Mit Gisela nach Dresden: Spaziergang ohne Besuch der Frauenkirche – die bekommen wir von Christl Fischer vorgestellt.

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Zuerst schauen wir uns mal das unbeschädigte Original dieser Stadt an und gehen in den Zwinger, der Höhepunkt und einzigartiges Meisterwerk des höfischen Barock ist. Am besten ist es, ihn durch das Kronentor zu betreten. Es ist ein Platz von prachtvollen Bauten umstellt, die wie die festlich geschmückten Wände eines riesigen Festsaales unter freiem Himmel wirken. Der Name geht auf die frühere Festungs- und Zwinganlage zurück, die hier stand. August wählte das Gelände für den Bau einer Orangerie aus, die zu dieser Zeit alle Fürsten hatten. Diese aber sollte die größte und schönste sein. Sie wurde von 1710 – 1732 unter der Leitung Pöppelmanns gebaut. Die vielfältigen Formen der Architektur zeigt sich an der Langgalerie, an den sich spiegelbildlich ergänzenden Pavillons, an der Bogengalerie und am Nymphenbad. Im Krieg total zerstört, wurde der Zwinger bis 1964 wieder aufgebaut, aber die Renovierung nimmt kein Ende. Der saure Regen frisst immer wieder die Nasen und Ohren der Sandsteinfiguren ab.
In den Pavillons und Galerien bewahrt Dresden seine Kunstschätze auf, in der Langgalerie die weltberühmte Sammlung mit chinesischem und Meißner Porzellan. Ein Glockenspiel mit vierzig Meißner Porzellanglocken gab dem anschließenden Pavillon seinen Namen. Im Mathematisch-Physikalischen Salon sind naturwissenschaftliche Instrumente des 13. –19. Jahrhunderts zu sehen, darunter Globen und eine Uhrensammlung. Die Gemäldegalerie Alter Meister baute gut einhundert Jahre später Gottfried Semper und schloss damit die bis dahin noch offenen Seite des Zwingers.

Dort hängen Canalettos wunderbare Veduten, die Dresden 1748, zur Zeit August II. zeigen. Das bekannteste Canaletto-Gemälde zeigt den Blick über die Elbe auf Schloss und Hofkirche. Die werden wir uns jetzt anschauen. So sah Dresden aus bis zum 13. Februar 1945.

An diesem Tag versank die Stadt im Bombenhagel und Flammenmeer. 35. 000 Menschen wurden getötet. Vermutlich noch mehr, da viele Flüchtlinge in der Stadt waren. Was den Feuersturm in der Innenstadt überstand war der Fürstenzug, der aus Meisnerkacheln gebrannt ist und der Goldene Reiter, der in Ziegel eingepackt war.

Alle anderen historischen Gebäude, die wir heute sehen, wurden während der DDR-Zeit wieder aufgebaut, außer der Frauenkirche, die erst nach der Wende wieder in neuem Glanz aus der Asche entstand. Der Neuaufbau des restlichen Dresdens musste ohne Rücksicht auf die Struktur der Stadt und ihrer kulturellen Traditionen geschehen. Es gab in der Ehemaligen DDR extreme Wohnungsnot, so dass die Unterbringung der Menschen Vorrang hatte. Die normierte Plattenbauweise, mit der man schnell Wohnungen schaffen konnte, zerstörte „Elbflorenz“ zum zweiten Mal. Sein Charme wurde zubetoniert. Die Dresdner selbst waren froh über jede Ruine die stehen blieb, weil sie einen Betonklotz mehr verhinderte. Schaut auch auf das neue Dresden vom Rathausturm.

Trotz aller Widrigkeiten ist Dresden heute wieder eine Kulturmetropole Europas. Es hat auf allen Gebieten der Kunst absolute Spitze zu bieten.

Wir haben heute den ganzen Tag Zeit hier in Dresden rumzubummeln. Auf jeden Fall lohnt sich auch ein Besuch der Inneren Dresdner Neustadt über die Augustusbrücke. Auf der anderen Seite begegnen wir dem Goldenen Reiter. Er stellt August den Starken dar, der in der Haltung eines Cäsaren auf kurbettirrendem Pferd stadtauswärts reitet. Ohne Reiter und sein Sohn Friedrich August II., wäre Dresden nie diese bedeutende Kunstmetropole geworden. August der Starke – er war tatsächlich so stark, dass er mit bloßer Hand Hufeisen verbog – wurde 1694, im Alter von 24 Jahren, Kurfürst von Sachsen.

Viele Touristen kennen sie gar nicht, die Dresdner Neustadt, die bis 1685 Altendresden hieß. Nach einem Stadtbrand wurde es als „Neue Stadt bey Dresden“ aufgebaut. Pöppelmann und George Bähr sind die Architekten der Dreikönigskirche mit den hellen Sandsteinmauern und dem Mansardendach. Sie hat einen städtisch-intimen Charakter wie die ganze Gegend. Zwischen Haupt-, Königs- und Friedrich-Engels-Straße findet man noch ein Stück altes Dresden mit Putz- und Ziegelfassaden, Türmchen, Erkern, Gartenpavillons, Cafes, Kneipen und kleinen Läden. Alle Stile sind vertreten: Barock, Romantik, Jugendstil früher im bröckelndem Grau kaum erkennbar, jetzt wieder frisch herausgeputzt.

Das repräsentative Dresden liegt allerdings auf der Elbseite, wo wir uns gerade befinden. August der Starke ließ sich drei Jahre nachdem er Kurfürst von Sachsen geworden war zum König von Polen krönen. Sein aufwendiger Lebensstil, seine Leidenschaft für Kunst und schöne Frauen und seine Absicht, Dresden zu einer Perle der Städte zu machen, kosteten viel Geld. Er verkaufte Teile seines Landes und einige Zehntausende seiner Untertanen als Soldaten an fremde Fürsten.

Die besten Architekten aus Italien und Deutschland ließ er rufen und wählte mit einem sicheren Blick den jungen Pöppelmann aus, der ihm das Dresden baute, das er erträumte.

An den Zwinger grenzt der Theaterplatz, einer der schönsten deutschen Plätze überhaupt. Darauf sehen wir ein Reiterdenkmal. Es ist König Johannes. Als Monarch ist er nicht so bekannt geworden, aber als Danteforscher.

Hinter dem Reiterdenkmal steht die Semperoper. Die dritte mittlerweile. Die erste wurde 1841 von Semper als Hoftheater gebaut. Sie brannte 1869 ab. Die zweite vom selben Baumeister im Stil des italienischen Hochbarocks wurde im Februar 1945 total zerstört. Auf den Tag genau 40 Jahre später, am 13. Februar 1985, öffnete die dritte Semperoper ihre Pforten. Fast originalgetreu, auch bei der prächtigen Innenausstattung, war dieser Neuaufbau zugleich ein Stück Wiedergeburt des alten Dresdens. Sie besitzt eine hervorragende Akustik, die besser ist als die der Mailänder Scala.

Mehrere Baustile sind auf dem Theaterplatz zu sehen: das barocke Taschenbergpalais von Pöppelmann, die klassizistische Altstädter Wache von Friedrich Schinkel, der neugotische Cholerabrunnen, auch von Semper und italienisches Hochbarock die Kathedrale, besser bekannt als Katholische Hofkirche. August der Starke hatte sie 1738 bei dem römischen Architekten Chiaveri in Auftrag gegeben. Sie wurde 1755 unter Sebastian Wenzel vollendet. Die Prozessionen fanden in dem überwiegend protestantischen Dresden im Inneren der Kirche statt. Deshalb auch die ungewöhnlich breiten Seitenschiffe. Sehenswert ist die geschnitzte Kanzel und hörenswert die Silbermannorgel. In der Gruft mit den Sarkophagen sächsischer Fürsten steht auf einer Konsole die Urne mit dem Herzen August des Starken. Sein Leichnam wurde in Krakau beigesetzt. 1945 ist auch die Hofkirche ausgebrannt, aber der 85,5 m hohe Turm blieb stehen. Inzwischen wurde die ganze Kirche restauriert. Die Nepomuk-Kapelle ist eine Gedenkstätte „Für die Opfer des 13. Februar 1945 und aller ungerechten Gewalt“

Gebaut hatten die Kathedrale italienische Gastarbeiter. Ihre Unterkünfte waren gleich nebenan im „Italienischen Dörfchen“. Ein Restaurant mit gleichem Namen und einer wunderschönen Toilette erinnert daran.

Das Schloss war zu meiner Zeit immer noch eine Kriegsruine. Nur das Georgentor war wieder hergestellt. Ebenso der lange Gang am Stallhof aus dem 16. Jahrhundert, an dessen Außenseite sich der berühmte 102 m lange Fürstenzug befindet, der im 19. Jahrhundert von Wilhelm Walter in Sgraffitotechnik gemalt und auf 25.000 Meißner Porzellanfließen übertragen wurde. Für den Wiederaufbau fehlten in der Nachkriegszeit die finanziellen Mittel, so dass man sich auf einige erste Notmaßnahmen beschränkte: die teilweise Wiederherstellung des Schlossturmes, die Sicherung des Pretiosensaales, die Wiederherstellung des Löwentores, die Sicherung der Ruine Taschenbergpalais und die Beseitigung der gröbsten Schäden im Stallhof. Zwischen 1963 und 1966 wurde der Georgenbau wieder aufgebaut. Erst im Jahr 1986 begann der eigentliche Wiederaufbau des Residenzschlosses. Das Ziel war, hier neue Museumsräume für die Staatlichen Kunstsammlungen zu schaffen. Wegen Mangel an Geld, Material und Personal ging der Aufbau nur schleppend voran. Die Räume des Grünen Gewölbes, deren historische Ausstattung zum Teil noch erhalten war, hatte man schon vorher zum Teil rekonstruiert. Teile der Ausstattung des Silber- und Elfenbeinzimmers waren im Albertinum ausgestellt. Der Hausmannsturm erhielt im Jahr 1991 seine 30 m hohe und 21 t schwere Haube mit der 6 m hohen Wetterfahne zurück. Der Wiederaufbau des prächtigen Renaissance-Schlosses wurde auch genutzt, um frühere Grundrisse und Fassaden zu rekonstruieren, die bereits vor 1945 nicht mehr bestanden. So sehen wir im Großen Schlosshof wieder, wie im Jahr 1557, herrliche Sgraffito-Malereien an den Renaissance-Fassaden. Die Außenfassaden blieben im Neorenaissance-Stil von 1901. Einige der Prunkzimmer und Säle und die Schlosskapelle wurden originalgetreu wiederhergestellt - der Große Ballsaal in der Fassung von 1855. Zur 800-Jahr-Feier Dresdens im Jahr 2006 war das Residenzschloss äußerlich fast fertig gestellt (der Wiederaufbau wird insgesamt etwa 500 Mio. EUR kosten). Seitdem zogen nach und nach das Grüne Gewölbe, das Münz-Kabinett und die Mittelalter-Abteilung der Skulpturensammlung aus dem Albertinum, sowie die Rüstkammer aus der Sempergalerie und das Kupferstichkabinett aus der Kunstgewerbeakademie in das Schloss um. Das Historische Grüne Gewölbe konnte wieder in die ursprünglichen Schatzkammer-Räume des Westflügels einziehen, während das Neue Grüne Gewölbe modern ausgestattete Räume erhielt. Auch der Ostflügel des Residenzschlosses an der Schlossstraße ist inzwischen weitgehend fertiggestellt.

Auf der weiten Fläche des Neumarktes, vor 1945 ein malerischer Platz, stand zu meiner Zeit allein die Ruine der Frauenkirche als eindrucksvolles Mahnmal gegen den Krieg. Sie war Treffpunkt junger Christen zur Zeit der politischen Wende im Herbst 1989. Einen Bericht über die wiederaufgebaute Frauenkirche von Christl Fischer unter: http://www.myheimat.de/friedberg/beitrag/89760/all...

Die Brühlsche Terrasse ist in ihrer Eleganz ganz und gar barock. Der berühmt-berüchtigte Graf Heinrich von Brühl, Minister und Vertrauter August II., erhält 1738 das Gelände auf der ehemaligen Festungsmauer von seinem König geschenkt und verwandelt es in einen Lustgarten, wovon nur der Delphinbrunnen erhalten blieb. Im Zentrum der Terrasse steht die Hochschule der Bildenden Künste. Das Moritz-Monument ist das älteste Denkmal Dresdens. Im Inneren der Terrasse, in den alten Kassematten, experimentierte Böttger, der Erfinder des Meißner Porzellans, in einer Schmelzküche 1707.

In der Galerie Neue Meister im Albertinum sind Werke der Romantik, des Biedermeier, Impressionismus, Expressionismus.

Die Kreuzkirche am Altmarkt ist Dresdens älteste Kirche. Sie wurde im frühen 13. Jahrhundert erbaut. Ihre barocke Gestalt erhielt sie im 18. Jahrhundert nach totaler Zerstörung im Siebenjährigen Krieg.

So, der kleine Spaziergang ist hier beendet.

Bürgerreporter:in:

Gisela Görgens aus Quedlinburg

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