Abstrakte Kunst und zarte Farben beim Konzert der Bläserphilharmonie Wertingen

4. April 2010
Stadthalle Wertingen, 86637 Wertingen
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Die Bläserphilharmonie der Stadtkapelle Wertingen unter der Leitung von Tobias Schmid lud am Ostersonntag zum traditionellen Konzert in die Stadthalle und zeigte damit wieder einmal ihr professionelles Können.

Schon das erste Stück "Elsa's Procession to the Cathedral", welches ein Auszug aus der Oper "Lohengrin" von Richard Wagner ist, zeigte sich pompös und anmutig. Durch die zarten Klarinetten -und Flötenklänge bekam man richtig Lust auf den Frühling!

Ganz anders fühlte sich der Zuhörer im zweiten Stück, Baccanale“ von Rolf Rudin.
"Baccanal" war ursprünglich ein altrömisches Fest zu Ehren des Weingottes Bacchus. Von den ersten Klarinetten (Sabrina Müller, Susanne Beinhofer, Tanja Gerblinger, Carola Egger) getrieben nimmt nach und nach das ganze Orchester die Stimmung auf und verstrickt sich in ein kreatives Chaos. Nur wenige Minuten lässt das Orchester seine Zuhörer in einem warmherzigen Teil, welcher von den liebevollen Klängen der Oboe (Gabriele Mordstein, Helene Nuber)abgerundet wird, zur Ruhe kommen. Denn sofort reißen die Trompeten einen aus den Träumen und die restlichen Register bringen sich nach und nach mit ein. Beißende und vibrierende Töne erzeugen beim Zuhörer einen angenehmen Schauder, der sich anschließend im letzten Teil entlädt und von einem Piccolosolo (Ulrike Hornig) untermalt wird.

Weiter ging es dann mit dem Werk „Danceries“, einer Reihe von simplen Tanzmelodien, die ursprünglich komponiert wurden, um die verschiedenen Tanzschritte an Adels- und Königshäusern zu lehren.
Grazil laden die Flöten (Ulrike Hornig, Patricia Greisl, Corinna Ganz, Tanja Ibrom, Maria Goncalves, Sabrina Pfeifer) im ersten Satz zum Tanze ein, was von den restlichen Registern übernommen wird und in ein anmutiges Tutti verläuft. Von einer ganz anderen Seite zeigt sich das Stück im dritten Teil „My Lady’s Rest (zu Deutsch: Die Ruhe meiner Herrin). Mystisch und dunkel untermauern die Fagotte (Josef Kratzer, Karola Schrag, Doris Reinholz) zusammen mit den Bassklarinetten (Peter Holand, Mirjam Wiedemann, Stefan Buchele) das zarte aber dennoch ausdrucksstarke Solo der Oboe von Gabriele Mordstein.

Mit dem Stück „Sinfonia per Banda“ schuf der Ausnahmekomponist Amilcare Poinchielli ein Meisterwerk der Klassik, inspiriert von großen Komponisten wie Verdi und Meyerbeer. Das Stück ist geprägt durch die einerseits flotten Läufe in den hohen Holzbläsern und dem andererseits tiefen, aber dennoch schnellen Untergrund der Bässe.

Eines der Höhepunkte des Konzerts war definitiv das Stück "Egmont“. Der Komponist Bert Appermont erzählt in vier Sätzen den Machtkampf zwischen den beiden Tyrannen Egmont und König Philipp II. Während der erste Satz, ein fröhlicher Rennaissancetanz, der von der Flöte (Corinna Ganz) angestimmt wird und schließlich vom ganzen Orchester übernommen wird, zum tanzen einlädt, werden im zweiten Satz die zwei Charaktere Egmont und Philipp vorgestellt. Hier begeistern perfekt ausgeführte Soloparts das Publikum. Jeweils Sopransaxophon, gespielt t von Viktoria Wörle, Trompete, gespielt von Jürgen Marx und Horn, gespielt von Karen Bussmann charakterisieren mit ihren Instrumenten die Machtbesessenheit Philips und im Gegenzug dazu den eher melancholischen Egmont. Ganz still wird es hingegen, als Steffen Liebert die ersten Töne an seiner Gitarre zupft. Mit spanischen Klängen verzaubert er mit seinem Solo nicht nur das Publikum.
Egmonts Naivität kostet ihn schließlich das Leben. Der Todesmarsch wird eingeleitet von den Tuben (Kristin Bussmann, Herbert Hornig, Simon Kotter, Jonas Maier). Die Töne der tiefen Bässe verbreiten Angst und Schrecken. Das Schluchzen seiner geliebten Klärchen ist dank der fabelhaften Celli (Johanna Wagner, Sarah Werner) und des Saxophonregisters (Barbara Mayr, Viktoria Wörle, Andrea Weiß, Fabian Rößner, Maria Briegel, Stephanie Conrad) deutlich zu hören.
Das Volk ist entsetzt! Der Hinrichtung folgt ein öffentlicher Aufschrei durch die Trompeten und des Soloparts von Maximilian Schrag an der Bassposaune. Doch auch diese Geschichte endet mit einem Happy End: Fragmente aus der holländischen und der belgischen Nationalhymne signalisieren die Entstehung der beiden unabhängigen Länder Holland und Belgien.

Das Publikum verlangte mittels tobenden Applauses noch zwei weitere Zugaben. Da lies es sich die Kapelle nicht nehmen, mit dem Marsch „Par Redouble“ und dem schnellen Teil "Qodling‘s Delight“ von Danceries noch mal alle Register der Blasmusik zu ziehen.

In technischer und rhythmischer Hinsicht, wie auch in ihrer Interpretationsvielfalt bot die "Meisterklasse“ der Stadtkapelle wieder mal einmal ein mehr als gelungenes Osterkonzert.
Auch für Orchesterleiter Tobias Schmid, für den es das erste Osterkonzert als Dirigent war, schien sichtlich zufrieden mit seinen Musikern. Jammerschade, dass das Publikum seine Gesichtsausdrücke während des Dirigierens nicht sehen konnte!
Schon dieses Wochenende will sich die Philharmonie beim internationalen Orchesterwettbewerb Flicorno D‘oro in Riva (Italien) beweisen. Wir wünschen ihnen dabei viel Glück!

Wertingen, 04. April 2010

Bürgerreporter:in:

Stadtkapelle Wertingen aus Wertingen

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