrecher“ für diese Entwicklung war ein Diakonisches Werk im rheinischen Westfalen. Als der Damm der im Glauben begründeten Zurückhaltung erst einmal gebrochen war, überspülte die scheußliche Flut in Windeseile das ganze Land. Es hatte den Anschein, als hätten die Aasgeier in den Institutionen hinter jedem Kreuz auf den Moment, in dem die Mauer fiel, gelauert. Ich hatte angesichts der Geschehnisse in diesem Bereich oftmals das Gefühl, ein ‚Schlecker’ mit seiner menschenverachtenden Personalstrategie wäre –zigtausend mal geklont worden
Der einzige Preis, den die, vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Arbeitnehmer stets dafür zu zahlen haben ist die Preisgabe des rechtlich geschützten Arbeitsplatzes mit seiner gesicherten tariflichen Lohngarantie. Das Ergebnis sind dann Löhne und Gehälter, deren Höhe (oder Tiefe) die zwischen den, im Grundgesetz festgeschrieben und zuständigen, Tarifpartnern ausgehandelten Bezahlkriterien für Arbeit um Längen hemmungslos und ohne Untergrenze unterläuft. Auf die Weise wird jedes Tarifrecht zu einer Farce, und das Grundgesetz zu einem zahnlosen Tiger, der seine Sippe gegen keinerlei Angriffe mehr zu schützen vermag.
Im Alltag ist es dann oft so, dass ein Teil der bei sozialen Hilfswerken beschäftigten Mitarbeiter trotz des Lohnes den sie, selbst bei Vollzeitbeschäftigung, von ihrem Arbeitgeber erhalten, als sogenannte „Aufstocker“ zum einen im Hartz IV Netz landen und zum anderen nach ihrer Arbeitszeit in der Suppenküche oder an der Armentafel ihres jeweiligen Arbeitgebers anstehen können, oder gar müssen, um ihre Kinder satt zu bekommen. Wäre ich ein Zyniker, dann würde ich jetzt in Anlehnung an eine alte Volksweisheit sagen: Man trifft sich am Tage häufig zweimal.

Wird fortgesetzt

ewaldeden©2013-01-09

Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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