3. Internationaler Patagonien Marathon im Torres del Paine Nationalpark Chile

Frühstückslauf in Santiago de Chile. ● Ampelstopp.
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  • Frühstückslauf in Santiago de Chile. ● Ampelstopp.
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Ein Lauf-, Reise-, Veranstaltungs- und Hintergrundbericht von einem Teilnehmer am Halbmarathon ● Teil 2 von 2 ●

Das große Rennen in den Bergen findet am Samstag, den 27. September 2014 statt. Um 8:30 Uhr werden die Teilnehmer des Halbmarathons am Hotel Rio Serrano abgeholt. Zum Start der 21er Läufer am Sector Mirador Nordenskjöld um 12:00 Uhr sind es etwa 30 Kilometer. Am frühen Vormittag ist es im Startbereich für einen längeren Aufenthalt eigentlich zu kühl und windig. Der Personentransfer ist so zeitig, weil danach die Strecke für Kraftfahrzeuge gesperrt wird. Einzig windgeschützte Orte am Nordenskjöld sind das klitzekleine Registrierzelt und die ungastlichen Dixi-Klos des Laufveranstalters.

Dafür werden die Halbmarathonläufer aber mit einer grandiosen Aussicht vom Startareal Mirador Nordenskjölt aus belohnt. Hinter dem türkiesfarbenen Lago Nordenskjölt erheben sich der Monte Almirante Nieto und Cuernos del Paine. Zwischen den beiden Bergen tauchen im Hintergrund die Torres del Paine auf. Verkürzt wird auch die Wartezeit durch das Passieren der ersten 63-Kilometer- und 42-Kilometerläufer der 21-Kilometer-Startlinie.

Den Ultramarathonläufern wurde die faszinierendste Startkulisse von allen Sportlern geboten. Am Lago Grey hatten sie sich auf dem Kiesbett gesammelt (-51.117317,-73.123283), das der Rio Pingo bei der Einmündung in den Lago Grey im Laufe der Zeit abgelagert hat. Das Wasser vom Rio Pingo kommt aus dem Lago Pingo, der neben dem Grey-Gletscher liegt. Der Glaciar Grey kalbt in den Lago Grey. Vorherrschende Winde aus westlicher Richtung transportieren die Eisberge zehn Kilometer den See entlang und bilden eine aufsehenerregende Kulisse für die Ultraläufer.

Doch nun zurück zum Start der Halbmarathonläufer. Die Aufwärmgymnastik ist beendet und die Athleten sammeln sich zum Startfoto. Zwei vom Veranstalter beauftragte Fotografen halten das Geschehen auf dem gesamten Parcours fest. Ihre Ergebnisse werden später auf der Veranstalterseite gezeigt und können kostenlos herunter geladen werden. Durch den Einsatz von starken Teleobjektiven sind den Bildreportern fantastische Bilder gelungen.

Pünktlich fällt der Startschuss zum Abenteuer über 21 Kilometer. Die Ausdauerathleten starten gegen eine Steigung an, erholen sich kurz auf einer Gefällestrecke, um dann über sieben Kilometer mit steigender Tendenz den höchsten Punkt ihrer Strecke zu erreichen. Zum Glück unterstützt der ständig wehende Wind die Aktiven auf dem größten Teil ihrer Strecke. Die Landschaft vor den Bergen hat einen steppenartigen Charakter mit seinen Grasflächen, Felsbrocken und den windgeduckten Sträuchern. Bis zu 3.000 Meter erheben sich hier die Berge, deren Spitzen eine Schneekappe tragen.

Auf einer Hügelkette beobachten Guanakos das ungewöhnliche Treiben der Zweibeiner mit Laufschuhen. Die sympathischen und zutraulichen Kamele ohne Höcker findet man von Peru bis Feuerland. Sie haben ein festes Revier und leben im Familienverband, der sich in der Regel aus einem erwachsenen männlichen Tier, 5 – 15 weiblichen Tieren und Jungtieren bis zu einem Alter bis 15 Monaten zusammensetzt. Da es in Patagonien keine Wölfe mehr gibt, ist der Puma der Hauptfeind der Guanakos.

Das Geläuf ist durchgehend geschottert und gut zu belaufen. Mit vereinzelten Schlaglöchern und losen Steinen sollte man jedoch jederzeit rechnen. Angenehm ist auch der trockene Untergrund – solange kein Pkw oder Polizeimotorrad eine lange Staubfahne hinter sich herzieht.

21 Kilometer bieten genug Zeit – auch zur Beobachtung des Luftraums. Einen Andenkondor, den ich schon am Vortag auf unserer Wanderung beobachtet hatte, wollte ich unbedingt fotografieren. Für meine Bildberichterstattung, am liebsten kreisend, mit seinen drei Metern Spannweite und über dem Läuferfeld. Aber so ein Vogel aus der Familie der Neuweltgeier wollte sich am Lauftag partout nicht blicken lassen. Vermutlich war ihm so ein buntes Treiben in seinem Revier doch ein wenig suspekt.

Eine Kilometrierung hat der Veranstalter nicht vorgesehen und somit bietet die Uhr die einzige Orientierung für die Position des Läufers. Für den Berichterstatter, der sich zur Riege der Recreational Runner zählt, spielt diese Information aber nur eine untergeordnete Rolle. So hat er genug Freiraum für die Schönheiten des Parks. Da er sich im Vorfeld umfassend über Gletscher informiert hat, hält er ständig Ausschau nach diesem seltsamen Eis, das durch die Berge fließt. So richtig nah kommen die Ausdauersportler den Eismassen allerdings nicht, weil die Pfade dorthin nicht als Laufparcours taugen. Erst am nächsten Tag macht sich die Krekenbaumgruppe auf den Weg zu den eisigen Schönheiten. Ein Boot bringt sie über den Lago Grey bis an die Abbruchkante des Gray Gletschers. Die Kante (-50.990421,-73.213577) ist fünf Kilometer breit, hat eine größere Felsinklusion und ist rund 40 Meter hoch. Fließgeschwindigkeiten von Gletschern hat man gründlich in den Alpen untersucht. Dort erstrecken sie sich über einen Bereich von 3 bis 8 cm/Tag. Obwohl das nun ungefährlich langsame Geschwindigkeiten sind, bergen diese Eisansammlungen erhebliches Gefährdungspotential: Sie bilden die größten Süßwassermengen der Erde. Allein wenn Grönlands Eispanzer schmilzt, so glauben Wissenschaftler, steigt der Meeresspiegel um sieben Meter an.

Bedrohliche Prognosen. In der Tat. – Der Berichterstatter steht aber momentan ganz anderen Herausforderungen gegenüber. Nachdem es drei Kilometer nur bergab ging, taucht bei Kilometer „7“ (d.h. bis zum Ziel) eine Steigung auf, die endlos scheint. Die Füße werden schwerer und schwerer und – der Ausdauersportler von den Spargelsprintern muss Gehpausen einlegen. Endlos zieht sich der Weg durch die Tundra, bis die Landmarke „Brücke über den Rio Paine“ auftaucht. Vier Kilometer sind es noch bis zum Ziel. Von den knapp 1000 Teilnehmern haben sich schon einige mit dem Auto auf den Heimweg gemacht und die Lungen der Aktiven werden noch einmal richtig strapaziert. Motivierend wirken aber die Geräusche aus dem Zielareal, deren Intensität zunimmt. Noch eine kleine Brücke über einen Gebirgsbach, eine halbe Ehrenrunde über die große Wiese und ich bin im Ziel. Überglücklich, vor der phantastischen Kulisse der chilenischen Anden, meinem Traum seit vielen Monaten.

Nachdem der Berichterstatter sich nun ausführlich zum Thema Internationaler Patagonien Marathon mit den Ergänzungen Anreise, Flugzeuge, Landschaften, Geschichte, Tierwelt und Eisberge geäußert hat, stellt sich vielleicht die Frage, was es sonst noch auf der Reise zum Ende der Welt zu sehen gab. In Santiago de Chile zum Beispiel oder bei den Morgenläufen in der 14-Millionen-Stadt Buenos Aires? In der Pampa, Tundra oder in Feuerland? Antworten zu diesen und weiteren Fragen gibt´s in der Bildberichterstattung
im Picasa-Album Patagonien Land und Leute
https://picasaweb.google.com/sandrunner6/Patagonie...
und in der Bildersammlung Morgenläufe in Santiago de Chile und Buenos Aires am Ende dieses Teils.
Fotos vom „3. Internationaler Patagonien Marathon im Torres del Paine Nationalpark Chile“ befinden sich in Teil 1

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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