Nach Stammzellspende unterstützt 36-Jährige Typisierungsaufruf in Weyerbusch

20. Februar 2015
16:30 - 20:00 Uhr
Bgm. Raiffeisenschule, 57635 Weyerbusch
Daniela Bredenbeck hat für eine etwa 50-jährige Frau aus Deutschland Stammzellen gespendet.
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Immer wieder denkt Daniela Bredenbeck aus Kirchen (Kreis Altenkirchen) an eine Frau, die sie nie kennengelernt oder gesehen hat. Sie weiß nur, sie ist etwa 50 Jahre alt, lebt in Deutschland und vor einigen Monaten brauchte diese Frau dringend die Hilfe der 36-Jährigen. Denn sie war an Leukämie erkrankt und nur die Transplantation gesunder Stammzellen eines freiwilligen Spenders konnte helfen. Zufällig hat Bredenbeck die gleichen genetischen Gewebemerkmale wie die Patientin und für den Fall, dass sie irgendwann gebraucht wird, ließ sie sich vor fast elf Jahren als potenzielle Stammzellspenderin bei der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren. Heute weiß sie: Die Patientin hat die Transplantation gut überstanden und es geht ihr den Umständen entsprechend gut – eine Nachricht, über die sich die dreifache Mutter freut: „Das war sehr schön zu hören. Ich dachte viel an die Patientin und wünsche ihr Gottes guten Segen.“

Die Stefan-Morsch-Stiftung, die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands, leistet seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender zu registrieren. Beinahe täglich sind Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen als Stammzellspender zu gewinnen. Im September 2004 war ein solches Team in Siegen. Damals hat sich Daniela Bredenbeck als potenzielle Lebensretter registrieren lassen: „Es ist einfach wichtig, dass man hilft, wenn es möglich ist.“

Eine Sprecherin der Stiftung erklärt: „Als Typisierung bezeichnet man die eigentlichen Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die für eine Transplantation relevanten Gewebemerkmale (HLA-Werte) im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut.“ Damit hatte die 36-Jährige den ersten Schritt auf dem Weg zum Lebensretter getan.

Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen wie Daniela Bredenbeck gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender einer Spenderdatei erfasst sind. Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 25 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Daniela Bredenbeck ist so ein Glücksfall. Von Beruf ist sie Verwaltungsfachangestellte bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. in Düsseldorf, macht aber gerade Elternzeit. Mit ihrem Mann, zwei Töchtern im Alter von acht und sechs, und dem zweijährigen Sohn, wohnt sie in Kirchen. Zuhause gibt es immer viel für sie zu tun. Trotzdem findet sie hin und wieder Zeit, um zu joggen oder ein Buch zu lesen.

Vor einem Jahr meldet sich die Stefan-Morsch-Stiftung bei ihr, weil sie für einen Leukämiepatienten in Frage kam. „Ich hab mich total gefreut, Ich wollte das sehr gerne machen. Uns geht es so gut und ich möchte von unserem Glück gerne etwas weitergeben“, erzählt Daniela Bredenbeck. Wenige Wochen später war klar, dass sie die optimale Spenderin ist. „Mein Mann war aufgeregter als ich. Er hat sich mit mir gefreut“, sagt sie lächelnd. Auch den Kindern erzählt sie von ihrem Vorhaben: „Ich habe ihnen gesagt, dass ich ein bisschen Blut abgebe für einen kranken Menschen, dass er weiterleben kann. Da hatten sie keine Angst.“

Bevor Daniela Bredenbeck Stammzellen spenden darf, wird sie umfassend aufgeklärt und gründlich untersucht. Diese Voruntersuchungen dienen dazu herauszufinden, ob sie wirklich die optimale Spenderin ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass Bredenbeck ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung sowie An- und Abreise zum Entnahmeort werden übernommen. Bredenbeck ist begeistert: „Spannend, wie das alles so funktioniert und was es heute für Möglichkeiten gibt.“

Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.

Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Erst nach der Entnahme erfährt die Verwalterin, dass ihre Spende für eine Frau in Deutschland bestimmt ist. Sie bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.

Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung von Daniela Bredenbeck wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird stark unterdrückt oder sogar ausgelöscht – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat er nur durch Daniela Bredenbeck.“

Die 36-Jährige hat per Apherese gespendet. Nach der Entnahme zieht sie ein positives Fazit: „Es ist alles gut gelaufen, aber das Spritzen des Botenstoffes in den Tagen vor der Entnahme war ein bisschen unangenehm. Das Wichtigste ist, dass es der Patientin hinterher gut geht und sich vielleicht noch mehr zur Typisierung motivieren können.“

Die nächste Gelegenheit, sich typisieren zu lassen ist am:

Freitag, 20. Februar, 16.30 bis 20 Uhr, in der Bgm. Raiffeisenschule, Schulstraße, in Weyerbusch

Die drei wichtigsten Fragen zur Typisierung:

Wer kann sich als Stammzellspender registrieren lassen?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren aufnehmen lassen. Wer nicht älter als 40 Jahre ist, kann kostenlos typisiert werden. Gleiches gilt für Jugendliche ab 16 Jahren – vorausgesetzt die Eltern stimmen zu. Doch es gibt Ausschlusskriterien für die Stammzellspende, über die man sich vor der Typisierung informieren sollte – schwere Krankheiten und die Zahl der Schwangerschaften sind relevant.
„Typisierung“ lautet der Fachbegriff für die Aufnahme in die Stammzellspenderdatei: Ist der Gesundheitsfragebogen unterschrieben, wird ein Fingerhut voll Blut abgenommen. Aus der Blutprobe werden die Gewebemerkmale des Spenders analysiert. Die Merkmale werden bei der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung gespeichert und anonym an das deutsche Zentralregister übermittelt. So stehen sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung.

Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zur Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat. Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-Stiftung.de) lassen sich die aktuellen Kontaktdaten online eintragen.

Wie lange bleibe ich in der Stammzellspenderdatei registriert?
Bis zum 61. Lebensjahr kann man Stammzellen spenden. Statistische Auswertungen haben jedoch gezeigt, dass ältere Spender sehr viel seltener von den Ärzten als Spender ausgewählt werden. Das Ergebnis dieser Auswertung entspricht den aktuellen Forschungsergebnissen an denen sich gängigen Kriterien zur Spenderauswahl orientieren.

Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Daniela Bredenbeck hat für eine etwa 50-jährige Frau aus Deutschland Stammzellen gespendet.
Unter der gebührenfreien Hotline 0800 - 76 67 724 sind Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung erreichbar.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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