Sulzbacher Typisierungsaufruf trägt nach Jahren noch Früchte

Tilmann Schorr aus Sulzbach möchte einem Leukämiekranken helfen.
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Als Infanterist des 2010 in Dienst gestellten Jägerbatalions 291 bei der Deutsch-Französischen Brigade in Straßburg ist Tilman Schorr Teil einer Vorzeige-Einheit der Bundeswehr. Vorbildcharakter hat aber auch das, was er jetzt ganz persönlich auf sich genommen hat. Der 21-Jährige aus Sulzbach-Neuweiler hat Stammzellen gespendet und damit vielleicht einem ihm völlig fremden Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, das Leben gerettet.

Seit August 2011 ist Tilmann Schorr bei der Stefan-Morsch-Stiftung als potenzieller Stammzellspender registriert. Damals war ein kleiner Junge – Maurice – erkrankt und in Sulzbach-Neuweiler wurde zur Typisierung aufgerufen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt.

Im August 2011 ließen sich nahezu 600 Menschen in Sulzbach-Neuweiler typisieren. Sie krempelten die Ärmel hoch und ließen sich ein paar Milliliter Blutabnehmen, die für die Registrierung in der Stammzellspenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung notwendig sind. „Ich bin damals mit meiner Mutter hingegangen. Es war wirklich nur ein kleiner Pik. Nach 20 Minuten war ich wieder zu Hause“, erzählt der junge Soldat, der nun drei Jahre später einem Menschen, von dem er aus datenschutzrechtlichen Gründen weder den Namen kennt, noch weiß wo er wohnt, helfen kann.

Emil Morsch, Vorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, erklärt: „Eine Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung - vielleicht schon nach wenigen Wochen, vielleicht nach wenigen Monaten – manchmal aber auch erst nach Jahren oder Jahrzehnten.“ Und so trägt der Aufruf für den kleinen Jungen heute Früchte: Tilman Schorr gibt mit seiner Stammzellspende einem Menschen die Chance, den Blutkrebs zu besiegen.

Doch bevor es soweit ist, musste der 21-Jährige sich gründlich untersuchen lassen: „Ich wusste immer, dass ich wenn ich mal als Spender in frage kommen, auch helfen will. Als es jetzt soweit war haben aber auch meine Familie, meine Freunde und meine Vorgesetzten mich sehr gut unterstützt. Bei der Voruntersuchung bei der Stiftung wurden dann meine letzten Bedenken ausgeräumt.“

Trotzdem hatte der Hauptgefreite, der sich in seiner Freizeit in der Nahkampf-Sportart Krav-Maga ausbilden lässt, eine unruhige Nacht: „Es war aber dann alles viel weniger schlimm als ich es mir vorgestellt habe.“ Heute weiß er, dass mit der Übertragung von Stammzellen der Patient ein neues blutbildendes System bekommt. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Oder die klassische Methode – die Knochenmarkspende . Dabei entnehmen Mediziner die Stammzellen aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark.

Schorr hatte sich für die periphere Blutstammzellspende entschieden: Dazu bekommt der Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.

Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Spender und Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.

Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Denn parallel zur Vorbereitung des Spenders wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Schorr, der die Entnahme gut überstanden hat, denkt an den Menschen, der nun seine Stammzellen bekommen hat: „Ich stelle mir keine konkrete Person vor. Aber ich weiß, dass das, was er durchmacht, höllische Schmerzen sein müssen.“ Der junge Soldat weiß, dass das Immunsystem des Empfängers komplett ausgeschaltet wurde – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Für den Patienten ist dies eine hoch belastende Therapie. Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance, aber: Es ist eine Chance! Ohne Menschen wie Tilman Schorr gäbe es diese Chance nicht.“


Die nächste Gelegenheit sich typisieren zu lassen:

Freitag, 11.04.2014, 16.00-20.30 Uhr, 66687 Wadern, Herbert-Klein-Halle, Nordring
Montag, 14.04.2014, 17.00 – 20 Uhr, 66649 Güdesweiler, Schützenhaus, Steinberger Str.
Dienstag, 15.04.2014, 17.00-20.00 Uhr, 66649 Oberthal, Dorfgemeinschaftshaus, Schulstraße
Dienstag, 22.04.2014, 17.00-20.30 Uhr, 66679 Losheim, Grunschule, Schulstraße 7
Freitag, 25.04.2014, 17.00-20.00 Uhr, 66636 Theley, Erw. Realschule, Am Schulzentrum
Dienstag, 06.05.2014, 16.00-20.00 Uhr, 66839 Hüttersdorf, Kulturhaus, Berliner Straße 19
Montag, 12.05.2014, 16.30-20.00 Uhr, 66822 Lebach, BBZ, Friedensstraße 4
Mittwoch, 21.05.2014, 16.00Uhr-20.00 Uhr, 66839 Schmelz, Ketteler Schule, Wilhelm-Busch-Straße 11
Mittwoch, 28.05.2014, 16.00-19.30 Uhr, 66287 Quierschied, Taubenfeldschule, Im Eisengraben

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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