Eine heilige und sündige Kirche

Wiespfarrer Msgr. Gottfried Fellner
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Weil mir die heilige Kirche von Kindesbeinen an lieb, teuer und wichtig ist, muss ich mich mit der sündigen arrangieren. Wie in allen anderen Lebensbereichen gilt: was ich liebe, das verlasse ich nicht, dem halte ich durch alle Höhen und Tiefen die Treue. Veränderungen sind nicht durch das billige Weglaufen, hier also das Verlassen der Kirche zu erreichen, sondern nur im Verbleib in ihr. Schließlich besteht sie nicht aus dem menschlichen und damit fehlerbehafteten Teil der Amtskirche allein, sondern in aller erster Linie dem Glauben: der Hinwendung zu unserem Dreieinigen Herrgott. Und ER ist es allemal Wert dass um Verbesserungen auch gerungen, ja fair und intensiv gestritten wird!

Gottlob bietet die Volksfrömmigkeit der Alpenregion viele Anlaufstellen. Für mich den Allgäuer Segenspfarrer Augustinus Hieber in Merazhofen www.augustinushieber.de und den Geißelheiland auf der Wies www.wieskirche.de.
Wer am gegenwärtigen Zustand der römisch-katholischen Kirche verzweifelt oder sich zum beginnenden synodalen Weg noch keine Meinung gebildet hat, ist – wie auch zu jeder anderen Gelegenheit – gut beraten, auf die Wies zu pilgern, denn Sonntag für Sonntag ist dort die Wortgewalt der Predigten des Wiespfarrer, Msgr. Gottfried Fellner, Richtung weisend und Kraft gebend.

Meine eigenen Berührungspunkte mit der sündigen Kirche sind – unter ausschließlich, wenn auch gravierendem finanziellem Gesichtspunkt – eher zu handeln, als ein besonders perfider Missbrauchsfall, mit dem ich journalistisch gegenwärtig konfrontiert bin.
So war der 19. Januar 2020, der 2. Sonntag im Jahreskreis, ein ganz besonderer Moment, als Msgr. Fellner in seiner authentisch glaubensstarken Art 1 Kor 1, 1 – 3 aus der 2. Lesung aufgriff und aufrüttelnd interpretierte, das mit auf den Weg gab, was bei so vielen leider lau gewordenen Klerikern derzeit nicht mehr zu finden ist.

Vor Kurzem sagte mir eine Gottesdienstbesucherin, dass sie große Schwierigkeiten beim Beten des Glaubensbekenntnisses hat. Sie könne nicht mitbeten bei: ich glaube an die eine, heilige, katholische Kirche! Beim Wort “heilig“ setze sie aus, nahm er seinen bodenständigen Einstieg, dem er das Bekenntnis folgen ließ: es gibt einen berechtigten Widerspruch, Einspruch gegen die Kirche.
Dieser Widerspruch, Einspruch ist dann gerechtfertigt, wenn das Evangelium von den Menschen, die miteinander Kirche sind, nur gebrochen gelebt, ja wenn es von ihnen bewusst missachtet und durch die Sünde pervertiert wird.
Die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit in der Kirche ist nicht neu, sie ist so alt, wie die Kirche selbst, resümierte Fellner weiter, um auf die Gemeinde von Korinth zu verweisen, an die der Apostel Paulus zwei Briefe geschrieben hat.
Diese war sehr lebendig, hatte sich gut entwickelt, war aber auch tief zerstritten.
Es kam zu Gruppenbildungen. Es ging bei der Feier der Eucharistie zum Teil chaotisch und lieblos zu. Manche Gemeindemitglieder führten miteinander Prozesse. Manche hatten sich nicht konsequent lösen können von ihrer heidnischen Vergangenheit. Es gab theologische Auseinandersetzungen bis dahin, dass Einige die Auferstehung der Toten leugneten.

Der Wiespfarrer legte weiter dar, dass Paulus diese Korinther in dem Abschnitt, der als Lesung seiner Predigt vorausging, trotz aller Missstände und Ärgerlichkeiten, die “Geheiligten“ (1 Kor 1,2) nennt. “Heilig“ meint hier jedoch nicht die moralische Vollkommenheit, von der die Korinthergemeinde ja weit entfernt war. Die Heiligkeit beruht nicht auf der menschlichen Leistung, sondern auf der Erwählung durch Gott. So seine Auslegung und daraus folgernd das Fazit: wir sind berufen in eine heilende, katholische, d. h. weltumfassende Kirche!

Heilige und sündige Kirche
Die Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit ist ärgerlich. Das Ärgerliche besteht darin, dass das Evangelium von den Menschen, die miteinander Kirche sind, nur gebrochen gelebt wird.
Dir Kirche bekennt Beides von sich.
Sie bekennt sich zum Wirken des Heiligen Geistes in ihr. Der Geist schenkt der Kirche Werke der Güte und Barmherzigkeit, des Friedens und der Einheit.
Die Kirche bekennt sich zugleich zu ihren Verweigerungen gegen den Heiligen Geist. Darum gibt es in ihr auch Härte und Ausgrenzung, gegenseitige Verletzungen und Trennungen, ja auch verabscheuungswürdige Missbrauchsfälle.
Die Kirche besteht aus Menschen und diese sind “Heilige“ in dem Sinne, das Gottes Liebe ihnen mitgeteilt wird, damit sie “heilend“ wirken und sie sind zugleich “Sünder“ in dem Sinne, dass sie der Gegenmacht des Bösen in ihnen nicht konsequent widerstehen.
Unmissverständlich tröstliche Worte ohne jede Beschönigung und ganz wesentlich, um zu verarbeiten, was in meinen Recherchen bewusst wurde, in der allgemeinen Medienpublikation und öffentlichen Wahrnehmung jedoch keinerlei Niederschlag findet: der signifikant hohe Anteil selbst Missbrauchter unter den Priestern, welche des Missbrauchs beschuldigt werden.
Haben diese Opfer keine Hilfe erfahren, sich in den dafür falschen Beruf geflüchtet, wurden
Täter und sind ebenso wie ihre Opfer von einer hier indiskutabel agierenden Institution Kirche im Stich gelassen?
Liegt hier ein Schlüssel gänzlich anders an die Aufarbeitung zu gehen?

Der weitere Predigtteil erhebt hierzu einen unerlässlichen Anspruch: Geduld mit der Schuld und Schwäche Anderer nämlich!
Ärger an der Kirche und Freude an ihr sind innerhalb der Kirche oft miteinander verbunden. Im Blick von “draußen“ kann der Ärger überwiegen, weil von dort die guten Werke, die der Geist schenkt, schwerer wahrzunehmen sind.
Nachrichten oder gar Schlagzeilen machen eher die Ärgernisse.
Das oft in alltäglicher Treue gelebte Füreinander und Miteinander von Menschen erregt weniger Aufmerksamkeit und wird oft erst in der Nähe erfahrbar.
Wo Menschen dem gelebten Evangelium nahe kommen, wird ihnen deutlich, dass sie sich der Person und Botschaft Jesu nicht öffnen können, ohne sich auch für die Menschen zu öffnen, mit denen sie durch die Botschaft und Person Jesu zusammengerufen werden.
So bleibt die Gefahr des Ärgernisses.
Zugleich gehört es zum gelebten Evangelium, das Menschen aus der Erfahrung eigener Schuld und Schwäche Geduld haben mit der Schuld und Schwäche des Nächsten.
Ein prominentes Beispiel dafür ist der Heilige Petrus. Er hatte im Abendmahlsaal vollmundig versprochen, Jesus bis in den Tod zu folgen. Doch als es dann zur Probe kommt, zeigt sich seine ganze Schwäche.
Nichts bleibt von seiner hochgemuten Bereitschaft, sein Leben für Jesus zu geben. Angst bestimmt sein Verhalten. Er will nur noch die eigene Haut retten. Petrus wird nach Ostern von Jesus dreimal nach seiner Liebe gefragt. Er antwortet beim dritten Mal beschämt: „“Herr, Du weißt Alles, Du weißt auch, dass ich Dich lieb habe!“. Er gesteht bescheiden ein, dass der Auferstandene um sein Versagen, aber auch um seine Liebe weiß. Die Erfahrung von Schuld hat Perus demütig gemacht (vgl. Joh 21, 15 – 17).

Angesichts des bevorstehenden synodalen Weges stellte der Wiespfarrer abschließend ab, auf ecclesia semper reformanda:
Paulus träumt nicht von einer makellosen “Kirche der Reinen“! Er sieht sehr nüchtern, wie Vieles in der Gemeinde schief liegt. Er bringt dennoch die Kraft und Reife auf, hinter all den Eifersüchteleien und Streitigkeiten eine tiefere Wirklichkeit zu sehen: diese Gemeinde, in der er so sehr “menschelt“, ist die Kirche Gottes.
Diese Menschen, die so inkonsequent und schwach sind, sind von Goff berufen.
Diese Menschen die so egoistisch und rücksichtslos sind, sind die “Heiligen“ Gottes.
Christen sind “Heilige“ und “Sünder“ zugleich, Menschen die Böses getan und Gutes unterlassen haben, die aber immer wieder versuchen, von ihren falschen Wegen umzukehren.

Braucht die Kirche eine Reformation?
“Ja! Aber keine Revolution wie 1517, an der in der Folgezeit Millionen getötet worden sind.
Aber eine Reformation, die braucht sie! Die Kirche versteht sich ja selbst als “ecclesia semper reformanda“, also de Kirche, die immer reformiert werden muss.
Die Umformung brauchen wir immer, als ständige Ausrichtung auf den Ursprung. Wenn Sie das Lechwasser in Lechbruck trinken, wird Ihnen vielleicht schlecht. Sie müssen den Fluss hinauf. An der Quelle, das schmeckt der Lech. So auch bei der Kirche: zurück zur Quelle!“.

Also nutzen Sie diese Quelle, denn beim Geißelheiland auf der Wies ist die Kirche ursprünglich und echt: auch durch das Wirken des Wiespfarrer. Gelt’s Gott dafür, Msgr. Gottfried Fellner und der gute Gott möge Ihnen wie uns noch viele Predigten schenken!

Erich Neumann, freier investigativer Journalist
über Kavalaris International Press Organisation https://kavalaris.press
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Wiespfarrer Msgr. Gottfried Fellner
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Wiespfarrer Msgr. Gottfried Fellner
Geißelheiland auf der Wies
Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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