Eiderstedt in drei Tagen
Gegen den Wind zum Westerhever Leuchtturm

Ein letzter Blick zurück - Leuchtturm Westerheversand (Foto: Katja Woidtke)
18Bilder
  • Ein letzter Blick zurück - Leuchtturm Westerheversand (Foto: Katja Woidtke)
  • hochgeladen von Katja Woidtke


Die Halbinsel Eiderstedt liegt im Nordwesten Schleswig-Holsteins und ist von drei Seiten von der Nordsee umgeben. Durch Eindeichungen trotzten die Friesen dem Meer bereits ab 1200 Land ab. Zahlreiche Orte mit der Endung "Koog" erinnern an diese Form der Landgewinnung. Flaches Land, Wiesen, Schafe, Kühe und die für Eiderstedt charakteristischen Haubarge prägen das Bild der Landschaft. Viele Touristinnen und Touristen zieht es an die endlos scheinenden Strände St. Peter-Ordings. Doch Eiderstedt hat viel mehr als die größte Sandkiste Deutschlands zu bieten:

Wer wie wir Eiderstedt in drei Tagen erkunden und genießen möchte, sollte auf jeden Fall einen Besuch des rot-weiß geringelten Leuchtturmes Westerheversand einplanen. Mit etwas Glück steht am Großparkplatz eine Kutsche bereit, die bis zu fünf Personen für eine halbe Stunde durch die schöne Landschaft hinter dem Deich fährt. Der Kutscher hält während der Tour einen kleinen Klönschnack mit den Fahrgästen und hat viele, spannende Infos zu Land und Leuten parat.

Schon am frühen Vormittag ist der Großparkplatz am Deich vor dem Leuchtturm Westerheversand gut gefüllt. Leider wurden am Info-Haus neben dem Parkplatz direkt vor unserer Nase die letzten Karten für die Turmbesteigung verkauft. Aber der Turm ist auch ohne den Blick von oben ein lohnendes Ausflugsziel, und so machen wir uns auf den Weg zum Deich, um durch die Salzwiesen zum Wahrzeichen Eiderstedts zu spazieren.

Mit der Kutsche übers Land

Schon nach ein paar Metern ändern wir unsere Pläne: Ein Kutscher wartet auf Gäste und für 25,- € erkunden wir die Landschaft hinter dem Seedeich in warme Deckeln gemummelt, entschleunigt und aus einer ganz besonderen Perspektive. Während der halbstündigen Fahrt pustet uns der Nordseewind kräftig um die Ohren, die Sonne lacht vom Himmel und wir erfahren dit un dat von Land und Leuten. Der Kutscher erklärt, dass Wehlen dort entstehen, wo nach einer Sturmflut der Deich bricht und das Meerwasser stehen bleibt. Heute sind die Wehlen Rückzugsorte für zahlreiche Wasservögel, an ihren Ufern wächst Schilfrohr. Das wurde früher geschnitten, um die Häuser mit dem getrockneten Schilfohr (Reet) einzudecken. Inzwischen wird das Reet aus Rumänien und Ungarn importiert. Auch wenn die Kosten für ein mit Reet gedecktes Dach relativ hoch sind, findet man diese für die Küste typischen Häuser immer noch überall auf Eiderstedt. Reetdächer bestechen eben nicht nur durch ihre Langlebigkeit, was die Kosten relativiert, sondern vor allem durch ihren Charme.

Während Pferd Poldi uns durch die schöne Landschaft kutschiert, können wir unsere Blicke schweifen lassen und entdecken Graureiher, Kiebitze und Austernfischer. Als wir zur ehemaligen Warft Stufhusen kommen, legt Poldi den zweiten Gang ein, denn das Gelände liegt hier vier Meter höher als die Marschlandschaft. Zum Schutz vor Sturmfluten wurde hier bereits im Mittelalter Erde angehäuft, um den Bewohnerinnen und Bewohnern der einst im Meer liegenden Warft einen sicheren Rückzugsort bieten zu können. Am beeindruckenden Haubarg vorbei geht es nun zurück zum Startpunkt. Die Kutschfahrt war ein super Einstieg für einen schönen Tag auf Eiderstedt, und nun geht es auf Schusters Rappen weiter zum Leuchtturm.

"Ringelsocke" in den Salzwiesen

Kaum sind wir über den Deich, fällt unser Blick auf das imposante und rund 40 Meter hohe Bauwerk mitten in den Salzwiesen. Rot-weiß geringelt steht er seit über 100 Jahren an dieser Stelle und weist den Schiffen den Weg. Früher hatte ein Leuchtturmwärter hier Dienst, inzwischen wird das Leuchtfeuer längst automatisch von Tönning aus überwacht. Eine steife Brise weht uns entgegen und so geht es gegen den Wind auf den ca. 1,5 Kilometer langen Spaziergang Richtung Leuchtturm. Rechts blökt ein Schaf, links blökt ein Schaf und über uns trällern die Lerchen. Tapfer flattern sie gegen den Wind an und begleiten uns mit ihrem schönen Gesang. In den Salzwiesen entdecken wir Ringelgänse, die in sicherer Entfernung zum Weg äsen. Während einige Touristinnen und Touristen zum Meer spazieren, biegen wir ab und bummeln weiter, immer den Nordseewind auf und den Gesang der Lerchen in den Ohren. Und dann ist Westerheversand so nah vor uns, dass wir schöne Erinnerungsfotos dieses wohl bekanntesten Leuchtturmes Schleswig-Holsteins machen können. Fast sind wir ein bisschen froh, keine Karten für die Turmbesteigung ergattert zu haben, denn hier hätten noch einmal 157 Stufen erklommen werden müssen, ehe man den Blick über die Landschaft hätte schweifen lassen können. Typisch für Westerheversand sind die beiden Leuchtturmwärterhäuschen, die den Turm links und rechts flankieren. Die Schutzstation Wattenmeer hat hier ihre Räumlichkeiten und bietet u.a. Wattwanderungen an.

Einbahnstraße durch die Salzwiesen

Ende Mai ist der Stockenstieg noch nicht freigegeben, aber ab Juni könnt ihr den Rückweg vom Turm zum Deich über den historischen, geklinkerten Leuchtturmwärterweg antreten. Da der Stockenstieg nur einen halben Meter breit ist, gilt hier die Einbahnstraßenregelung - und das mitten im Salzwiesen-Vorland. Bitte denkt daran, dass ihr auf diesem Weg durch einen Randbereich des Nationalparks spaziert und nehmt Rücksicht auf die tierischen Bewohnerinnen und Bewohner.

Mit dem Wind im Rücken treten wir unseren Rückweg an, genießen die Weite des Landes und die frische Luft. Immer auch mit einem Auge auf den Weg vor uns, um nicht in einen der unzähligen Schafsköddel zu treten. Überall auf dem Deich sind die wolligen Schafe anzutreffen. Sie halten das Gras kurz und festigen den Deich. Die Schafshaltung der Wolle wegen lohnt übrigens längst nicht mehr. Gleich hinter dem Deich könnt ihr im Schäfermarkt Hinz neben Schafsmilchseife auch Socken und Fleischerzeugnisse kaufen und so ein bisschen Eiderstedt mit nach Hause nehmen. (Ungefragte Werbung wegen Namensnennung) 


Mit Katja durch Schleswig-Holstein

Eiderstedt in drei Tagen

Tipps und Kosten:

Westerheversand kann von April bis Oktober jeweils am Montag, Mittwoch oder Samstag von 10:00 bis 16:00 Uhr zur vollen Stunde besichtigt werden. Karten für die Turmbesteigung sind am Info-Haus direkt neben dem Großparkplatz erhältlich. Dort könnt ihr auch für einen bestimmten Termin reservieren.

Kosten:
Parkplatz: 3,- €
Halbstündige Kuschfahrt: 25,- € für bis zu fünf Personen
Turmbesteigung: Erwachsene 4,- €, Kinder 2,- €

Im Info-Haus befindet sich ein kleiner Shop mit interessanten Reiseführern, Karten und Tüddel.

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

132 folgen diesem Profil

10 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.