Eheanbahnung in der Spinnstube

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Die "Spinnstube" als Eheanbahnungsstätte.

Ein „Oberhessendinner“, bei dem Speisen und Präsentation aufeinander abgestimmt waren, erlebten 180 Zuschauer bei den ersten beiden Aufführungen des „Oberhessischen Heimatabends“ im Gutsstübchen der Familie Möller in Oberweimar.
Angekündigt vom Ausrufer mit der Dorfschelle (Bernhard Hermann) spielte, sang und tanzte die Tanzgruppe der Hessischen Volkskunstgilde vier Szenen die Bräuche und Traditionen der dörflichen Heimat aus der Zeit vor etwa 80 Jahren wiederaufleben ließen. Das Ganze meist auf Platt, dessen Kenntnis unerlässlich war, um alle Feinheiten der oft amüsanten und manchmal auch deftigen Dialoge verfolgen zu können. Aber das war für die meisten Besucher kein Problem, sie merkten auch schnell, dass einige Darsteller nicht aus der näheren Umgebung, sondern beispielsweise aus dem Frankenberger, Wetzlarer oder Lixfelder Raum stammten und den ihnen eigenen Dialekt einbrachten. In ihren originalen, hauptsächlich Marburger evangelischen und katholischen Trachten, ließen die 25 Akteure in drei Stunden einen ganzen Jahreskreis lebendig werden. Den roten Faden bildete dabei die Geschichte zweier junger Leute – Kathrin (Kathrin Wallon) und Otto (Thorsten Kahler) –, aus denen ein Paar wurde.
Im Winter in der Spinnstube, wo man sich zum Arbeiten, aber auch zum geselligen Beisammensein traf und viele Ehen angebandelt wurden, lernen sich beide kennen. Im Frühling kommen sie sich beim Tanz unter der Linde näher. Im Sommer hört man den Tratsch, den sich die Dorfbewohner an der Milchbank über das Paar erzählen. Im Herbst sieht man die Hochzeitsvorbereitungen und endlich zieht der Brautzug ein.
Zwischen den vier Szenen tischte das Gutsstübchen-Team in der rustikalen Scheune Oberhessische Spezialitäten in drei Gängen auf. So wie bei früheren Trachtenhochzeiten auch, gab es Hessen Kir (Apfelwein und Johanisbeerlikör) und Griebenschmalz auf Bauernbrot. Das Hochzeitsmenü bestand aus einer leckeren Graupensuppe, Krautkopf topf mit Hackfleisch und Rindfleisch mit Meerrettichsoße. Dazu wurden Salzkartoffeln gereicht. Als Nachtisch gab es Quarkspeise mit Zwetschenkompott. Bei den älteren Besuchern wurden hier Erinnerungen an "Mutters Küche" geweckt.
Die Kombination aus gutem Essen und musicalartiger Darbietung kam bei den Zuschauern gut an – sie klatschten kräftig Beifall. Bei bekannten Liedern wie „Wenn alle Brünnlein fließen“ oder „Muss i denn“ sangen viele mit.
Für die schwungvolle Begleitung sorgten Brita Fischer, Peter Keller und Stefan Klinge von der Gruppe „LTM – Lauter tolle Musiker“ der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege.
Wie Tanzleiterin Angela Paulus berichtete, sind die vier Szenen im Laufe der vergangenen vier Jahre entstanden und jeweils für sich bei verschiedenen Gelegenheiten aufgeführt worden. Nun wurden sie zu dem abendfüllenden Programm zusammengefasst und um Dialoge, die Eckhard Hofmann und Jürgen Homberger zusammen mit Rita Reinhard und Angela Paulus schrieben, erweitert. Die Gesangsteile (meist Vierstimmig) wurden von Marina Wagner und später von Steffi Holzhausen einstudiert. Volkstanz konnten die Mitglieder der Gruppe ja schon immer. Erste Erfahrungen, dies auch mit Schauspiel und Gesang zu kombinieren konnten bei den, von der Gruppe gestalteten Theateraufführungen mit dem Titel "In die Neue Welt I + II" in der Marburger Waggonhalle gesammelt werden. Regisseur Willi Schmidt aus Wittelsberg hat dieses von der Gildegruppe erarbeitete Stück in Buchform gebracht. Die Buchpräsentation findet am Donnerstag, den 18 April, 20 Uhr in der Marburger Waggonhalle, Bühne 2, statt.

Text und Fotos: Bernhard Hermann

Bürgerreporter:in:

Bernhard Hermann aus Marburg

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