Friesentaucher unternehmen eine Kanutour auf der Fuhse

Historische Bahnbrücke (1921, Braunschweig-Celle) südlich von Benrode. 1962 wurde der Personenverkehr Plockhorst–Braunschweig, 1971 der Personenverkehr Celle–Plockhorst eingestellt.
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  • Historische Bahnbrücke (1921, Braunschweig-Celle) südlich von Benrode. 1962 wurde der Personenverkehr Plockhorst–Braunschweig, 1971 der Personenverkehr Celle–Plockhorst eingestellt.
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Zum 20-jährigen Bestehen der Abteilung Tauchen des TSV Friesen Hänigsen tauschen die Unterwassersportler die Flossen mit den Paddeln

Etwas Besonderes sollte es zum runden Jubiläum schon sein. Gern mit reichlich Wasser drum herum und gut geeignet auch für den sportlichen Nichttaucher. Da bot sich zum gemeinsamen Erlebnis in der freien Natur eine Kanufahrt ganz besonders an. Auf Vorschlag von „Udo Deister, Kanutouren“ entschied sich der Vorstand für die geführte Tour auf der heimischen Fuhse von Oelerse bis Uetze. Für Anfänger, stromabwärts und so etwa 10,5 Kilometer lang.

Getroffen haben sich die Teilnehmer auf dem „Hof Deister“ in Uetze mit ihrem Lotsen und Einweiser Helmut Jatzkowski. Um nicht die eigenen Fahrzeuge nach beendeter Kanutour wieder in Oelerse abholen zu müssen, brachte Geschäftsinhaber Deister nicht nur die Wasserfahrzeuge, sondern auch die Friesengruppe zur Neuen Mühle Oelerse. Vor Ort erfuhren die Paddler erst einmal das Wichtigste über Kanuhandling und Fuhse. Um Meuterei, Aufstand oder Schlimmeres innerhalb der Bootsmannschaften während der großen Fahrt zu vermeiden, schlug Helmut vor, 2er-Gruppen aus Nichtehepartnern zu bilden.

Schnell hatten sich die Gruppen gefunden und die Boote wurden bei strahlendem Sonnenschein, moderaten Temperaturen und Windstille an der Neuen Mühle in Oelerse in´s Wasser gesetzt. Kein Boot kenterte beim Besteigen und besonders der Berichterstatter genoss ganz intensiv das Gefühl, mit einem Paddel ein Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Der zweite Mann im Kanu war der Vorsitzende der Abteilung Tauchen und – weil er hinten saß – zusätzlich an diesem Tag auch noch der Kapitän (das ist halt so bei den Paddlern).

Die Neue Mühle wurde um 1579 errichtet und ist eigentlich gar nicht so neu, wie der Name es andeutet. Nachdem ihre Vorgängerin (bei Abbensen) wegen Streitigkeiten um das Wasserrecht abgerissen wurde, ließ Herzog Wilhelm stromabwärts eine neue Mühle bauen, die Neue Mühle bei Oelerse. Diese Mühle war eine „Bannmühle“, das heißt, dass in einem genau beschriebenen Umkreis, die Bauern ihr Getreide hier mahlen lassen mussten.
Ein Mühlenrad ist an dieser Wassermühle nicht mehr vorhanden. Eine Turbine erzeugt im Gebäude aber seit 1994 Strom (22 kW).

Das Wasser der Fuhse ist nur so tief, dass man durchweg darin stehen kann. Immer wieder tauchen auch flache Bereiche auf, die selbst einen Kanadier mit wenig Tiefgang schon mal festsetzen können. Kleine Stromschnellen können den Adrenalinpegel ein wenig erhöhen, wenn in schneller Fahrt Steine am Boden des Kanus entlang kratzen. An der Wolfsforder Mühle befindet sich ein Solabsturz, bei dem Anfänger aussteigen und das Hindernis umgehen.

Die Wolfsforder Mühle, die erstmals als „molen to wadelsvorde“ um 1330 erwähnt wurde, ist die älteste Mühle im Uetzer Land. Der Name bedeutet „Mühle an der Wadels-Furt“. Heute macht die Wassermühle einen heruntergekommenen Eindruck. Aus dem Gebäude ragt nur noch die abgesägte hölzerne Antriebsachse heraus, noch immer zeichnet sich das ehemalige Wasserrad an der Giebelwand ab.
Im Internet gibt es einen Aufsatz von Dieter Wittenberg über die Müller dieser Mühle „Die Wardierung der Wolfsförder Mühle“. In früheren Zeiten galt das Müllergewerbe als anrüchig und zählte zu den unehrlichen Berufen. Einige Wolfsförder Müller waren wohl besonders typische Vertreter ihres Berufs. Wie weit verbreitet das Treiben der Müller damals war zeigt der Umstand, dass 1721 ein Betrugslexikon erschien. In diesem Buch werden detailliert 30 Fälle beschrieben, wie Betrügereien von Müllern durchgeführt werden.

Nach einer Pause verlassen die Kanuten den Platz am Kaskaden-Solabsturz dieser vor 683 Jahren erstmals erwähnten Wassermühle. Dem einen Boot gelingt es besser, den Kurs in Strömungsrichtung zu halten. Eine andere Bootsmannschaft braucht Abwechselung, versucht sich hin und wieder als Landungsboot und steuert ihr Fahrzeug in die Uferböschung. Zur großen Freude der Anderen fährt sich ausgerechnet das Kanu der beiden Vorstandsmitglieder der Abteilung Tauchen auf einer Sandbank fest. Diesen gewieften Taktikern gelingt es aber fix ihr Boot wieder flott zu machen.

Hundert Meter vor der Elzer Mühle befindet sich in Fließrichtung rechts (52.458961,10.24982) ein kleiner Kanal, der die Fuhse mit der Erse verbindet. Dieser kleine Wasserweg mit Namen Prangenhohl wurde im frühen 17. Jahrhundert angelegt und schützt Uetze vor Hochwasser. Zumindest, wenn das Wehr richtig bedient wird. Der Besitzer der Eltzer Mühle ist verpflichtet, das Wehr zum Kanal zu öffnen, wenn die Hochwassermarke an der Mühle Amme erreicht ist. Eigentümerin der Wassermühle in Eltze ist seit 1982 Claudia Wichmann

Die Mühle Eltze ist ein richtiges Schmuckstück. Urkundlich wurde sie 1420 erstmals erwähnt, die heutige Mühle stammt aus dem Jahr 1835. Mit viel Einsatz haben die Mieter der Wassermühle das zweistöckige Fachwerkgebäude restauriert und betreiben in diesem „Museum“ ein Café. Das kommt den Wassersportlern aus Hänigsen wie gerufen, denn Paddeln macht auch durstig – und hungrig. Und eine Portage steht am Wehr der Wassermühle bevor. Dabei müssen die Kanus aus der Fuhse geholt werden, um das Hindernis herumgetragen und wieder in´s Wasser gesetzt werden.

Auf den letzten 2 ½ Kilometern mäandert die Fuhse durch das Uetzer Land. Einige Bäume, die in das Wasser ragen oder gefallen sind, fordern die Navigationskünste der Bootsmannschaften noch einmal heraus. Die haben aber in den letzten Stunden genug gelernt und meistern souverän alle Hindernisse bis zum Anleger „Hof Deister“, dem Ende der Jubiläumstour.

Nach dem Reinigen der Kanadier sitzen alle Beteiligten bei immer noch schönstem Sonnenschein beisammen. Direkt neben der Fuhse, an einem großen Holztisch auf der grünen Wiese. Es gibt Kaffee und Kuchen. Spendiert vom Kassenwart, der ein paar Tage vorher Geburtstag hatte.
An diese Erfahrung auf der anderen Seite ihres Elements werden sich die Taucher sicher noch gern und lange erinnern. Besten Dank an Helmut Jatzkowski, der zum Gelingen der Jubiläumsveranstaltung beigetragen hat.

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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