Die letzte produzierende Dreifachwindmühle Europas

Blick von der Straßenseite
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Straupitz. Zurecht ist die Holländer-Windmühle in Straupitz im Spreewald Europäisches Kulturerbe. Das Mühlensterben wurde ja vielfach in der myheimat-Gruppe Mühlen beklagt. Aber im 19. Jahrhundert bewirkten die Industrialisierung, Bevölkerungswachstum und in der Landwirtschaft die Agrarreformen, Technisierung und Produktivitätssteigerung, dass bis in die 1920er Jahre viele Mühlen aufgeben mussten – die ja nur drei bis fünf Kiometer auseinander standen.
So erscheinen die übriggebliebenen Mühlen, erst recht die noch funktionierenden, als besondere Denkmale. Unter denen ragt die Straupitzer Mühle am nordwestlichen Ortsausgang heraus als Mahl-, Öl- und Sägemühle.
Die Kornmühle: Die Vorgängermühle, eine hölzerne Bockwindmühle, wurde 1850 durch den jetzigen Erdholländer ersetzt. Die voll funktionsfähige Technik dieser Kornmühle ist auf dem Stand der 1930er Jahre. Früher wurden damit 1,5 Tonnen Getreide verarbeiten. Die 25 Tonnen schwere Turmhaube ist frei drehbar, die mächtige Flügelwelle und das 3,20 Meter große Kammrad sind gut zu sehen. Beides wurde übrigens aus einheimischem Holz gebaut.
Die Sägemühle: Eine Sägemühle wurde im Jahre 1885 angebaut und ist wieder voll funktionsfähig. Stämme bis zu 45 cm Durchmesser schafft das Vertikalgatter, dickere Stämme bis zu einem Meter Durchmesser das Horizontalgatter von 1905. Das besitzt nur ein Sägeblatt, daher kann immer nur ein Brett oder eine Bohle gesägt werden. Da im Sägewerk keine Hebetechnik vorhanden ist, müssen die Baumstämme (können bis zu 1,00 m im Durchmesser sein) mit reiner Muskelkraft bewegt werden. Auch die Bohlen müssen per Muskelkraft vom Transportwagen heruntergenommen werden.
Die Ölmühle: Eine Ölmühle wurde im Jahre 1910 angelegt. Hier „wie vor hundert Jahren“ wird seit 1995 wieder Leinöl hergestellt nach „Müller Nitzschkes Art“. Durch das „Rösten“ erhält das Leinöl einen milden, leicht nussigen Geschmack. In der historischen Ölmühle musste der Ölmüller übrigens in einer normalen Schicht bis zu vier Tonnen an Masse bewegen.
Im Müllerhaus sind eine Restauration mit 40 Sitzplätzen und ein Shop untergebracht. Nur doert gibt es das Leinöl Spreewaldgold. Im Hof laden weitere Sitzpätze, Fahrradständer und Infoangebote zum Verweilen ein. Zum Beispiel eine Flügelwelle von 1881, die aus vier mächtigen Holzteilen zusammengesetzt wurde.
Die Mühle wurde im Jahre 1924 komplett auf Elektrobetrieb umgestellt. In der DDR wurde die Mühle ab Mitte der 1960er schrittweise stillgelegt. Der Verfall von Technik und Gebäude begann, 1984 wurde die Mühle unter Denkmalschutz gestellt, 1988 das gesamte Mühlenareal verkaufSechs Jahre später begann die Restaurierung: Die Ölmühle und die Sägemühle wurden wieder hergestellt. Der gesamte Mühlenkomplex wurde 2001/2002 komplett saniert: Sämtliche Maschinen generalüberholt, neue Haube und neue Flügel für den Mühlenturm. 2005 wurde der Turm mit Holzschindeln verkleidet, damit kein Regenwasser in den Turm eindringt. Bei ausreichendem Wind drehen sich die Flügel. Ab Windstärke vier können drei Maschinen in der Ölmühle und ab Windstärke sechs das Vollgatter in der arbeiten.
Die Mühle gehört seit 1998 der Gemeinde Straupitz und ist an den Mühlenverein Holändermühle e.V. verpachtet.

Mehr Infos und Bilder: www.windmuehle-Straupitz.de. Laasower Straße 11a, 15913 Straupitz, Telefon 035475 16997, Fax 035475 804673, info@windmuehle-straupitz.de

Der Spreewald lohnt sich für einen Urlaub oder ein langes Wochenende. Wer nur wenig Zeit hat, sollte in Straupitz auch den Kornspeicher, den Hafen, die Schlossanlage und die Schinkel-Kirche besichtigen, die man in einem so kleinen Dorf nicht erwarten würde.

Bürgerreporter:in:

Stefan Weigang aus Garbsen

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