30. Pjöngjang-Marathon

Propagandakarte Nord-Korea.
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(Mangjongdae Prize International Marathon)

Ein Lauf- und Reisebericht über Nordkorea   Teil 2 von 3

Pünktlich um 09:10 Uhr beginnt mein Abenteuer über 10 Kilometer mit Laufschuhen durch Pjöngjang. Ein paar Schritte im Stadionrund, dann durch den Tunnel und raus in die frische Morgenluft bei klarem Himmel und optimalen Laufbedingungen. In einiger Entfernung dominiert der Triumphbogen die Kulisse. Die Athleten steuern direkt darauf zu und umrunden ihn zu drei Viertel. Er ist ein beeindruckendes Bauwerk und soll an die Rückkehr von Kim il Sung aus dem Befreiungskrieg erinnern. Nordkoreaner sind auf diesen höchsten Triumphbogen der Welt besonders stolz.
Die Straße ist überwiegend sechsspurig und vollständig für den Verkehr gesperrt. An den Rändern stehen in übersichtlicher Anzahl Erwachsene und Kinder, deren Reaktionen zurückhaltend sind. Wenn aber die Initiative von den Sportlern kommt, folgt die Antwort sofort mit Beifall und Worten (koreanisch). Kinder – teilweise auch Erwachsene - wollen abgeklatscht werden. Völlig unerwartet kann ich in viele freundliche Augen blicken.

Bevor die Aktiven von der Pipha Street auf die Yongung Street abbiegen wird in etwa zwei Kilometern Entfernung das Ryugyŏng-Hotel-Projekt mit seinen 330 Metern sichtbar. Es ist seit 1987 im Bau und sollte ursprünglich das höchste Hotel der Welt und der höchste Wolkenkratzer Asiens werden. Besonders bei Dunkelheit ist das Gebäude der absolute Blickfänger – mehr aber leider auch nicht.
In der Nähe der Wendemarke befindet sich das Moranbong Theatre, häufiger Auftrittsort der Moranbong Band. Diese Frauenband ist angeblich zusammengestellt und gefördert von Marschall Kim Jong Un persönlich. Die Künstlerinnen haben militärische Dienstgrade und machen Musik, die so manchem unter die Haut gehen kann. Propaganda spielt dabei natürlich immer mit. Einen kleinen Eindruck von der Mädchenband kann man hier erhalten: Moranbong Band - „We are the Mallima riders“: https://youtu.be/KQx6HIcVxFg

Wie bereits erwähnt, hat Pjöngjang eine unerwartet beeindruckende Kulisse. Die größeren Gebäude sind erstaunlich für ein Land mit geringer Wirtschaftsleistung, oft pastellfarben gestrichen, architektonisch beeindruckend, entsprechen aber sicher nicht immer den Vorstellungen von Stararchitekten. Auf dem Rückweg fällt noch einmal der Turm der Unsterblichkeit in bestem Fotolicht auf. Solche Türme dienen zum Gedenken an den „ewigen Präsidenten“ Kim il Sung, den „ewigen General Kim Jong il“ und existieren an verschiedenen Orten.

Schon bald taucht die Landmarke „Triumphbogen“ auf und in meiner Vorstellung höre ich schon die Geräuschkulisse der 40 Tausend im Stadion. Meine Schritte werden leichter, ich federe den Tunnel hinunter, höre den Jubel, blicke nach rechts und sehe begeisterte Zuschauermassen. Spätestens jetzt sollte man daran denken, dass in der Zwischenzeit ein Fußballspiel der DPRK Premier League begonnen hat und dass Nordkoreaner auch fußballbegeistert sind. Ich drehe noch meine Stadionrunde, laufe über die Ziellinie und bin einfach nur glücklich. Über ein phantastisches Erlebnis. Über einen tollen Tag, prima Wetter und denke dankbar an die vielen Tausend im Stadion.

Vier Stunden nach dem Marathonstart wird das Stadion geschlossen, damit die Siegerehrung beginnen kann. Das Zeitlimit beträgt 04:30 h. Wenn die Tür geschlossen ist, beenden die restlichen 42-Kilometer-Läufer ordnungsgemäß ihr Rennen vor dem Stadion. In den Siegerlisten fällt auf, dass Nordkoreaner oft dominieren. Was dahintersteckt, lässt sich nicht ermitteln. Also, im Zweifel für den Angeklagten? Der Veranstalter „DPR Korea Athletics Association“ hat eigentlich das Bronzelabel der IAAF. Fakt ist aber, dass der Veranstalter das Bronzelabel für 2016 nicht erhielt, weil er kein Elitefeld eingeladen hatte.

Moranbong Band - We are the Mallima riders

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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