5. Runtalya - Eine Laufveranstaltung in Antalya/Türkei - 7. März 2010

Laut Veranstalter beteiligen sich 4 500 Teilnehmer am 4-Kilometer-Lauf
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  • Laut Veranstalter beteiligen sich 4 500 Teilnehmer am 4-Kilometer-Lauf
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Für einen Start in die Laufsaison nach langen Wintereinschränkungen bieten sich mehrere internationale Laufveranstaltungen an: Dubai-, Marrakesch-, Zypern- und Maltamarathon. Ein besonders gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet der Touristikunternehmer Öger bei seiner Laufreise zum Runtalya in der Türkei. Er ist kein klassischer Laufreiseveranstalter, hat aber den Vorteil, dass er von vielen Flughäfen Deutschlands Direktflüge zum Veranstaltungsort anbietet.

Die erste Orientierung vor Ort erhalten die Gäste, die auf mehrere Hotels verteilt sind, an den "Runtalya Help Desks". Dort steht zu ausgehängten Zeiten eine Person vom "Runtalya Team" als Ansprechpartner zur Verfügung. Diese Helfer sind auch später, ob bei der Startnummernausgabe im Einkaufszentrum Özdilek Park oder am Renntag leicht an der roten Weste mit dem Aufdruck "Runtalya-Team" zu erkennen.

Zur Ausgabe der Startunterlagen hat der Veranstalter an zwei Tagen vor dem Lauf einen Bustransfer von den Hotels zum Einkaufszentrum (neudeutsch: Mall) eingerichtet. Von unserem Hotel, dem Sherwood Breezes, dauert die Fahrt ca. 45 Minuten. Vor dem Einkaufscenter werden Athleten und Begleiter von einer Jazzband in der schon bekannten roten Weste empfangen. Wenig später bin ich überrascht, als sich mir eine junge Türkin am Eingang in den Weg stellt und auf Deutsch fragt: "Marathon oder Halbmarathon?" Sportschuhe werden ja von vielen getragen. Vermutlich hat sie mich an meinem sportlich eleganten Gang erkannt und dass ich daher nur für Marathon oder Halbmarathon in Frage kam. Nicht etwa fünf oder zehn Kilometer. Sie verweist mich für meine 21 Kilometer auf die erste Etage.

Gut gelaunt fahre ich mit Regina in die erste Etage. Die Özdilek-Mall ist ein schickes Einkaufscenter. Etwas kleiner als die hannoversche Ernst-August-Galerie aber dafür attraktiver. Gleich in der Nähe der Rolltreppe finden wir die Ausgabe. Schnell ist mein Name in der Liste gefunden und ich erhalte ein Behältnis mit Inhalt, das ein Mittelding zwischen Sportasche und Rucksack sein könnte. Zum Inhalt gehört neben der Startnummer ein Frotteehandtuch und eine Regenjacke.

In einer Klimatabelle werden für Antalya im März 223 Sonnenstunden (= 7,2 h/d), 18°C Tageshöchsttemperatur und eine Wassertemperatur von 17 °C angegeben. Niederschlagsmengen sind in dieser Quelle mit touristischem Hintergrund nicht quantifiziert. Dort heißt es: "Bis Anfang Juni und ab Mitte September können auch schon mal heftige Regenschauer einsetzen". Wie das in der Praxis aussehen könnte, haben die Ereignisse in letzter Zeit gezeigt. Zum letzten Mal in kurzer Folge haben am 9. Februar 2010 starker Regen und schwere Stürme das öffentliche Leben in großen Teilen der Provinz Antalya lahm gelegt. Am 25. Februar 2010 hat Hochwasser am Düden-Wasserfall die Uferstraße (Laufstrecke Runtalya) blockiert.
An diese Meldungen musste ich denken, als bei unserer Landung in der Türkei und am Rest des Tages dicke Wolken am Himmel standen. Aber - um es vorweg zu nehmen - an allen anderen Tagen unserer Urlaubswoche hatten wir schönes Frühlingswetter. Trocken und überwiegend blauer Himmel.

Beim Runtalya werden Strecken über 42, 21, 10 und 5 Kilometer angeboten. Im Prinzip handelt es sich um eine Pendelstrecke, bei der Start (Antalya Museum) und Ziel (Antalya Stadion) fünf Kilometer auseinander liegen.

Die Veranstaltung findet am Sonntag, dem verkehrsfreiesten Tag, statt (nicht am Freitag). Transferbusse setzen die Athleten und Begleitpersonen auf dem Hof vor dem Museum ab. Kunststoffklohäuschen bieten ihre Dienste an, Umkleidemöglichkeiten sind auf dem weiträumigen Gelände vorhanden und Kleintransporter nehmen das Sportgepäck auf. Zum ersten Mal sehe ich vor den Toiletten Kunststoffwaschtische, an denen Seife vorhanden ist und fließendes Wasser mit dem Fuß in Gang gesetzt werden kann.

Da ich noch Zeit bis zu meinem Start um 10:30h habe, gehe ich auf die Konyaalty Straße und schaue mir den Start des Fun Runs über vier Kilometer an. Ich bin überrascht, dass sich so viele türkische Männer, Frauen und Jugendliche im quirligen Startareal eingefunden haben. Der Veranstalter spricht später von 4 500 Teilnehmern am 4-Kilometer-Lauf.

Nun wird es auch für mich Zeit, meine letzten Startvorbereitungen zu erledigen. Ich entscheide mich für mein kurzärmliges Spargelsprinterhemd und gegen eine zusätzliche Weste. Mir fällt die Wettervorhersage vom Vorabend für Norddeutschland mit minus zehn Grad ein und ich genieße die Sonne. Jedenfalls jetzt noch.
Für die Nettozeit wird hier der "D-Tag" eingesetzt. Das ist ein etwa 15 Zentimeter langer, roter Kunststoffstreifen mit superflachem Transponder, der zu einem Ring (genauer gesagt zu einem "D") zusammengeklebt und mit der Schnürung am Schuh befestigt wird. Sieht zerbrechlich aus, muss daher von mir besonders genau geprüft werden.

Mit dem Fotoapparat mache ich mich auf den Weg zum Start und versuche möglichst viel zu dokumentieren. Ein wenig exotisch finde ich den Sesambrezelverkäufer, der im Starterfeld versucht, seine Ware an den Mann zu bringen. Die Startzeit rückt näher und die Nationalhymne wird gespielt. Türkische Athleten stehen stramm und singen mit Inbrunst mit. Dazu kann man nun stehen wie man will, aber ein wenig mehr Achtung und Rücksichtnahme von Gästen wäre hier angebracht.

Nach der Hymne folgt auch bald der Startschuss und bei frühlingshaften Temperaturen werden die Sportler auf den Weg geschickt. Auf der Konyaalti Straße erreichen die Ausdauersportler bald die Altstadt, den schönsten Teil der Strecke. Das Yivli-Minarett auf der rechten Seite ist das Wahrzeichen von Antalya und zeigt an, dass in Kürze die Strecke auf die Atatürk Straße abbiegt, um wieder mehr der Küstenlinie zu folgen. Da mich alte Bauten interessieren, folgt für mich nun bei Kilometer 4,2 das Highlight an der Strecke: Das Hadrianstor. Es wurde anlässlich des Besuchs von Kaiser Hadrian und seiner Frau Sabina 130 n. Chr. gebaut. Auf dem nächsten Kilometer der Straße befinden sich auf der rechten Seite noch Reste der alten Stadtmauer, bevor die Sportler die Altstadt verlassen.
Im weiteren Verlauf geht die Strecke mehr in Nähe der Steilküste. Die Athleten passieren den Düden-Wasserfall und erreichen nach etwa drei Kilometern den Wendepunkt. Im Gegensatz zu heimischen Sambagruppen düdelt hier ein türkisches Orchester und drei Bauchtänzerinnen spornen die Teilnehmer an. Getränkestationen sind an der Strecke reichlich verteilt, trotzdem nutzt auch hier fast jeder Teilnehmer die Erfrischung. Die Sonne scheint seit dem Start ohne Pause und Schatten gibt es kaum. Neben dem Trinken gieße ich mir hier und an den folgenden Verpflegungsstellen eine Flasche Wasser über den Rücken und mache mich auf den bekannten Rückweg. Neu ist jetzt nur der Horizont mit den schneebedeckten Spitzen des Taurusgebirges.

Ich genieße das beruhigende Gefühl, dass nun die mir entgegenkommenden Läufer nicht mehr vor mir sind und mache hier und da noch einen kurzen Fotostopp. Kurz vor der Altstadt verlassen die Rückkehrer die Pendelstrecke für ein paar hundert Meter und erreichen den Eingang zum Antalya-Stadion. Eine halbe Stadionrunde noch und das lang ersehnte Ziel ist erreicht. Trotz des Gewühls finde ich Regina sofort und die Freude auf beiden Seiten ist riesengroß.

Am Abend findet am gleichen Tag die Abschlussparty im "100 Yil Restaurant" statt. Eine kleine Ansprache wird für die 300 bis 400 Teilnehmer gehalten. Tanz- und Gesangsdarbietungen wechseln sich ab und beim gemeinsamen Essen gibt es viel zu erzählen. Bier und Wein machen die Aktiven des Tages wieder munter und die kleine Tanzfläche ist im Nu rappelvoll. Selbst der Berichterstatter und Spargelsprinter ist wieder frisch und lässt zusammen mit Regina kaum einen Tanz aus. So ein geselliges Zusammensein ist ein schöner Abschluss für einen ereignisreichen Tag fern der Heimat.

Der Runtalya ist von der Startnummernausgabe bis zur Abschlussparty eine hervorragend organisierte Veranstaltung. In dieser Zeit stehen Frauen und Männer des "Runtalya Teams" an allen Orten des Geschehens hilfsbereit zur Verfügung. Auf der 21-Kilometer-Distanz habe ich eine attraktive Strecke erlebt.
Trotz der "Pasta Party - Get together" entsteht nach meiner Erfahrung nicht das Gruppengefühl, wie es sich bei den klassischen Laufreiseveranstaltern einstellt.

Noch einmal werde ich wohl nicht am Runtalya teilnehmen, weil ich mich vom Veranstalter an der Nase herumgeführt fühle. Ich musste für mich und Regina vor Ort zusätzlich 78,- € für diverse Transfers und die Abschlussparty bezahlen, die laut Öger-Flyer im Preis enthalten sind. Im TUI-Reisebüro Burgdorf hatte ich die Öger-Laufreise mit dem Öger Runtalya Hotel aus dem Öger Katalog gebucht. Wie sich später herausstellte ist dadurch eine normale Pauschalreise entstanden, weil ich bei der Buchung nicht das Wort "Marathonpaket" erwähnt hatte. Im Flyer steht aber nichts davon geschrieben, dass der Kunde im Reisebüro das Codewort "Marathonpaket" erwähnen muss. Um die Vermittlungsgebühr an das Reisebüro zu sparen, ist der Veranstalter Öger natürlich an einer Internetbuchung interessiert.

Bleibt nur im Sinne der Läufer zu hoffen, dass der Veranstalter die Latte in Zukunft nicht höher legt und stillschweigend voraussetzt, dass der Reisebürokunde bei der Buchung das Codewort "Marathonpaket" im A-cappella-Gesang vorträgt, um Transfer und Party auch zu erhalten. Einfacher und irritationsfreier wäre der Hinweis im Runtalya-Flyer: Bitte im Internet buchen, da sonst Nebenwirkungen und finanzielle Nachteile entstehen können.

www.spargelsprinter.de.vu

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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