8. Eilenriederennen in Hannover mit Null Emissionen über die Bühne gegangen

Das 10er-Feld zwischen Lister Turm und Steuerndieb.
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  • Das 10er-Feld zwischen Lister Turm und Steuerndieb.
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Ein Lauf- und Veranstaltungsbericht - Eilenriederennen ist eine ungewöhnliche Bezeichnung für eine Laufveranstaltung. Bei dem Begriff „Rennen“ denkt man normalerweise an eine Betätigung, bei der Sportler ein Fortbewegungsmittel nutzen. Hat der Veranstalter da vielleicht einen Druckfehler durchgehen lassen oder sich nichts dabei gedacht?

Die Startunterlagen werden im Freizeitheim Lister Turm ausgegeben. Diese Einrichtung besteht aus einem Turm der Hannoverschen Landwehr (1387 erstmals erwähnt) und einem prachtvollen und riesigen Fachwerkhaus aus dem Jahr 1895. Eine Zeit lang war hier auch die Musikhochschule Hannover untergebracht. Von Anfang an wird so der Teilnehmer dieser Laufveranstaltung mit Geschichte konfrontiert. Mit dem Namen Eilenriederennen erinnert Veranstalter Dr. Peter Augath an die große Zeit des Motorradrennsports in Hannover. Mitten in der Eilenriede fanden 22 Rennen in den Jahren von 1924 bis 1955 statt. Diese waren deutschlandweit bekannt und das Ereignis im Veranstaltungskalender der Landeshauptstadt. In den besten Zeiten standen über 100 000 Menschen an der 4,8 Kilometer langen Rundstrecke.

Am Veranstaltungstag des Ausdauerlaufs (8. Eilenriederennen, 28.08.11) über 10 und 21 Kilometer scheint die Sonne und die kühle Luft kommt den Athleten entgegen. In Scharen pilgern die Sportler zum 200 Meter entfernten Start/Zielbereich. Der Verpflegungsstand wird bereits eingerichtet und eine Helferin sortiert den Melonenbestand auf dem Eilenriedeboden. Das Startfeld der 10-Kilometer-Läufer erreicht eine beachtliche Länge. Nach dem Rennen wird sich Herr Augath über die Teilnehmerzahlen nicht ganz zufrieden zeigen. Auf mich wirkt das Feld der Starter beeindruckend, was vielleicht auf die schmale Wegbreite zurückzuführen ist.

Vor der Startlinie macht die Segwayfahrerin ihre Maschine startklar. Prüft vielleicht noch mal, ob korrekt aufgetankt ist (mit Strom) und wird dann den Läufern den Weg durch den Wald zeigen. Die Startansprache geht zu Ende, es wird heruntergezählt – ein Schuss hallt durch die Eilenriede – und ab geht die Post. Die Fahrerin beschleunigt ihre Maschine enorm, jedoch völlig ohne jede Geräusch- und Abgasemissionen. Zuschauer von Damals wären bitter enttäuscht, denn die brauchten unbedingt noch was für die Nase und die Ohren.

Die Laufstrecke führt vom Lister Turm quer durch die Nord-Eilenriede bis zum Gasthaus Steuerndieb, biegt dort ab und verläuft neben der gesperrten Fritz-Behrens-Allee auf dem Radweg bis zum Zoo. Nach einem Linksknick nutzen die Sportler den Schleichweg hinter dem Zoo bis sie vor der Eisenbahnbrücke auf der Fußgängerbrücke den Messeschnellweg kreuzen. Von hier aus haben die Teilnehmer noch zwei Kilometer im Groß Buchholzer Teil der Eilenriede bis zur Wendemarke zurückzulegen.

Die historische Eilenriederennstrecke bildet mit ihren 4,8 Kilometern ein Dreieck mit den Eckpunkten Lister Turm - Zoo - Steuerndieb. Mit geringen Abweichungen ist dieses Dreieck Bestandteil der heutigen Laufstrecke Eilenriederennen. Nur die Bewegungsrichtung ist entgegengesetzt.

Hauptsächlich wachsen Laubbäume in der Eilenriede, die an diesem Sommertag die Laufathleten vor der Sonne schützen und den ersten Abschnitt der Läufer Lister Turm - Steuerndieb in ein schönes Licht tauchen. Dieses Teilstück mit 2200 Metern stimmt exakt mit der Motorradrennstrecke von damals überein. Während nun Laufschuhe den Asphalt auf dem Weg berühren, rasten damals auf oft schlammigem Weg wagemutige Gesellen durch den Wald. Stürze gab es oft. Bei 22 Rennen kamen elf Rennsportler ums Leben. Gesundheitssport war das nun ganz und gar nicht.

Die 10-Kilometer-Läufer im Jahr 2011 erreichen den Steuerndieb, ändern den Kurs in Richtung Zoo. Wenig später kreuzen sie den Schiffgraben. Auf dieser künstlich angelegten Wasserstraße wurden im Mittelalter aus dem Altwarmbüchener Moor Torf und Holz bis zum Aegidientor der Stadt Hannover transportiert. Nach Passieren des Zoos und des Eilenriedestadions ermöglicht eine Rampe mit moderater Steigung die Nutzung der Fußgängerbrücke über den Messeschnellweg. Beim Rückweg nach dem Wendepunkt 1 (10 km) sollte man an dieser Stelle langsam daran denken, dass sich bald 21- und 10-Kilometer-Läufer begegnen werden. Da an der Fritz-Behrens-Allee die HM-Läufer von rechts kommen, die 10er-Läufer aber links abbiegen müssen, sollten beide Gruppen auf dem Teilstück hinter dem Zoo nun konsequent Linksverkehr einhalten.

Das Eilenriederennen ist ein Waldlauf mitten in einer Großstadt. Auf asphaltierten und unbefestigten Wegen laufen Sportler durch ein Forstgebiet (6,4 km²), in dem es sogar Rehe, Füchse und Hasen gibt. Trotz vieler Wege kam kaum ein Läufer von der Laufstrecke ab, da Posten, Markierungen und ein Vorausfahrzeug die Richtung wiesen. Der interessierte und informierte Teilnehmer wird viel Freude an den geschichtlichen Besonderheiten des Parcours haben. Veranstalter Augath bietet einen gut organisierten Lauf in familiärer Atmosphäre an. Vermutlich durch die Konkurrenz der zahlreichen Veranstaltungen in der Region Hannover halten sich die Teilnehmerzahlen leider eher in Grenzen.

Finisher: 21 km = 185; 10 km = 191; Summe = 376

www.spargelsprinter.de.vu

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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